Am vergangenen Freitagabend gastierte auf der Bühne Marbach Frölein Da Capo. Die Alleinunterhalterin begeisterte mit viel musikalischem Temperament als Ein-Frau-Orchester und mit träfem Wortwitz in ihren Liedern.
Marbach. Die kurzen Auftritte von Frölein Da Capo in der SF-Satiresendung «Giaccobo/Müller» machten das Frölein aus Willisau auch bei uns bekannt: Ihr Gastspiel auf der Bühne Marbach war denn auch bereits im Vorverkauf vollständig ausverkauft. Gut zwei Stunden zog die Alleinunterhalterin die rund hundert begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer in ihren Bann.
Sobald das Frölein die Bühne betritt, ist das Eis auch schon gebrochen. Schon nur optisch springt der Funken: Jung und bewusst weiblich kokettiert sie mit den Sechzigerjahren. Die pomadige Frisur, die übergrosse weisse Blume im dunklen Haar und vor allem die blitzenden Petticoats lassen die «gute alte Zeit von Elvis, James Dean und John Travolta» wieder aufleben. Selbstbewusst kokettiert sie mit ihrer molligen Figur, und charmant sucht sie den Kontakt mit dem Publikum, bedankt sich für jeden Applaus mit einem vollendeten Knicks.
Mit den Rhythmen fängt sie an, die sie mit kurzen Silben ins Mikro singt. Erinnerungen an bekannte A-cappella-Formationen werden wach. Die Rhythmen setzen sich fort, und hinein mischt sie mit der Trompete und der grossen Tuba Melodiefetzen. Und schliesslich singt sie auf der Gitarre begleitet ihre Lieder, oft sogar zwei oder dreistimmig: Ein ganzes Orchester. Frölein Da Capo beherrscht das Loop-Gerät, mit dem sie die einzelnen Stimmen live und spontan zum «Ein-Frau-Orchester-Sound» mischt, mit virtuoser Perfektion.
Ihre Lieder swingen, sind jazzig, bluesig und leben vom ausdrucksstarken Rhythmus. Alle. Von den englischen wie «Hit the Road Jack» über Mani Matters «Alpeflug» bis zum Schweizer Volkslied «Stets i Truure mues i läbe». Das gefällt, ihr Stil kommt beim Publikum an.
Ganz besonders punktet Frölein Da Capo aber auch mit ihren Texten, die von kraftvollem Wortwitz zeugen. Scharf beobachtet sie in vielen ihrer Lieder die Welt in ihrem kleinen Heimatdorf und singt davon, so humorvoll, so träf und manchmal auch so bitter bös, dass ihre Lieder nicht nur auf Willisau, sondern auch auf Marbach oder jedes andere Schweizer Dorf haarscharf und punktgenau zutreffen.
Im Visier hat das Frölein häufig die Männer, den Geschlechterkampf. Sie singt von der Suche nach einem Freund im Internet, vom Tango in der Migros-Klubschule, vom Klatsch im Dorf oder vom «Spörtle», vom «Kafi-Trätsch» und vom Kater am Morgen danach. Spontan bezieht sie sich auch immer wieder auf den Auftrittsort Marbach und baut den Dorfnamen geschickt in ein afrikanisches Lied in der Bantu-Sprache Kisuaheli ein. Mindestens klingt es nach Kisuaheli.
Ihre Texte sind witzig, man kann herzhaft lachen und vergnügt schmunzeln. Es ist Kabarett erster Qualität, ein scharfer Spiegel, den man vorgehalten bekommt, als Mann, aber auch als Frau. Und auch Selbstironie kennt Frölein Da Capo. Ihre eher mollige Figur und ihre Unsportlichkeit macht sie ebenfalls zum Thema, steht dazu und kann herzlich über sich selbst lachen. Und damit beweist das Frölein: Sie hat wirklich Humor.