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Ostschweiz
Arbon, Kreuzlingen, Weinfelden
Am Donnerstag beginnt die grösste Messe im Thurgau. Ein Höhepunkt für Weinfelder. Doch auch Auswärtige sollen ihren Spass haben. Mit den folgenden sieben Punkten gelingt der perfekte Wega-Besuch.
Die Wega ist gross und Sitzgelegenheiten finden sich nur mühsam. Schuhtechnisch gilt deshalb auch für High-Heels-Liebhaberinnen, doch eher in die flachen Schuhe zu schlüpfen. Bei den Kleidern eignet sich die Zwiebeltechnik am besten. Das Problem: Am Nachmittag ist es sommerlich warm und abends «chogä cheibe chalt». Deshalb: Mehrere leichte Kleidungsstücke anziehen, die bei warmen Temperaturen auch um die Hüfte gebunden werden können.
Wer an der Wega einen Einkauf tätigt, der erhält meist auch einen Sack. Dieser eignet sich ebenfalls für das zwischenzeitliche Verstauen der Kleidung.
Ein Regensprutz ist an der Wega immer möglich. Hier gilt die Devise: Such dir eine Bar oder eine Halle und feiere dort weiter. Kleidungstechnisch muss darauf also keine Rücksicht genommen werden.
Wer an die Wega geht, kauft einen Wega-Button. Wichtig: die richtige Aussprache. Es heisst im Weganer-Slang nämlich «Wega-Bött’n».
Pflicht ist der Besuch im Degustationszelt. Geschickterweise probiert man sich durch alle Produkte und verspricht mit einem freundlichen Lächeln, am Montag wiederzukehren, um dann die besten Produkte zu kaufen. Wer will, kann das dann auch tun.
Wer Freunde oder Kollegen trifft, bleibt am besten mitten in der Strasse für einen Schwatz stehen. Es entschleunigt die Wega und hilft den Marktfahrern, dass die Kunden genügend lange Zeit haben, ihre Waren zu betrachten und allenfalls etwas zu kaufen. Regenschirme sind verpönt, siehe Punkt eins.
Wichtige Nebensächlichkeit: Am Dienstag nach Wega frei eingeben zwecks Ausnüchterung und Schlaf nachholen.
Kinder sind an der Wega sehr erwünscht. Es ist ja eine Familienmesse. Auch wenn Kinderwagen für das allgemeine Durchkommen in den Strassen hinderlich sind, so bringen sie doch einige Vorteile. Wenn das Kind langsam ins Bett sollte, kann es im Kinderwagen schlafen und hält die Eltern nicht vom Feiern ab.
Zwecks Einschlafhilfe schaukelt man die Wagen jeweils ein bisschen, was mit zunehmendem Alkoholkonsum leichter fällt. Für zappelige Kinder eignet sich der Lunapark. Die blinkenden Lichter und vielen Bahnen machen auch die aufgedrehtesten Kinder müde. Für die Ruhigen und Ängstlichen ist das Wega-Bähnli eine gute Alternative.
Echte Weganer lassen nichts aus. Man schlemmt sich von der Frühlingsrolle über das Schnitzelbrot zur Pizza oder, für alle, die lieber sitzend geniessen, vom Fonduekeller zum Haxenkasper oder dem Thai und schliesst mit einer Zuckerwatte, Apfelchüechli oder Schoggi- banane – und das zweimal täglich.
Es ist wichtig, das Geld an verschiedenen Essens- und Getränkeständen auszugeben. Gegen die drohende Verstopfung hilft genügend Bier. Weganer sind soziale Gesellen und die Essensstände Treffpunkte für einen Schwatz.
Wer an der Wega isst, schaut nicht aufs Geld. Theoretisch ist eh alles zu teuer. Aber hey, Wega ist nur einmal im Jahr. Man beachte: Auf das gesamte Geschirr gibt es ein Depot. Littering von Servietten und Ähnlichem ist verpönt.
Wer schlau ist, geht im Foyer des «Thurgauerhof» aufs stille Örtchen. Auch bei den beiden Schulhäusern gibt es WCs, die festinstalliert und nicht in einem Wagen sind. Das Problem: Wenn die Hallen schliessen, sind auch die WCs zu. Dann gilt es, sich einen Weinfelder anzulachen, der in der Nähe wohnt. Oder man geht halt aufs Wagen-WC.
Diesbezüglich sind die Weinfelder Weganer verwöhnt. Das Fest findet ja direkt vor ihrer Haustüre statt. Doch auswärtige Wega-Kenner wissen: Es ist von Vorteil, wenn man mit dem Zug an die Wega reist. Kaum steigt man aus dem Zug aus, steht man nämlich schon mittendrin. Dank Zusatzfahrplan ist auch für eine sichere Heimkehr gesorgt.
Weganer lieben die Wega. Sie nehmen extra dafür frei, essen nicht zu Hause und treffen alte Freunde, die sie nur an der Wega treffen. Viele ehemalige Weinfelder kehren genau zur Wega in die alte Heimat zurück. Es klingt verrückt. Ist aber so. Wer diese Faszination nicht teilen kann und trotz oben genannter Tipps kein eingefleischter Weganer wird, ist trotzdem willkommen.
Aber bitte zeigt Verständnis. Wega ist wie der Geruch nach Guetzli, der einen an Weihnachten erinnert. Es ist die Zeit, in der man jung sein kann, egal, wie alt man ist. Oder älter wird, obwohl man noch jung ist. Weganer sind gesellig – zumindest diese positive Eigenschaft können sich Wega-Einsteiger zu Herzen nehmen. Vielleicht trifft die Einsteiger dann auch der Wega-Zauber und sie kommen nächstes Jahr wieder.