Stauffenberg-Attentat
2.Weltkrieg: Eine Grenchnerin hat fast Weltgeschichte gemacht

Hedwig Moll-Obrecht, setzte sich für die Familie von Graf von Stauffenberg ein. Sie versuchte dem Attentäter und seiner Familie ein Asyl in der Schweiz zu ermöglichen. Ihre Bemühungen scheiterten jedoch schlussendlich.

German Vogt
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Ehrengarde neben Porträt von Claus Schenk Graf von Stauffenberg - dem Attentäter den die Grenchnerin zu schützen versuchte (Archiv)

Ehrengarde neben Porträt von Claus Schenk Graf von Stauffenberg - dem Attentäter den die Grenchnerin zu schützen versuchte (Archiv)

Keystone

Am Jahrestag des Stauffenberg-Attentats auf Hitler vom vergangenen 20. Juli machte die NZZ bekannt, dass eine Grenchnerin, Hedwig Moll Obrecht, das Terrain für ein Schweizer Asyl für Stauffenbergs Familie sondierte. Der 20. Juli 1944, der Tag, an dem Claus Schenk Graf von Stauffenberg das (leider gescheiterte) Attentat auf Hitler verübte, ist in die Weltgeschichte eingegangen. Unbekannt waren bis jetzt die Bemühungen einer Grenchnerin, der Frau des Attentäters und ihren vier Kindern, ein Asyl in der Schweiz zu gewähren. In der NZZ-Ausgabe vom 20. Juli lüftet Guido Koller, langjähriger Mitarbeiter des Bundesarchivs, dieses Ereignis.

Tochter des Bundesrats

Die Initiantin des Vorstosses ist die Tochter des Grenchner Bundesrates Hermann Obrecht, Hedwig Moll-Obrecht (1912–1983), verheiratet mit dem Filialleiter der Kantonalbank in Grenchen. Nach der Absolvierung des Gymnasiums studierte sie ein Heidelberg. Dort lernte sie die Gräfin Nina von Lerchenfeld, die spätere Gattin von Claus von Stauffenberg, kennen. Während ihres ganzen Lebens pflegte Hedwig Moll den Kontakt mit «ihrer lieben Freundin». Sie schlug dem Leiter der Polizeiabteilung, dem in Historikerkreisen umstrittenen Heinrich Rothmund vor, im Falle eines Asyls ihre Freundin und ihre Kinder im väterlichen Rebhaus des Weinberges in Vaumarcus (NE) zu beherbergen.

Doch es war unmöglich, dieses Vorhaben umzusetzen. Mit den anderen Gattinen der Attentäter erlebte Gräfin von Stauffenberg bis zum Kriegsende eine «Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager». Hier ist noch zu vermerken, dass Nina Stauffenberg im Januar 1945 ihr fünftes Kind zur Welt brachte. Nach dem Kriegsende kam sie endlich frei.

Einladung nach Grenchen

1946 lud Hedwig Moll ihre Freundin nach Grenchen ein. An Gesprächsstoff dürfte es den beiden Frauen sicher nicht gefehlt haben. Noch ein paar weitere Angaben zur jetzt prominenten Grenchnerin: Die Ehe blieb kinderlos und so engagierte sich Hedwig Moll während des Krieges im Komitee des Frauen-Hilfsdienstes; dann war sie eine eifrige Kämpferin für die Einführung des Frauenstimmrechtes. In dieser Eigenschaft war sie Präsidentin der Sektion Solothurn der SAFFA (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit); in der Sektion Grenchen des Roten Kreuzes widmete sie sich vor allem dem Kinderhilfsdienst. Als Mitglied der reformierten Pfarrei gehörte sie der Baukommission des Kirchgemeindehauses an.