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Acht Monate lang war das Aquarium Sea Life in Konstanz wegen Umbauarbeiten geschlossen. Nun können die Becken endlich wieder befüllt werden und die Tiere für die Wiedereröffnung am 16. Mai zurückgeholt werden. Der Transport der Haie ist allerdings aufwendig – und der war nicht die einzige Herausforderung.
«Wir haben in den vergangenen acht Monaten das Sea Life nicht nur schöner gemacht, sondern von Grund auf saniert», sagt Sonja Rüdinger, die Managerin des Aquariums in Konstanz. 23 Jahre nach dem Neubau an der Grenze zur Schweiz war mehr als eine Pinselrenovation fällig. «Am meisten Arbeit hat das gemacht, was die Besucher nicht sehen», sagt Rüdinger, «die Wasseraufbereitung beispielsweise ist nun viel energieeffizienter.»
Was jeder Besucher sofort sehen wird, ist das grosse Ozeanbecken. Es wurde komplett erneuert. «Augenfällig waren ja vorher die zerkratzen Scheiben», sagt der Marketingmanager Julius Schmidt mit einem Lächeln. «Unsere Schildkröten scheuern sich am Glas eben gern den Rücken.»
Die Schildkröten können sich nun also auf neue Kratzflächen freuen. Sie tun das derzeit in München. Während der Umbauphase sind sie im dortigen Sea Life zu Gast. «Sie reisen einigermassen unproblematisch», sagt David Garcia, der Aquaristikleiter.
«Wir üben mit ihnen regelmässig, damit sie sich von uns behandeln lassen. Wenn sie nicht kooperieren würden, wäre es schwer geworden.»
Der Tierspezialist meint das wortwörtlich. Schildkröte Clementine wiegt beispielsweise 90 Kilogramm. So aber liess sie sich auf nassen Matratzen nieder, bekam eine Schutzcreme für die Augen und wurde die drei Stunden nach Bayern mit dem Auto transportiert.
«Richtig kompliziert war es mit einigen Haien», beschreibt Garcia. «Die Arten, die am Boden liegen, sind okay, aber andere müssen ständig in Bewegung bleiben.» Für sie wurde ein Sattelschlepper organisiert, dessen Aufbau quasi aus einem fahrenden Pool besteht. «Von solchen Spezialfahrzeugen gibt es europaweit nur zwei oder drei. Es war nicht einfach, einen Termin zu bekommen.» Die insgesamt rund 2000 Tiere sind über halb Europa verteilt, die beliebten Pinguine beispielsweise sind noch in Brest in der Bretagne.
Im Grossen und Ganzen ist die Projektleitung zufrieden mit den Bauarbeiten. Man sei trotz aller Probleme mit Lieferketten und Fachkräftemangel im Zeitplan. Trotzdem fiel Managerin Rüdinger ein Stein vom Herzen, als sie mit «Wasser marsch» den Befehl zum Befüllen des Grossbeckens geben durfte.
320'000 Liter rauschen über 80 Meter lange Feuerwehrschläuche aus einem städtischen Hydranten ins Becken. Nach 20 Stunden soll es voll sein. Dann wird das Süsswasser mit zehn Tonnen Salz versetzt, damit sich die Meeresbewohner wohlfühlen.
Danach wird der Meeresboden simuliert – mit Spielsand aus dem Baumarkt. «Unser extra bestellter Spezialsand befindet sich noch auf einem Frachter mitten im Atlantik. Der kommt mit zwei Monaten Verspätung», sagt Sonja Rüdinger.
Der Baumarkt-Sand ist eine Notlösung. Er sorgt nicht für den richtigen stabilen pH-Wert. «Wir müssen in der Wasseraufbereitung nachsteuern», erklärt David Garcia. Deshalb wird der Sand auch später ausgetauscht werden, dann im laufenden Betrieb. «Wie wir das machen, überlegen wir uns, wenn es so weit ist», sagt die Managerin und lacht. «Jetzt freuen wir uns erst einmal auf die Wiedereröffnung am 16. Mai.»