Nachruf
Stramm rechts mit Charme – Thurgauer alt Nationalrat J. Alexander Baumann ist gestorben

Der 79-Jährige war einer der bekanntesten Thurgauer Unternehmer und Politiker. Er leitete viele Jahre die Kreuzlinger Firma Rausch und sass für die SVP im Nationalrat.

Georg Stelzner
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J. Alexander Baumann ist am 2. Februar verstorben.

J. Alexander Baumann ist am 2. Februar verstorben.

Bild: Reto Martin (15. Dezember 2011)

Der Thurgau hat am Mittwoch eine seiner profiliertesten Persönlichkeiten verloren. In Davos, wo er zuletzt seinen Wohnsitz hatte, ist J. Alexander Baumann am 2. Februar im Alter von 79 Jahren einem Herzinfarkt erlegen. Der promovierte Jurist hinterlässt in der Politik, in der Wirtschaft und in der Armee gleichermassen tiefe, prägende Spuren, und dies nicht nur auf kantonaler, sondern auch auf nationaler Ebene.

16 Jahre im Nationalrat

Sein aus Uri stammender Vater Josef Baumann-Widmer erwarb nach dem Zweiten Weltkrieg in Kreuzlingen die kleine, 1890 gegründete Kosmetikfirma Rausch, die mit der Herstellung von flüssiger Haarseife überregionale Bekanntheit erlangen sollte. Nach seiner Dissertation im Jahr 1974 trat J. Alexander Baumann in den Familienbetrieb ein und machte diesen zusammen mit seinem Bruder zu einem Big Player in der Branche.

Seine landesweite Bekanntheit verdankte J. Alexander Baumann vor allem dem Engagement auf dem politischen Parkett. Auf diesem agierte er als SVP-Nationalrat von 1995 bis 2011 stramm rechts, was ihn aber nicht daran hinderte, den Dialog und mit dem andersdenkenden Lager zu pflegen. Während zweier Jahre fungierte J. Alexander Baumann als Präsident der Rechtskommission, von seinen juristischen Kenntnissen profitierte auch die Gerichtskommission.

Gegenseitiger Respekt

Die Bereitschaft und Fähigkeit zum Konsens zeichneten sein Wirken in Bundesbern aus. Und so bescheinigten selbst politische Gegner dem «Shampoo-König» aus dem Thurgau einen authentischen, gewinnenden Charme. Längst nicht immer stand J. Alexander Baumann auf der Seite der Sieger, seine demokratische Gesinnung versetzte ihn aber in die Lage, solche Situationen in Demut zu ertragen und zu verarbeiten.

Einen Namen machte sich J. Alexander Baumann auch als unermüdlicher Kämpfer gegen die Bürokratie, an deren Stelle er – nicht zuletzt in der Wirtschaft – eine grössere Eigenverantwortung sehen wollte. Sein Credo lautete stets «Mehr Freiheit für die Wirtschaft!».

Militärpolitisches Engagement

Ganz Unternehmer alter Schule lag J. Alexander Baumann auch das Militär am Herzen, das sich seiner Meinung nach in die falsche Richtung entwickelte. In Erinnerung bleibt der immer wieder aufflammende Disput mit SVP-Bundesrat Samuel Schmid und Armeechef Christophe Keckeis. Der Schweizer Armee diente J. Alexander Baumann zuletzt als Divisionsadjutant.

Abseits der Öffentlichkeit, diskret und in aller Stille, engagierte sich J. Alexander Baumann für Organisationen und Menschen, deren Tätigkeiten ihn beeindruckten und die er für unterstützungswürdig hielt. Der Thurgau ist um einen wahren Patron ärmer.