Weinfelden
Ein Baum muss zügeln: Die Stadt Weinfelden will den Haffterpark weiterentwickeln

Mit der Versetzung einer Rotbuche haben die Arbeiten am städtischen Park am Dienstag begonnen. Laut dem Nachhaltigkeitskonzept soll sich der Park bis ins Jahr 2032 stetig weiterentwickeln und die Biodiversität gesteigert werden.

Mario Testa
Drucken
Die Mitarbeiter der Firma Baumart, Stadtrat Daniel Engeli, sowie die Mitarbeiterinnen der Stadtgärtnerei bei der Arbeit im Haffterpark.

Die Mitarbeiter der Firma Baumart, Stadtrat Daniel Engeli, sowie die Mitarbeiterinnen der Stadtgärtnerei bei der Arbeit im Haffterpark.

Bild: Mario Testa

Die Rotbuche ziert sich. Sie will nicht umziehen. Der vor sieben Jahren gesetzte, rund 20-jährige Baum, muss umplatziert werden, damit er in den kommenden Jahrzehnten zu stattlicher Grösse heranwachsen kann, ohne die angrenzenden Grundstücke zu gefährden. Aber bis er sich an ihren neuen Platz weiter westlich im Haffterpark setzen lässt, braucht es viele Versuche mit Seilen, dem Gabelstapler und Schaufeln von den Baumpflegespezialisten und den Mitarbeiterinnen der Stadtgärtnerei.

Im Jahr 2019 wurde ein Baum im Haffterpark gefällt und mit dem Helikopter abtransportiert.

Im Jahr 2019 wurde ein Baum im Haffterpark gefällt und mit dem Helikopter abtransportiert.

Bild: Mario Testa

Mit der Umplatzierung der Rotbuche beginnt im Haffterpark ein Prozess, der zehn Jahre dauern soll. «Die Nachhaltigkeit des Parks ist der Stadt Weinfelden ein grosses Anliegen», sagt der zuständige Stadtrat Daniel Engeli. So wie sich der Park heute präsentiert, ist er zuletzt im Jahr 2010 auf Basis eines Konzepts aus dem Jahr 2008 saniert worden. Nun hat ein Landschaftsarchitekturbüro ein Konzept erstellt für die mittel- und langfristige Erhaltung des Parks.

Gewisse Bäume kommen in ein kritisches Alter, die Biodiversität ist relativ gering und auch ein Zaun, der den Park durchtrennt sowie fehlende Wegverbindungen stören. 2019 musste bereits ein Baum gefällt und mit dem Helikopter abtransportiert werden, da erste Äste herabfielen.

Mitspracherecht für die Anwohnerinnen und Anwohner

Zur Weiterentwicklung des Parks hat die Stadt auch die Meinungen der Anwohner eingeholt. «Es gab im Juni 2020 eine Informationsveranstaltung für sie, an der wir über das Bepflanzungskonzept, die naturnahe Gestaltung und die Entwicklung des Parks informiert haben», sagt Engeli. Mit weiterführenden Befragungen seien so auch die Anliegen der Anwohner in das neue Konzept für die Entwicklung des Parkes eingeflossen.

Stadtrat Daniel Engeli präsentiert auf einem Plan, wie der Haffterpark künftig aussehen soll.

Stadtrat Daniel Engeli präsentiert auf einem Plan, wie der Haffterpark künftig aussehen soll.

Bild: Mario Testa

Nun gibt es einen Plan, wie der Park sich künftig präsentieren soll, ein Massnahmekatalog und ein Zeitplan für die nachhaltige Entwicklung des Parks.

«Der Zeitplan sieht Massnahmen bis ins Jahr 2032 vor.»

Am Dienstag wurde mit der Rotbuche der erste Baum verpflanzt, kommendes Jahr werden zwei neue gepflanzt sowie die Wege und Treppen saniert. Die Stadtgärtnerei budgetiert die Arbeiten jedes Jahr neu. «Für kommendes Jahr sind gut 30'000 Franken budgetiert, über die gesamten zehn Jahre gesehen werden die Massnahmen laut einer Schätzung rund 200'000 Franken kosten», sagt Daniel Engeli.

Mehr Kultur und Biodiversität

Um auch dem Bedürfnis nach einer grösseren Biodiversität gerecht zu werden, sollen mehrere der Rasenflächen in Wiesen mit Kräutern und Blumen umgewandelt werden. Zusätzliche Fusswege, die Entfernung des Zauns, welcher den Haffterpark vom Park des Haus zum Komitee trennt oder zusätzliche Sitzmöglichkeiten seien angedacht, aber noch nicht bestimmt, wann diese erfolgen können.

Auch bezüglich Nutzung gibt es Pläne. «Wir möchten gerne mehr Kulturveranstaltungen im Park», sagt Daniel Engeli. Da seien auch die Nachbarn nicht abgeneigt, solange sich der zusätzliche Lärm im Rahmen halte. «Die Nutzung für solche Veranstaltungen ist aber noch offen.»

Gefreute Sache für die Stadtgärtnerei

Jessica Beherens, Leiterin Stadtgärtnerei Weinfelden.

Jessica Beherens, Leiterin Stadtgärtnerei Weinfelden.

Bild: Mario Testa

Ab kommenden Jahr zählt der Haffterpark auch zu den Bodenseegärten. Eine entsprechende Plakette lag gestern in der Post der Stadtgärtnerei, wie Leiterin Jessica Behrens sagt. Sie ist gespannt auf die Arbeit im Park in den kommenden Jahren. «Es gibt hier im Park eine positive Entwicklung, eine gefreute Sache, für die wir uns gerne einsetzen», sagt Behrens. Und da gehöre auch der Auftakt mit der Verpflanzung der Rotbuche dazu.

«Ein solcher Baum ist wertvoll für die Natur und die Bevölkerung, deshalb lohnt sich das Versetzen auf alle Fälle.»
Kurz nach dem Mittag wird der Baum am neuen Standort eingepflanzt.

Kurz nach dem Mittag wird der Baum am neuen Standort eingepflanzt.

Bild: Mario Testa

Die Versetzung der Rotbuche ist Teamwork. Die Stadtgärtnerei arbeitet mit der Firma Baumart zusammen. Der Zeitpunkt sei günstig für die Aktion, sagt Baumpflegspezialist Andreas Weber. «Der Baum befindet sich in der Ruhephase. Würde er noch Laub tragen, wäre eine solche Aktion für ihn hart, er könnte einen Pflanzschock erleiden.» Die Chancen, dass sich der Baum am neuen Standort im Apothekergarten wohlfühlt, seien gut. Nach dem Mittag klappt es dann auch und der Baum löst sich und lässt sich bei strahlendem Sonnenschein an den neuen Ort versetzen.