Startseite
Ostschweiz
Stadt Frauenfeld
Die Obfrau der Langdorfer Schamauchen Karin Frischknecht verrät, wie sie zur Bechtelisgesellschaft gekommen ist und weshalb die Langdorfer trotz veralteter Statuten modern sind.
Früher war es noch ein Katerfrühstück, heute sind es Spiegeleier, die sich Karin Frischknecht nach der Frauenfelder «Nacht der Nächte» gönnt. Frischknecht ist seit 2018 die Obfrau der Langdorfer Schamauchen, einer nicht bürgerlichen Gesellschaft. Der Bechtelistag ist für sie wie für viele Frauenfelderinnen und Frauenfelder der höchste Feiertag im Jahr.
Durch ihre Mutter hat Frischknecht zu den Langdorfer Schamauchen gefunden. «Meine Mutter ist seit der Gründung 2001 jedes Jahr dabei gewesen. Ich bin mit der Bechtelis-Tradition aufgewachsen», sagt Frischknecht, die seit 2015 im Vorstand der Bechtelisgesellschaft sitzt.
Wie bereits bei der allerersten Durchführung des Bechtelismahls der Langdorfer Schamauchen im Jahr 2002 trifft sich die Gesellschaft das erste Mal seit der Gründung wieder um 19.30 Uhr im Restaurant Plättli Zoo.
Der Bechtelistag hat in Frauenfeld eine lange Tradition. Erste Aufzeichnungen über den Brauch stammen aus dem Mittelalter. Ganz so alt sind die Langdorfer Schamauchen zwar nicht, aber dennoch bemühen auch sie sich um das Aufrechterhalten der Traditionen mit dem Bechtelismahl und der dazugehörigen Salzisse.
Von den Bechtelisgesellschaften wie den bürgerlichen Konstablern und den nicht bürgerlichen Schamauchen sind die Landorfer Schamauchen die einzige Gesellschaft, in der Frauen willkommen sind. Die Initiative für die Gründung der Schamauchengesellschaft Langdorf kam von einigen Männern des Quartiervereins. Schnell wurde den Initianten aber klar: Mit Frauen und Männern macht es mehr Spass. Zwei Frauen und fünf Männer gründeten schliesslich zusammen die Schamauchengesellschaft Langdorf.
So ist es auch nicht unüblich, dass man in der Bechtelisnacht Frauenfelder Politikerinnen beim Bechtelismahl mit den Langdorfer Schamauchen antrifft. Frischknecht sagt:
«Wir bezeichnen uns gerne als moderne Gesellschaft. Immerhin sind mittlerweile auch vier der fünf Vorstandsmitglieder Frauen.»
Einzig die Statuten seien nicht mehr ganz aktuell. «Die Statuten sollen aber 2023 der gelebten Praxis angepasst werden», meint Frischknecht.
Aufgrund der Pandemie mussten die Frauenfelderinnen und Frauenfelder in den vergangenen zwei Jahren auf den Traditionsanlass verzichten. «Es hat etwas gefehlt», meint Frischknecht und ergänzt: «Im vergangenen Jahr haben wir per Videochat kurz in Nostalgie geschwebt.»
Umso grösser ist daher die Freude darüber, dass die «Nacht der Nächte» in diesem Jahr wieder ausgiebig gefeiert werden kann. Frischknecht sagt:
«An Bechtelis sieht man immer Leute, die man sonst das ganze Jahr über nie sieht. Diese Nacht ist ein Energieschub zum Jahresstart.»
Eine Nacht, die sich Frischknecht keinesfalls entgehen lassen würde. «Als ich Mutter geworden bin, habe ich einen Gang runtergeschaltet, aber den Abend mit den Schamauchen habe ich mir trotzdem nicht entgehenlassen», sagt sie. Frischknechts Familie weiss, dass dieser Tag im Kalender fest reserviert ist. Sie sagt: «Mein Mann und die Kinder haben sich bereits damit abgefunden, dass sie in der Bechtelisnacht jeweils auf mich verzichten müssen.»