An der gemeinsamen 1.-Mai-Feier der SP Grenchen, der SP Lengnau und der Gewerkschaften hielten die JUSO-Präsidentin und Berner Grossrätin Tamara Funiciello und der Solothurner SP-Nationalrat Philipp Hadorn flammende Reden.
Für die diesjährige 1.-Mai-Feier haben sich die SP Lengnau, die SP Grenchen und die UNIA zusammengeschlossen: Wie im letzten Jahr marschierte eine Gruppe von rund 50 Personen von Grenchen nach Lengnau, um die Verbindung der beiden Ortschaften und die gute Zusammenarbeit der Parteien und der Gewerkschaft aufzuzeigen.
Im Schulhaus Dorf fand die gemeinsame 1.-Mai-Feier statt. SP-Nationalrat Philipp Hadorn hielt nach einer Begrüssung durch Grenchens SP-Präsidentin Angela Kummer und Lengnaus SP-Präsidentin Margrit Gatschet seine Ansprache.
Das Motto «Mehr zum Leben», das beinhalte die Forderungen nach mehr Lohn, mehr Rente, mehr Lohngerechtigkeit, mehr Gleichstellung, mehr Prämienverbilligung, mehr Lohnschutz «und mehr Zeit für uns selber.» Das sei auch dringend nötig, machte Hadorn in seiner Ansprache klar. «Der Stress am Arbeitsplatz nimmt gnadenlos zu, kaum jemand von uns kennt nicht jemanden, der oder die ein Burnout erlebte, ältere Menschen werden aus dem Arbeitsmarkt verdrängt, während andere gleichzeitig das Rentenalter erhöhen wollen, der Klimanotstand blieb viel zu lange unbeachtet, bis endlich Massen Jugendlicher deswegen auf die Strasse gehen.»
Hadorn geisselte, dass der CEO der SBB, eines Betriebes, der dem Bund, also uns allen gehört, einen siebenstelligen Lohn erhalte, dieser aber gleichzeitig die Erschwerniszulage und damit die Löhne der Schwächsten im Unternehmen kürze. Der SP-Nationalrat sagte weiter: «Soziale Sicherheit ist nicht einfach eine Option, sondern es ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben.» Aber sie sei nicht gratis. «Soziale Sicherheit kostet etwas, und damit wir sie bezahlen können, braucht es angemessene, gerechte Steuern.» Hadorn warb für ein Ja bei der AHV- und Steuervorlage des Bundes und machte klar, dass die Tiefsteuerstrategie im Kanton Solothurn nicht zielführend sei: «Die öffentliche Hand verliert Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich.»Damit die Gemeinden mitmachten, schenke ihnen der Kanton aus seinem Vermögen ein Zückerchen, das sich innert sechs Jahren auflöse. Steuererhöhungen und Leistungsabbau seien unumgänglich. Ein deutliches Nein zu diesem Finanzloch sei zwingend.
Noch-Juso-Präsidentin Tamara Funiciello machte ihrem Ruf alle Ehre: Statt wie üblich ihre Rede mit einem Witz zu eröffnen, verurteilte sie die Sprengung der Briefkästen von SP- und JUSO- Mitgliedern in Solothurn aufs Schärfste. «Wenn ihr eine von uns angreift, dann greift ihr uns alle an. Wir hören nicht auf, anzuprangern, und wir verschwinden nicht. Und wir lassen uns schon gar nicht von solch niederträchtigen und feigen Aktionen und ein paar Halbstarken einschüchtern.»
Funiciello rief in Erinnerung, dass die Rechte, der Faschismus, überall erstarke, nicht nur in Europa. Die Linke müsse den Kampf wieder aufnehmen, auf die Strasse gehen, denn wo sie einknicke, habe man verloren. Und sie müsse klare Antworten bieten und solidarisch sein. «Die Geschichte zeigt, wo die Linke und Gewerkschaften keine Alternative mehr sind, weil sie zu weit in die Mitte rücken, da siegt die Rechte.»
Ihre Antwort sei der Feminismus, so Funiciello. Sie rief zum Frauenstreik am 14. Juni auf und erklärte, sie sei wütend. «Ich habe die Nase voll von Homo- und Transphobie, von Antifeminismus und Frauenhass, von Diskriminierung und Gewalt.» Feminismus bedeute Klassenkampf. «Wir wollen nicht nur die Hälfte des Kuchens, wir wollen die ganze Bäckerei!»