Am Baggersee bei Meienried ists wieder gemütlich. Die zuständigen Behörden haben den Exhibitionisten und Spannern das Handwerk gelegt – mittels richterlichem Verbot. Und mit Erfolg, wie es scheint.
Denise Gaudy
Kinderkreischen, Hundegebell, Plantschen im Wasser: So tönts diesen Sommer wieder vom Baggersee her zwischen Meienried und Büren. Die Uferzonen und Badesträndchen rund um das Seeländer Idyll sind wieder bevölkert von Kindern und Eltern, Cliquen von Teenagern, Rentnern, Hundespazierenden, Reiterinnen und rastenden Wanderern und Bikerinnen. Die unliebsamen Gäste - sprich Exhibitionisten und Spanner, die noch vor zwei Jahren ahnungslosen Ausflüglern die Sommerlaune tüchtig vermiest hatten, scheinen sich verzogen zu haben.
Die Strategie der zuständigen Gemeindebehörden hat sich offensichtlich bewährt: den Nudisten mittels richterlichem Verbot auf den Leib zu rücken, und die Einhaltung dessen regelmässig zu kontrollieren. Meienrieds Gemeindepräsidentin Susanne Gilgen bestätigt: «Bis jetzt sind keine Reklamationen von Dorfbewohnern mehr eingegangen. Auch unsere Tochter, die öfters mit dem Hund an den Baggersee zum Schwimmen geht, hat von keinen unliebsamen Begegnungen erzählt.»
Nur für Mutige
Tatsächlich hatten bis zum Sommer 2007 gerade junge Familien und Spaziergängerinnen die Gegend rund um den Baggersee mehr und mehr gemieden. Immer wieder schlichen nämlich entlang des Rundweges um den Badeteich Männer im Adamskostüm durchs Dickicht und scheuten sich nicht, sich zu präsentieren, sobald sie ein weibliches Opfer gesichtet hatten. Grund genug für einige Anwohnerinnen, aufs Schwimmen, Sonnenbaden und Picknicken am Baggersee gänzlich zu verzichten.
Ebenso mieden sie die grosse Wiese entlang der Alten Aare südlich des Baggersees, auf Dotziger Boden, war diese doch zu einem beliebten Treffpunkt für ausschliesslich männliche Liebhaber der Freikörperkultur geworden, die sich auch nicht scheuten, ihre Lust im hohen Gras oder im Schilf auszuleben. Zwar wird diese Wiese im Internet auf einer einschlägigen Seite für «schwule Naturisten und FKK-Anhänger» immer noch als Tipp aufgeführt - allerdings nur für «Mutige», da es sich offensichtlich auch in diesen Kreisen herumgesprochen hat, dass Nacktbaden rund um den Baggersee grundsätzlich verboten ist.
«Wieder eine Oase»
Erst seit diesem Sommer suchen Patrick und Corinne Hosmann mit Sven regelmässig Erholung am Meienrieder Seelein. Die drei bekräftigen, hier noch nie einen Spanner oder Exhibitionisten gesehen zu haben oder belästigt worden zu sein. «Und die Naturisten, die sich auf der oberen Seite des Teichs aufhalten, stören ja niemanden», ergänzt der Grenchner.
Manfred Segessenmann, einer der beiden gemeindepolizeilich beauftragten Aufseher am Baggersee, bestätigt den Eindruck der jungen Leute: «Der Baggersee ist wieder eine Oase, jedenfalls was den Wildwuchs der Nacktbaderei angeht. Auf den Kontrollgängen haben wir die Erfahrung gemacht, dass es reicht, die Fehlbaren auf das richterliche Verbot hinzuweisen, das seit dem Sommer 2007 auch FKK einschliesst .
Ohne Widerstand zu leisten haben sie sich daraufhin jeweils angezogen und sind weggegangen.» Was die erwähnten Naturisten angeht: «Mit ihnen haben wir ein gutes Einvernehmen», so Segessenmann. 2007, als die neuen Verbotstafeln aufgestellt wurden, machte Bürens zuständige Gemeinderätin Madeleine Krebs klar, dass gewisse Stellen am Baggersee seit Jahren von FKK-Anhängerinnen und Anhängern aufgesucht würden, und dass diese auch weiterhin toleriert würden.
Mehr Kopfzerbrechen als die Nacktbaderei bereitet Segessenmann die Parkierordnung am Baggersee. Das Nichteinhalten des Parkverbots auf dem Feldweg am westlichen Ufer sei das grösste Problem, so der Aufseher. Ebenso der Abfall, der liegen bleibe.