Auflösung
Das Ende der Erwachsenenbildung Amriswil könnte am Mittwoch besiegelt werden – dafür müsste der Vorstand die eigenen Statuten ändern lassen

Am Mittwoch will der Vorstand die Interessengemeinschaft Erwachsenenbildung Amriswil (IGEA) auflösen. Dafür müsste er allerdings zwei Versammlungen an einem Abend durchführen. Unabhängig davon, ob das gelingt oder nicht: Es zeichnet sich eine Nachfolgelösung für die 33-jährige Institution ab.

Manuel Nagel
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Im Herbst 2022 war Monika Sutter noch zuversichtlich, dies sei nicht die letzte Saison der IGEA. Nun ist das Ende nah.

Im Herbst 2022 war Monika Sutter noch zuversichtlich, dies sei nicht die letzte Saison der IGEA. Nun ist das Ende nah.

Bild: Manuel Nagel

Noch mal Vollgas wolle man geben, sagte Präsidentin Monika Sutter vor sieben Monaten, als die Interessengemeinschaft Erwachsenenbildung Amriswil (IGEA) in ihre neue Veranstaltungssaison startete. Doch schon da akzentuierten sich die Probleme des Vereins, der 1990 gegründet worden war. Die Mitgliederzahl von einst mehr als 200 sank in den letzten Jahren um ein Drittel, und was noch schwerer wog: Abgänge im Vorstand konnten nicht mehr ersetzt werden.

Seit 1990 bietet die IGEA Vorträge und Kurse an, teilweise auch zusammen mit der Volksschulgemeinde. Diese Veranstaltungen waren oft gut besucht, weil sie ein grosses Publikum ansprachen. Doch immer öfter es gab auch Vorträge, die nur auf wenig Interesse stiessen, was auch die Suche nach Referenten erschwerte. Dabei waren es aber nicht finanzielle Probleme. Die Kasse der IGEA war dank der Mitgliederbeiträge genug gefüllt. «Gesund und dennoch gefährdet» lautete der Titel in der «Thurgauer Zeitung» am 20. September 2022.

Noch 130 Mitglieder

Doch für den Vorstand stellte sich schon damals die Frage, ob es die IGEA wirklich noch brauche oder ob das Modell überholt sei – in einer Zeit, in der sich viele Leute über Videos auf Youtube weiterbilden. Die Besucherzahlen sanken stetig, in der abgelaufenen Saison seit letztem Herbst waren an den Veranstaltungen durchschnittlich noch rund ein Dutzend Personen anwesend – an einer gar nur eine Handvoll.

Nun hat der Restvorstand die Antwort auf die Frage gefunden und für sich mit Nein beantwortet. Heute Mittwochabend soll im Schulmuseum die Auflösung der IGEA beschlossen werden. Der Vorstand beantragt bei seinen Mitgliedern, den Verein auf Ende Jahr zu liquidieren. Doch das ist gar nicht so einfach, denn in den Statuten ist festgehalten, dass die Auflösung nur dann beschlossen werden kann, wenn drei Viertel der aktuell 130 Mitglieder an der Versammlung anwesend sind. Eine Hürde, die kaum überspringen wird.

Zwei Versammlungen hintereinander als Lösung

Dass am Mittwochabend kaum die geforderten 98 Mitglieder im Schulmuseum Amriswil auftauchen werden, ist auch dem Vorstand bewusst. Deshalb gibt es vor der Jahresversammlung um 20.15 Uhr auch noch eine ausserordentliche Mitgliederversammlung um 19 Uhr. An dieser sollen die Statuten dahin gehend geändert werden, dass das Quorum von 75 Prozent nicht mehr erforderlich sei für eine Vereinsauflösung.

Aber selbst wenn diesem Antrag nicht zugestimmt wird, dann dürfte das Ende der IGEA nicht abgewendet sein, sondern nur hinausgezögert werden. «In diesem Fall gäbe es nach frühestens 14 Tagen einfach eine zweite ausserordentliche Versammlung, an der dann das einfache Mehr reichen würde», erklärt Monika Sutter. Im Dezember hat der Vorstand schon bei einem Anwalt das mögliche Vorgehen abgeklärt und kurz darauf auch beschlossen, dass man so vorgehen wolle.

Beinahe hätte es noch eine Rettung gegeben

Ende Januar hätte sich das Blatt aber beinahe noch gewendet. Der Verein Kulturforum bekam Wind davon, dass die IGEA auf dem Sterbebett liegt, und bot Hand für eine Rettungsaktion. Die Pläne des Kufo waren eine Vereinsfusion, wie dessen Präsident Reto Bissegger sagt. Zwar nicht mehr unter dem Namen IGEA, dafür mit dem Mitgliederstamm, dem Vereinsvermögen und den Statuten der IGEA.

Doch der Prozess der Auflösungs sei bei ihnen schon zu weit fortgeschritten gewesen, sagt Monika Sutter, die es sehr begrüsst, dass Amriswil auch in Zukunft ein ähnliches Angebot wie das der IGEA haben könnte. Konkret sei aber noch nichts, sagt Reto Bissegger. Der Name «Kulturforum Akademie» sei ebenfalls erst ein Arbeitstitel.

Er bedauert die Situation. «Etwas übergeben finde ich schöner, als etwas sterben zu lassen», sagt er, gibt aber auch zu, dass eine Übernahme der IGEA für das Kufo nicht einfacher gewesen wäre, als wenn man mit etwas Neuem beginnen kann. Auch habe man nicht auf das Vereinsvermögen geschielt, so Bissegger. Dieses soll übrigens bei der Auflösung der IGEA – so will es der IGEA-Vorstand – dem Verein Ferien(S)pass zugutekommen.

Hinweis

www.igea-amriswil.ch