Kurz vor dem Jahreswechsel sind Zeitungen und Zeitschriften voller Horoskope mit Prognosen für das kommende Jahr. Mindestens einer liest diese aber erst ein Jahr später.
Der Jahreswechsel ist die Hochsaison der guten Vorsätze. Ob es darum geht, endlich mit dem Rauchen aufzuhören, mehr Sport zu machen, besser aufs Gewicht zu achten: «Nach Weihnachten und Silvester lege ich dann wirklich richtig los», sagen sich zum Jahresende viele.
Meistens verlaufen die Bemühungen dann relativ schnell im Sand. Am 2. Januar, wenn der Neujahrskater erst mal verflogen ist, schmeckt die Zigarette gar nicht mehr so widerlich. Wenn zum ersten Mal im neuen Jahr keine Zeit mehr zum Vorkochen blieb, ist der Gang zur Imbissbude noch die Ausnahme. «Bis jetzt hatte ich es ja schliesslich im Griff.»
Und wenn die Trainingstasche zum ersten Mal seit dem neuen Vorsatz in der Ecke bleibt, weil «ich halt grad schampar viel zu tun habe», dann ist auch das mit dem Sport schnell wieder vorbei. The same procedure as every year, eben.
Moralische Unterstützung für den ersehnten Wechsel gleich jeglicher als ungesund abgestempelter Gewohnheiten holen sich einige gerne in Horoskopen. Ich selbst – mit grosszügig gerechneten eineinhalb der erwähnten Laster – gehöre eigentlich nicht dazu. Viel lieber schaue ich mir Horoskope dann an, wenn der Zeitraum, den sie voraussagen, bereits vorüber ist. Oder so gut wie vorüber.
Hätte mein Jahreshoroskop 2019, zumindest jenes von Elizabeth Teissier in der «Schweizer Illustrierten» den Nagel auf den Kopf getroffen, ich hätte mich wohl öfters gelangweilt. «Mai-Zwillinge haben ein Jahr ohne grosse Überraschungen vor sich», hiess es in der einen Kategorie, «Mai-Geborene bleiben davon verschont», hiess es in einer anderen. Und «Mai-Zwillinge segeln durch ruhige Gewässer» in einer weiteren. Dabei fand ich mein 2019 gar nicht so ereignisarm, wie es das offenbar hätte sein müssen.
An eine Empfehlung von Teissier hielt ich mich aber, ohne zu wissen, dass sie mir diese überhaupt mit auf den Weg ins 2019 gegeben hatte: «Vorsicht bei Investitionen, die nicht die erwarteten Ergebnisse bringen!» Wer hätte gedacht, dass Investitionen, die nicht die erwarteten Ergebnisse bringen, bedenkenlos sind.
In diesem Sinne: Än guete Rutsch!