Am Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ) Arenenberg wurde nach zehnmonatigen Bauarbeiten ein neuer Milchviehstall fertiggestellt und ist seit 50 Tagen in Betrieb.
Martin Huber, Direktor am Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ) Arenenberg, führte durch den neuen Milchviehstall. Er ist das erste Gebäude des Kantons Thurgau, bei dem nahezu das gesamte Bauholz im Staatswald geschlagen wurde. Nachdem der bestehende Stall mit Platz für 19 Tiere zu klein und nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik gewesen war, wurde am selben Standort eine dreiteilige Mehrgebäudestallung für 52 Milchkühe und neun Kälber in das dörfliche Arenenberg-Areal eingebettet.
Die Kühe liegen in einem speziellen Kompostierungsbett aus Sägemehl, Harn und Kot, das zweimal täglich durchlüftet wird. Der Milchproduktionsleiter Michael Schwarzenberger bemerkte, dass die durch Kot und Harn entstehenden Ammoniak-Emissionen um 20 Prozent reduziert werden, indem auf einem leicht abgeschrägten Laufgang der Harn in eine Sammelrinne läuft und der Kot mit einem Entmistungsroboter eingesaugt wird. Damit der Saugroboter alle anderthalb Stunden seine Runden drehen kann, stehen die Kühe auf einem erhöhten Fressstand, wo jedes Tier eine Futterstelle hat.
Gemolken wird mit dem Melkroboter, der 200000 Franken kostete und jährliche Service- und Unterhaltsarbeiten für rund 10000 Franken benötigt. Auf dem Stalldach wird noch eine Photovoltaikanlage gebaut, die das dreieinhalbfache an Strom produziert, wie im Stall benötigt wird. Für die Heutrocknung wird die Unterdachwärme und Abwärme der Schulhaus-Holzschnitzelheizung genutzt.
Das BBZ Arenenberg hat für das Vieh zwölf Hektaren Weidefläche, wovon täglich zwei Parzellen für jeweils acht Stunden geöffnet sind, damit die Tiere während der Vegetationszeit möglichst viel Nahrung auf der Weide aufnehmen. Die Kühe sind am Hals mit einem Chip ausgerüstet, der vom Kaumuskel die Aktivitäten aufnimmt und auf dem alle Daten für die Automatisierung gespeichert sind.
Spätestens wenn das Nahrungsangebot zu Ende geht, begibt sich die Kuh in den Stall, wobei der selbstständige Gang über die Zufahrtsstrasse durch einen speziellen Weideübergang ermöglicht wird. Die Kuh begibt sich dann irgendwann in den Melkroboter, der rund um die Uhr läuft und die Kühe im Schnitt zweieinhalb Mal am Tag melkt. Wenn die Kuh wieder ins Freie will, öffnet je nach Melkzustand entweder das Tor das zur Weide oder wieder zurück in den Stall führt.
Arenenberg-Direktor Martin Huber sagte:
«Unser Ziel ist es, das maximale Tierwohl mit der Rationalisierung der Landwirtschaft zusammenzuführen.»
Im neuen Stall soll die zukunftsweisende Milchproduktion sichtbar gemacht werden und den zukünftigen Bauern ein handlungsorientierter Unterricht nahe der Schulstube ermöglicht werden. Im eigenen Stall sollen Risiken und Nutzen des automatisierten Betriebs gegeneinander gestellt und eigene Erfahrungen gesammelt werden, wovon die rund 1000 Thurgauer Milchviehbetriebe profitieren können.
Am 23. und 24. September wird der Stall dem Fachpublikum und am 25. und 26. September der Öffentlichkeit vorgestellt.