Wattwil
200 Stunden Arbeit: Der angehende Zimmermann Mischa Kohler hat als Abschlussarbeit einen Spielplatzturm gebaut

Viele verschiedene Holzkonstruktionen sind zurzeit beim BWZ Wattwil ausgestellt. Eine davon gehört dem Zimmermann-Lehrling Mischa Kohler. Im Gespräch erzählt er von seinem Beruf und seinem Hobby, das dieses Jahr wegen der Projektarbeit etwas zu kurz kam.

Yasmin Stamm
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Mischa Kohler befindet sich im letzten Ausbildungsjahr zum Zimmermann. Als Projektarbeit baute er einen Spielplatzturm.

Mischa Kohler befindet sich im letzten Ausbildungsjahr zum Zimmermann. Als Projektarbeit baute er einen Spielplatzturm.

Bild: Donato Caspari

Vor dem Berufs- und Weiterbildungszentrum (BWZ) in Wattwil steht ein Spielplatzturm. Ein junger Mann erledigt noch die letzten kleinen Arbeiten an der Holzkonstruktion, hängt ein Schild mit Erklärungen auf und putzt einen kleinen Schmutzfleck weg.

Durch das aufwendig gebaute Dach sticht der Spielplatzturm von Mischa aus den anderen Konstruktionen heraus.

Durch das aufwendig gebaute Dach sticht der Spielplatzturm von Mischa aus den anderen Konstruktionen heraus.

Bild: Donato Caspari

Sein Name ist Mischa Kohler. Der 27-Jährige ist im letzten Ausbildungsjahr zum Zimmermann am BWZ Toggenburg. Er ist einer von 50 Lernenden, welche dieses Jahr die Ausbildung abschliessen. Der Spielplatzturm von Mischa Kohler gehört zu eben jenem Abschluss.

Volle Freiheit bei der Wahl des Projekts

Wie jedes Jahr mussten die Abschlussklassen der Zimmerer und Zimmerinnen am BWZ Wattwil eine Projektarbeit machen. «Die Lernenden sind komplett frei, was Grösse, Umfang und Aussehen des Projektes betrifft», sagt Sepp Fust, Fachgruppenleiter der Zimmerleute am BWZ.

Es gehe nicht darum, dass die Lernenden einen gegenseitigen Wettbewerb haben, sondern darum, dass sie Erfahrungen und Wissen auf ihrer Stufe sammeln können. «Jeder Schüler und jede Schülerin hat ein eigenes Niveau und muss lernen, sich selbst einschätzen zu können. Das wollen wir mit dieser Arbeit fördern», so Fust.

«Ich habe mindestens 200 Stunden Arbeit in diesen Turm gesteckt», sagt Mischa Kohler und umrundet stolz seine Projektarbeit. Schnell fällt auf, dass der 27-Jährige stark humpelt. Er lacht. «Ich war am Wochenende Skifahren und es ist etwas blöd gelaufen.» Dabei wollte er sich nach dem Abschluss der Projektarbeit nur etwas belohnen. Lange genug habe er nun auf sein Hobby verzichtet.

Kindheit mit Natur und Laubsäge

Kohler ist Vorstandsmitglied beim Schweizerischen Alpenclub (SAC) Toggenburg. Seit einigen Jahren leitet er auch dessen Kinder- und Jugendabteilung. Auch war er für drei Saisons Skilehrer in Klosters. «Im Sommer klettere ich gerne, im Winter gehe ich auf kleine Skitouren», sagt er. Mit einem Lachen fügt er hinzu: «Ich mache von allem ein bisschen, aber nichts so richtig. Wichtig für mich ist vor allem das Unterwegssein.» Das habe er noch aus seiner Kindheit.

Aufgewachsen ist der angehende Zimmerer in Ebnat-Kappel. Zusammen mit seiner Familie wohnte er in einem grossen Haus mit gut ausgestattetem Werkraum und weitgreifendem Garten. In beiden verbrachte er als Kind viel Zeit.

«Schon damals war ich viel und gerne draussen, habe aber auch im Werkraum oft mit der Laubsäge gearbeitet und kleine Dinge aus Holz gebastelt.» Doch obwohl es schon früh sein Hobby war, war Zimmermann trotzdem nicht seine erste Berufswahl.

Mischa Kohler und Sepp Fust hängen ein Erklärungsschild auf. Jetzt ist der Turm bereit für die Ausstellung.

Mischa Kohler und Sepp Fust hängen ein Erklärungsschild auf. Jetzt ist der Turm bereit für die Ausstellung.

Bild: Donato Caspari

«Nach der Oberstufe besuchte ich ein Jahr den gestalterischen Vorkurs in St. Gallen, bevor ich die Ausbildung zum Polygrafen begann», sagt Mischa. Doch schnell merkte der damals Anfang-20-Jährige, dass ihm der Beruf zu bürolastig ist. «Es gefiel mir schon, aber irgendwie fehlte mir der alltägliche Nutzen für mich.»

Als Zimmermann könne er seine Arbeit auch viel mehr mit seinem Umfeld verbinden. Zum Beispiel eben mit seinem Spielplatzturm, welchen er für eine Bekannte gebaut habe. «Ich hatte eine kleine Treppe, welche ich nicht brauchte, und sie meinte, sie würde diese schon nehmen, wenn sie den passenden Spielplatzturm hätte.» Da der 27-Jährige sowieso auf der Suche nach einer Idee war, entschied er sich kurzerhand, den Turm zu bauen.

Künstlerisch und genau

Beim genaueren Betrachten des Turmes fällt schnell auf, dass Mischa Kohler seine künstlerische Ader nicht verloren hat. Nicht nur beim Bau, sondern schon bei der Gestaltung und Planung des Konstrukts hat sich der junge Mann viel Mühe gegeben. Vor allem das Dach sticht schnell ins Auge, da es zweistöckig und perfekt geschindelt ist.

Der Fachgruppenleiter Sepp Fust betreute die Arbeiten.

Der Fachgruppenleiter Sepp Fust betreute die Arbeiten.

Bild: Donato Caspari

Auch Sepp Fust betrachtet das Dach und nickt anerkennend. «Wenn man von unten hinein schaut, dann erkennt man, dass in der Dachkonstruktion jeder Balken den anderen stützt.» Die Idee dahinter sei, dass man bei diesen Balken keine Schrauben benötigt, sondern sie sich durch das gegenseitige Stützen zusammenhalten.

«Es ist wirklich sehr gelungen», sagt Fust. Mischa Kohler lächelt etwas berührt. Er sei froh, dass das Projekt jetzt abgeschlossen ist. «Weil es dieses Jahr fast keinen Schnee hat, fiel es mir leichter, in den Betriebsferien daran zu arbeiten», sagt er. «Und mit dem verletzten Bein kann ich jetzt sowieso nicht mehr Ski fahren.»

Die 50 verschiedenen Projektarbeiten der Abschlussklassen der Zimmerleute sind vom 14. bis zum 23. März am BWZ Wattwil ausgestellt und öffentlich zugänglich für alle Interessierten. Am Wochenende vom 18. und 19. März wird sie zusätzlich von einem Fachlehrer betreut.