Zukunftsforschung
Cachelin: Warum alles anders wird und gleich bleibt

Schulinterner Weiterbildungstag des Berufs- und Weiterbildungszentrums BZB Buchs.

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Peter Keller-Giger (rechts) im Gespräch mit dem Referenten Joël Luc Cachelin.

Peter Keller-Giger (rechts) im Gespräch mit dem Referenten Joël Luc Cachelin.

Am Weiterbildungstag referierte Dr. Joël Luc Cachelin zum Thema: «Warum alles anders wird und gleich bleibt». Peter Keller-Giger, Leiter Grundbildung am BZB, stelle einleitend fest: «Wir als Lehrpersonen müssen uns mit Veränderungen auseinandersetzen und darauf reagieren.» Gewisse Entwicklungen seien aber viel grösser als das BZB. Deshalb werde Zukunftsforscher Joël Luc Cachelin seine Gedanken erläutern und diskutieren, so Keller weiter. Cachelin analysiert, inspiriert und begleitet Unternehmen mit seiner Wissensfabrik auf dem Weg in die Zukunft. Er ist Dr. oec. HSG und zurzeit Student der Geschichte an der Uni Luzern.

Ausbrechen aus dem Innovationsgefängnis

Sein Referat pendle zwischen den Polen «alles wird anders» und «alles bleibt gleich», erklärte Joël Luc Cachelin. Er begann damit, dass «wir derzeit drei Transformationen erleben». Die pinke Transformation drehe sich um neue Hard- und Software, die grüne um Energie und Nahrung mit der Klimakrise im Hintergrund und die silbrige Transformation beinhalte demografischen Wandel («künftig werden wir längere Biografien haben, im Laufe des Lebens mehrere Ausbildungen absolvieren»).

Cachelin sagte, dass sich Diskussionen um Innovation meistens um Digitalisierung drehen. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass das Smartphone, als zentrales Gerät der Digitalisierung, bereits 15 Jahre alt sei, Instagram schon zehn. Er stellte die Frage, ob die Gesellschaft wohl eingeschlossen sei im «Innovationsgefängnis des Kalten Krieges».

Ausbrechen aus dem «Innovationsgefängnis»

Dort sei nämlich die Art und Weise, wie wir jetzt über Innovation denken, geprägt worden. Und das müsse sich ändern. Ausbrechen aus diesem «Innovationsgefängnis» sei beispielsweise dadurch möglich, dass man damals nicht verwirklichte Zukunftsideen (wie Gezeitenkraftwerke, Bewässerung der Wüsten) realisiere.

«Als Gegenkultur zur Nachkriegszeit herrschte damals beispielsweise auch die ‹natürlich, nackt, gesund›-Devise, was sich deckt mit Tendenzen, die heute (wieder) zu spüren sind.»

Wesentliches von Unwesentlichem trennen

Ein weiteres Thema, das künftig an Bedeutung gewinne, seien Kryptowährungen und Blockchains, so Cachelin. Allerdings stosse er dabei selber an Verständnisgrenzen, aber es sei sehr wichtig, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. «Da passiert etwas, was wir vielleicht noch nicht ganz verstehen», so Cachelin. Er glaubt, dass künftig immer mehr Menschen ihr Geld im Virtuellen verdienen werden. Ohne zu werten, ergänzte er, dass das Virtuelle als Lebensraum dazukommen wird und der Umgang damit eine grosse Herausforderung sei. «In Zukunft wichtig sind auch Techniken wie der QR-Code oder die Nutzung des Abwassers als Wissensquelle (beispielsweise in der Pandemie, bei der Frage nach Medikamentenkonsum oder bei Antibiotikaresistenzen) oder schwimmende Städte.»

Satellitenbilder bezeichnete der Referent als ähnlich grosse Revolution wie damals das Mikroskop. Und auch der vegane Lebensstil werde künftig noch eine viel grössere Bedeutung erhalten. Zudem ist Chachelin überzeugt, dass der Mensch wieder vermehrt zum Nomaden werde. Wie kann die Fähigkeit, mit der Zukunft umzugehen gefördert werden?

«Die Fantasie pflegen!»

Cachelin pochte vor allem auf eines: «Die Fantasie pflegen! Das Denken anregen, was viel zu tun hat mit Lesen und Reisen, mit Diskutieren und Streiten. Zudem ist es wichtig, die eigenen Batterien immer wieder aufzuladen sowie zu lernen, Wesentliches, das Kraft gibt, von Unwesentlichem, das einen müde macht, zu trennen.» (pd)