Zahlreiche Besucher spazierten am Sonntag durch den Gossauer Floh- und Sammlermarkt. Zu bestaunen gab es Altes und Rares aber auch Originelles und Skurriles.
Über das Wetter konnten sich am Sonntag weder die Besucher noch die Händler beschweren. Bei blauem Himmel und heissen Temperaturen fand auf der Gossauer Bundwiese und in der Markthalle der Floh- und Sammlermarkt statt. Bereits am Bahnhof kommt einem ein Paar entgegen, das offensichtlich fündig geworden ist. Er trägt ein Holzmodellschiff der berühmten «Bounty» unter dem Arm. Sie eine Lampe im Vintage-Stil. Sie verstauen die Sachen in einem Veloanhänger und fahren davon – mit einem zufriedenen Lächeln.
In der Markthalle und darum herum ist am Mittag einiges los. Seit 8 Uhr haben Händlerinnen und Händler ihre Stände geöffnet. Ein Verkäufer aus St.Gallen packt bereits zusammen. Auf seinem Tisch liegt ein riesiges Elchgeweih. «Die Leute, vor allem die Sammler, die gezielt etwas kaufen wollen, kommen meistens am Morgen», sagt er. «Jetzt am Nachmittag sind vor allem noch Spaziergänger hier.» Er habe etwas Geld verdient, glaube aber nicht, dass noch viele etwas kaufen. Er räumt seinen Tisch leer und verabschiedet sich.
Beim Rundgang durch die zahlreichen Stände wissen viele Besucher gar nicht, wo sie überhaupt anfangen sollen zu stöbern. Es hat Antiquitäten, Kleider, Schmuck und Accessoires, soweit das Auge reicht. Von Teppichen und Spielzeugen aus dem letzten Jahrhundert über Buddhas und Vasen bis hin zu Gasmasken und Werkzeug gibt es hier alles. Zumindest scheint es so.
Bei einem Stand fällt ein grosses rot-schwarzes Schild auf. Es handelt sich um eine Art Werbeplakat der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Das Schild ist mit einem Einschussloch versehen. Laut der Eigentümerin handelt es beim Schild um ein Original. Sie habe es vor ein paar Jahren von einem älteren deutschen Herrn erhalten. Ein paar Stände weiter durchsucht ein junger Mann ein paar Kartonschachteln, die vollgepackt sind mit Schallplatten. Und er wird fündig. An anderen Ständen gebe es nur Schlagermusik, sagt er. Hier aber habe der Händler seinen Geschmack getroffen. Zufrieden packt er die Beatles- und Pink Floyd-Vinyl in seine Tasche.
Was an keinem Floh- und Sammlermarkt fehlen darf, sind Briefmarken und Ansichtskarten. Davon gibt es in Gossau gleich mehrere Stände. Der Tisch von Karl Wick in der Markthalle ist übersät mit Ansichtskarten von 1890 bis 1960. Der Engelburger sammelt die Karten seit rund 40 Jahren und besitzt um die 50'000 Stück. Mit dem Ertrag am Gossauer Markt sei er zufrieden. «Der Verkauf hat sich aber in den vergangenen Jahren stark ins Internet verlagert», sagt Wick. «Jüngere kaufen meistens nur noch dort ein. Und die älteren Sammler sterben mit der Zeit weg.»
Während die Besucher zwischen den Ständen flanieren und die Ware begutachten, haben es sich die Händler hinter den Tischen im Schatten bequem gemacht. Viele kennen sich und plaudern miteinander. Und sie helfen sich gegenseitig. Eine Frau sucht nach einem alten Milchkessel mit Deckel. Kurzerhand rufen sich alle Händler von Stand zu Stand zu, ob sie vielleicht so einen besitzen. Kurz darauf die Erkenntnis: Es gibt offenbar doch nicht alles an diesem Markt.