Am Wochenende kehrte der lange Zeit verschollene Rütiger Dorfbrunnen zurück. Sorgfältig wurde die tonnenschwere Last aus Jurakalkstein abgeladen und wieder an den ursprünglichen Ort hingestellt. Die Rütiger Brunnengesellschaft 1764 will damit ein kulturelles Zeichen setzen.
Kaspar Haupt
Irgendeinmal hatte der alte Dorfbrunnen im 19. Jahrhundert ausgeplätschert. Von den Dorfbewohnern kaum noch beachtet, geschweige denn benötigt, begann der Exodus des steinernen Wasserbehälters an den Rebrain. «Zwar zweckentfremdet, aber dienlich als Schutz der Zeiger im Scheibenstand der alten Schiessanlage», erzählt Heinz Siegenthaler, Präsident der Rütiger Brunnengesellschaft 1764. Mit dem Betrieb der neuen Schiessanlage geriet der alte Dorfbrunnen in Vergessenheit, wurde in einer Grube entsorgt und zugedeckt, soweit die mündlichen Überlieferungen.
Der Brunnenkopf blieb unauffindbar
Im neuen Jahrtausend besann man sich auf die Pflege des kulturellen Erbes und stellte Erkundigungen an über den Verbleib des Dorfbrunnens von 1764. Nach Aufspürung des steinernen Reliktes erfolgte am 6. Juni 2006 die Gründung der Brunnengesellschaft 1764 am Fundort des Brunnens im Thäli, Rüti. Allerdings konnten nur zehn Einzelteile, Fragmente des Brunnens, geborgen werden. Der Brunnenkopf blieb unauffindbar.
Der Ratschlag des Fachmannes Heinz Lehmann, Steinbildhauer aus Leuzigen, Bestehendes zu erhalten, wo nötig zu ergänzen, und mit den technischen Möglichkeiten wieder als Ganzes erstehen zu lassen, wurde befolgt und die Rütiger Brunnengesellschaft machte sich professionell an die Arbeit, mit Eingaben bei der Gemeinde, der Denkmalpflege, dem Heimatschutz. Der Vorstellung des ehrgeizigen Projektes, die geschichtliche Prägung von Rüti zu reaktivieren und am Brunnenstandort die Schaffung einer Begegnungszone im Zentrum folgte die Publikation des Baugesuches.
Die Urform rekonstruiert
Am 17. April 2009 ging die Baubewilligung vom Regierungsstatthalter Rolf Widmer ein. Und dann ging alles ganz schnell, ob wohl die Finanzierung noch nicht abgesichert ist - man rechnet mit ungefähr 70 000 Franken. Bereits am Samstag, 25. April, begannen Aushub, Grabarbeiten für Fundamente Elektro-Installationen wurden angepasst und erweitert und Schächte für das Abwasser gesetzt für den Fixtag am 23. Mai 2009.
Die Stunden der Fronarbeiten sind kaum zu zählen. Während sich die Brunnengesellschaft 1764 im Vorfeld noch um das Administrative kümmerte, hatte Steinbildhauer Lehman inzwischen das Puzzelspiel begonnen, das Zusammensetzten der Brunnenteile. Die Teile wurden positioniert und zusammengeklebt, wo nötig Ergänzungen vorgenommen. In rund 300 Stunden Arbeit hatte Lehmann wieder die Urform des Brunnens rekonstruiert. Den neuen Brunnenkopf fertigte er aus Liesberger Kalkstein an.
Aufmerksamer Zuschauer bei der Montage war alt Bundesrat Sämi Schmid. Er war stolz auf den Einsatz der Rütiger, die mit dem Brunnen im Dorf ein kulturelles Zeichen setzen wollen. Der Rütiger Ehrenbürger und die Brunnengesellschaft 1764 freuen sich schon auf die Einweihungsfeier am 6. Juni 2009, wenn es dann tönt: «Nun rauschest du bald jubelhell und singst aus deinem tiefen Quell, des Dorfes alte Tage.»