REGION. Im Vorderland kämpft an diesem Morgen die Sonne gegen den Nebel. An der Wolfhäldler Kronenstrasse steht ein Asiate – Sonnenbrille, Kurzarm-Shirt, zwei Nikon-Kameras – und spricht mit seiner Begleitung. «Hung-Ri-Taule.»
Im Vorderland kämpft an diesem Morgen die Sonne gegen den Nebel. An der Wolfhäldler Kronenstrasse steht ein Asiate – Sonnenbrille, Kurzarm-Shirt, zwei Nikon-Kameras – und spricht mit seiner Begleitung.
«Hung-Ri-Taule.»
Zusammen mit rund fünfhundert anderen Gästen wartet er auf die Vieh-Auffahrt. Ein grosses Ereignis, auch für die Einheimischen. Sie erzählen sich den neuesten Dorf-Tratsch: «. . . da hat er sie zum Teufel gejagt . . .». Die Schüler und Kindergärtler sind da – die jüngsten mit ihren gelben und orangen Streifen.
Und dann kommen sie. Zuerst die Familie Schläpfer mit ihren 55 Tieren. Die Trachten, die Krumme im Mund, die Freude in den Augen der Zuschauer. Für den Asiaten ein Bild aus einer anderen Welt.
Er drückt ab.
Der Speaker ruft: «Deenkid dra, da ischt ä äämoligi Sach!» Tatsächlich: Es geschieht nicht oft, dass eine Schafschau und eine Viehschau gleichzeitig stattfinden.
Nach der Auffahrt schreiten die Experten zur Tat. Einer von ihnen ist der Herisauer Köbi Frick. «Ich schaue auf den Rahmen, auf das Becken des Viehs. Dann muss das Euter möglichst hoch hängen. Die Beine müssen möglichst fein sein. Die Zitzen nicht zu kurz und nicht zu lang.» Die Experten entscheiden sich für eine Punktzahl von eins bis vier. Pro Punkt gibt es weitere sechs bis acht Positionen.
Während sich die Besucher mittlerweile etwas zu trinken gönnen, schreiten Frick und seine Kollegen zur Tat. 320 Stück Vieh in zwei Stunden. Die Kollegen bei den Schafen begutachten 163 Tiere. Für die schönsten Tiere gibt es eine Auszeichnung. Frick nimmt seinen Holzstock. Setzt den Experten-Blick auf und zieht los.
Der Asiate drückt ab.
Samuel Tanner