Viele ausländische Firmen investieren in der Schweiz, darunter finden sich auch sieben chinesische Firmen. Ein Überblick
Es war die bisher grösste chinesische Übernahme eines westlichen Unternehmens. 2016 hat ChemChina den Basler Konzern für 43 Milliarden Dollar gekauft – dank einer chinesischen Staatsgarantie. Vor allem die Patente des Agrochemiekonzerns auf Saatgut sind für China interessant. Sie sollen die Landwirtschaft produktiver machen. In der Schweiz beschäftigt Syngenta knapp 3000 Angestellte – und zählt somit zweieinhalbmal so viele Mitarbeitende wie in China.
Der chinesische Konzern HNA hat sich nach dem Ende der Swissair mehrere ehemalige Töchter der Schweizerischen Fluggesellschaft einverleibt. 2016 übernahm der Konzern des chinesischen Milliardärs Chen Feng die Flugzeugwartungsfirma SR Technics. Zusammen mit Swissport (Bodenabfertigungsdienste) und Gategroup (Essenszulieferer) sind die Chinesen damit im Besitz von drei ehemaligen Swissair-Firmen. Wegen der zu schnellen Expansion kam es bei HNA zu Liquiditätsengpässen. Darauf trennte sich der Konzern von diversen Investments. Ein angekündigter Börsengang von Gategroup wurde wieder abgeblasen.
2016 kauft der chinesische Hersteller Haers das Traditionsunternehmen Sigg. Der Kaufpreis für den Flaschenhersteller mit Sitz in Frauenfeld habe 16,1 Millionen Franken betragen. Die chinesische Firma, die selber Trinkflaschen produziert, will mit dem Zukauf die Expansion des Geschäftes mit hochwertigen Trinkflaschen beschleunigen. Die Kultflaschen aus Aluminium von Sigg sollen dabei helfen. Die Traditionsfirma Sigg ist schon seit 2003 nicht mehr in Schweizer Hand, zuletzt war sie im Besitz der New Yorker Beteiligungsgesellschaft Riverside.
Die chinesische Haidian-Gruppe des Unternehmers Hon Kwok Lung kaufte 2011 den Solothurner Uhrenhersteller für geschätzte 10 bis 15 Millionen Franken. Heute heisst die Firma Citychamp Watch & Jewellery Group. 2013 verleibte sich Citychamp auch noch die Neuenburger Uhrenfabrik Corum ein. In der Folge kam es bei Eterna wiederholt zu einem Stellenabbau. Laut NZZ ist Eterna derzeit führungslos. Jérôme Biard habe das Unternehmen nach nur eineinhalb Jahren im Amt verlassen – es ist bereits der sechste CEO-Wechsel in den knapp acht Jahren seit der chinesischen Übernahme.
Seit Oktober 2015 gehört das Hotel Palace in Luzern dem chinesischen Investor Yunfeng Gao. Er hat das Fünfsternehaus vom Immobilienfonds der Credit Suisse abgekauft. Der Kaufpreis wurde nicht kommuniziert, in Luzern werden 40 Millionen Franken kolportiert. Derzeit investiert Gao 100 Millionen Franken in die Sanierung des Hotels. Gao gehört der chinesische Technologiekonzern Han’s Laser. Zu seinem Besitz in der Schweiz zählt nebst dem Palace in Luzern das Hotel Titlis Palace in Engelberg sowie die Frutt Lodge auf der Melchsee Frutt.
Die 1851 in Schönenwerd (SO) gegründete Firma für Schuhe und Bekleidung gehört seit 2018 mehrheitlich der Shandong-Ruyi-Gruppe. Die chinesische Firma zählt zu den grössten Textilunternehmen Chinas und will Bally als Luxusmarke stärken. Der Kaufpreis wurde nie kommuniziert, wird aber auf 700 Millionen Dollar geschätzt. Qiu Yafu, Chef von Shandong Ruyi, will mit seinem Konzern den europäischen Luxusriesen wie LVMH oder Richemont die Stirn bieten. Zuletzt gehörte Bally der deutschen Holding Jab Luxury, die nun noch eine Minderheitsbeteiligung hält.
2016 kaufte ChemChina für 925 Millionen Euro das deutsche Unternehmen Krauss-Maffei, zu dem auch die Glarner Maschinenfabrik Netstal gehört. Der Präsident von ChemChina, Ren Jianxin, liess es sich daraufhin nicht nehmen, zusammen mit einer Delegation chinesischer Manager den Neuerwerb in Näfels höchstpersönlich in Augenschein zu nehmen. Damit gelang den Chinesen etwas, bei dem Christoph Blocher zweimal scheiterte. Der SVP-Doyen versuchte 1998 und 2001 vergeblich, die Firma Netstal zu kaufen. (rom)