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Noch immer gilt der 28-jährige Jorge Nicolás Cabrera im Alpstein als vermisst. Sobald der Schnee zu schmelzen beginnt, setzt die Innerrhoder Polizei die Suche fort – und hofft, dass geschulte Rettungskräfte den Mann finden, bevor es Wandernde tun.
Der 28-jährige Jorge Nicolás Cabrera, der erst seit kurzem im Kanton Zürich wohnte, war am 13. Februar im Alpstein unterwegs – vermutlich ohne eine Ski- oder Schneeschuh-Ausrüstung. Von seiner Sonntagswanderung kehrte der Argentinier jedoch nicht mehr zurück. Am Montag darauf ging bei der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden die Vermisstenmeldung ein.
Die umgehend eingeleitete Suchaktion mit zwei Rega-Helikoptern, einem Helikopter der Kantonspolizei Zürich, 24 Rettern der Alpinen Rettung und drei Lawinenhundeführerteams blieb allerdings erfolglos. Nach drei Tagen stellten die Rettungskräfte die Suche ein – auch weil die schweren Wetterbedingungen diese verunmöglichten.
Heute, fast zwei Monate später, hat die Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden noch immer keine neuen Erkenntnisse. «Wir müssen jetzt warten, bis der Schnee zu schmelzen beginnt. Dann können neue Suchaktionen gestartet werden», sagt Stefani Koller von der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden. Sobald die Polizei neue Anhaltspunkte habe, werde darüber informiert.
Der Alpstein ist ein beliebtes Ausflugsziel, bei Wanderbegeisterten, aber auch bei ausländischen Touristen, spätestens seitdem die idyllischen Bilder des Berggasthauses Äscher auf Instagram zirkulieren. Mit der Schneeschmelze wird es wieder mehr Menschen auf die Wanderwege rund um den Seealpsee ziehen. Das ist auch der Rettungschefin der Alpinen Rettung Schweiz in Appenzell Innerrhoden, Irene Inauen, klar:
«Man möchte natürlich möglichst verhindern, dass Wanderer den Mann auffinden.»
Dies nicht nur, um ihnen eine unschöne Erfahrung zu ersparen, sondern vor allem aus Respekt gegenüber dem Vermissten und dessen Familie. Die Suche im Schnee ist derzeit allerdings noch immer auch für geübte Bergrettungskräfte schwierig und gefährlich.
«Outdoor-Sportarten liegen im Trend. Viele nehmen die Gefahren in den Bergen allerdings nicht ernst», sagt die Mediensprecherin Stefani Koller. Dass es für diese Sportarten immer mehr Menschen in den Alpstein zieht, könne die Polizei in ihrem Alltag beobachten. Gemäss dem aktuellsten Geschäftsbericht der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden musste die Rega im Jahr 2020 27-mal im Alpstein ausrücken. Im Jahr davor gab es ebenfalls 21 Einsätze.
Ausserdem rückten die freiwilligen Bergretterinnen und -retter der Rettungsstation Appenzell Innerrhoden, gemäss Rettungschefin Inauen, im vergangenen Jahr insgesamt 37-mal aus. Bei diesen Einsätzen unterstützten sie die Polizei teilweise.
Trotz dieser Zahlen glaubt Inauen nicht, dass der Alpstein ein aussergewöhnlich gefährliches Terrain für Wanderinnen und Wanderer ist:
«Wo viele Menschen sind, passiert eben auch eher mal etwas.»
Der Suchaktion nach dem Argentinier, der im Tiefschnee alleine im Alpstein unterwegs gewesen war, ist aber auch für Inauen ungewöhnlich: «Eine Suchaktion wie diese habe ich in den zehn Jahren, in denen ich schon bei der Rettungsstation Appenzell bin, zuvor erst zweimal erlebt.» Mehrere Signale vor Ort würden auf die Gefahren von Winterwanderungen hinweisen.
Orts- und Bergsportkenntnisse aber auch eine entsprechende Ausrüstung seien bei diesen Bedingungen in den Bergen überlebenswichtig – selbst für geübte Bergsportler. Cabrera hat gemäss Innerrhoder Kantonspolizei allerdings weder über das eine noch das andere verfügt.