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Der Kinderladen Ahoi setzt sich in Sachen Spielwaren, Bücher und Kleidung für mehr Inklusion, Nachhaltigkeit und Diversität ein. Geht es nach den Inhaberinnen, gibt es in der Ostschweiz diesbezüglich noch Aufholbedarf. Am Samstag lädt das Fachgeschäft zur Eröffnungsfeier.
Die Ladenfläche im St.Galler Spisermarkt ist gross. Die Mehrzahl der Regale ist bereits mit Büchern, Spielwaren und Puppen bestückt. An einigen Kleiderstangen hängt bunte Kinderkleidung. Ein Bällebad, neben dem ein Kletterturm samt inkludiertem Kaufladen sowie eine Sirup-Bar aufgebaut sind, markieren den Spielbereich des Ladeninneren.
Auf den ersten Blick wirkt das «Ahoi» wie ein ganz gewöhnliches Kinderfachgeschäft. Blickt man genauer hin, so erkennt man jedoch Unterschiede: So ist die gesamte Ladenfläche rollstuhlgängig, die Bücher oft in mehreren Sprachen erhältlich, das Puppensortiment divers und in der Spielecke sind kindgerechte Symboltafeln für eine erleichterte Kommunikation angebracht.
Das Konzept des neuen Kinderladens im Spisermarkt setze sich aus den drei Bereichen Spielwaren, Bücher und Secondhandkleidern zusammen, erklärt Simone Russi, Co-Inhaberin des «Ahoi» und Leiterin des Autismusverlags in St.Gallen. Sie sagt:
«Wir haben Bücher, die nicht ausschliesslich das traditionelle mitteleuropäische Familienbild vermitteln. In unserem Sortiment gibt's auch Puppen mit Trisomie 21 und hoffentlich bald Barbies mit Behinderung.»
Trotzdem gibt es im «Ahoi» einige Puppen aus Bioplastik oder Zuckerrohr im Sortiment. Gerade in der Schweiz sei die Trendwende im Spielwarenbereich noch nicht richtig angekommen. Russi sagt:
«Viele Buchverlage liefern bereits integrative Bücher aller Art in die Schweiz. Bei Spielzeugherstellerin wie Playmobil, Lego und Co. ist das aber noch schwierig.»
Anders sehe die Situation in Deutschland aus. Dort sei der Zugang einfacher. Dennoch habe sich in den letzten zwei Jahren viel getan. Das Bewusstsein der Menschen auch ohne Behinderung oder Migrationshintergrund im Zusammenhang mit Rassismus, Benachteiligung und Ausgrenzung jeglicher Art sei gewachsen, sagt Russi. Diese Entwicklung wolle sie im «Ahoi» zusätzlich unterstützen.
Mitarbeiterin und gelernte Buchhändlerin Julia Gehring macht dabei auch auf den Namen des Kinderladens aufmerksam. Sie sagt: «Das ‹Ahoi› soll, wie der Name schon sagt, für Aufbruchsstimmung und das Überwinden von Grenzen stehen.» Und weiter:
«Wenn wir etwas verändern möchten, dann müssen wir bei den Kindern anfangen.»
Das «Ahoi» sei zumindest in der deutschsprachigen Schweiz der erste Kinderladen, der nebst Nachhaltigkeit auch auf Diversität und Inklusion setze, so Russi. Für die Realisierung ihres besonderen Kinderladens hat die ausgebildete Heilpädagogin einen Verein mit ihrer Schwester Martina Russi gegründet.
Martina Russi hat Modedesign in Zürich studiert und kennt sich daher bestens mit Kleidung aus. Der Nachhaltigkeitsfaktor liegt ihr gerade bei Kinderkleidung sehr am Herzen. Sie sagt:
«Kleinkinder wachsen so schnell aus ihren Sachen heraus, dass sich der ständige Neukauf schlicht nicht lohnt.»
Deshalb achte sie im «Ahoi» auch darauf, dass sich die Kleider, Schuhe und Accessoires bei der Annahme in bestem Zustand befinden. Aktuell suche sie für den Herbst- und Winterverkauf noch warme Winterjacken und Hosen sowie Regenkleidung in den Grössen 50 bis 140.
Ausserdem möchten die Russi-Schwestern ihren Kinderladen zum Begegnungsort machen. In Zukunft sollen dort deshalb auch Inklusionsworkshops stattfinden. Sogar einen Ausbildungsplatz und späteren Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung möchten die beiden in ihrem Laden anbieten.
An Ideen für ihren Concept-Store fehlt es den beiden Inhaberinnen nicht. Simone Russi sagt: «Wir werden sehen, was in Zukunft besonders nachgefragt wird, und unser Angebot darauf abstimmen.» Der Onlineshop ist ebenfalls ab Samstag unter www.shopahoi.ch abrufbar.
Gerade freuen sich die beiden besonders auf die Eröffnung ihres Herzensprojekts und heissen alle, die sich das «Ahoi» am Eröffnungstag einmal näher anschauen möchte, zwischen 12 und 17 Uhr an der Spisergasse 17 willkommen. Das «Ahoi»-Café ist bereits jetzt geöffnet und lädt Besucherinnen und Besucher zum Schmökern in einem der vielen Bücher ein.