Café Fédéral
Als wäre es ein Spiel: Munteres Schuld-zu-Schieben beim Gasmangel

Wer ist schuld, wenn der Schweiz das Gas ausgeht – abgesehen vom russischen Präsidenten? Die Verantwortlichen zeigen schon jetzt mit dem Finger aufeinander.

Maja Briner
Maja Briner
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Die Schweiz muss sich darauf vorbereiten, dass Putin den Gashahn zudreht.

Die Schweiz muss sich darauf vorbereiten, dass Putin den Gashahn zudreht.

Bild: Keystone

Es gibt ein Spiel, das in der Schweiz meisterhaft beherrscht wird. Gäbe es eine WM dazu – wir hätten intakte Chancen. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass die lokalen Gegebenheiten uns einen kleinen Vorteil verschaffen.

Das Ziel des Spiels: Man schiebt die Schuld einem anderen Akteur zu – und zwar möglichst, bevor der Schaden eingetreten ist. Das Ganze soll so elegant wie möglich geschehen, damit die eigene Weste weiss bleibt.

Wie das geht, zeigt sich derzeit geradezu exemplarisch beim Thema Gasversorgung. Der Präsident der Gasnetzgesellschaft Swissgas schob präventiv dem Bund die Schuld in die Schuhe für den Fall, dass es zu einer Mangellage kommt. Der Gasverbands-Präsident wiederum verwies auf die Wettbewerbskommission, die eine schnelle Beschaffung verhindert habe. Weitere Beispiele gäbe es zuhauf.

Selbst im Bundesrat sind praktischerweise zwei Mitglieder involviert, die sich bei Bedarf die heisse Kartoffel hin- und herschieben können. Das ist eine tolle Ausgangslage für das «Der andere ist schuld»-Spiel, denn dieses klappt besonders gut, wenn die Verantwortung auf viele Schultern verteilt ist.

Regeln gibt es nur wenige: Gespielt wird manchmal jeder gegen jeden, manchmal in Gruppen; kleinere Fouls sind an der Tagesordnung. Verpönt ist nur eines: den Song «Gebt uns ruhig die Schuld» von den Fantastischen Vier zu singen. Das wäre ja noch schöner, wenn jemand die Schuld freiwillig auf sich nähme.