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Die Bildungsstätte für Menschen mit Behinderung will ihre bald 50-jährigen Gebäude bis 2027 komplett sanieren.
«Da wird es einem schon fast trümmlig», sagte Urs Laib zu den 56 anwesenden Mitgliedern des Vereins Bildungsstätte Sommeri. Diese fanden zu Beginn dieser Woche zu einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung zusammen, um über ein zweistelliges Millionenprojekt informiert zu werden und im Anschluss an die Ausführungen Urs Laibs darüber zu befinden. Es geht um die Sanierung der Bildungsstätte, die bereits fast ein halbes Jahrhundert alt ist.
Das Vorstandsmitglied mit dem Ressort «Bau und Infrastruktur» erläuterte, dass die erste Machbarkeitsstudie von 26 Millionen ausging, «mit einer Genauigkeit von 25 Prozent», so Laib, dem vor allem die plus 25 Prozent Sorgen bereitet hätten. Das war vor drei Jahren. Ein halbes Jahr später wurde das Projekt beim Sozialamt des Kantons angemeldet und im Dezember 2020 erhielt der Vorstand der Bildungsstätte den Entscheid, dass er mit rund 23,5 Millionen Franken anerkannten Kosten rechnen könne. Inklusive Teuerung sowie einiger Nachträge wie Sanierung der Kapelle, Erstellung eines Carports sowie einer Photovoltaik-Anlage plus notwendige Schadstoffsanierung und Reserve liegen die Kosten schliesslich bei den eingangs geschätzten 26 Millionen.
Allein das Beseitigen der Schadstoffe koste eine dreiviertel Million, sagte Laib, beschwichtigte aber sogleich, man müsse keine Angst haben, hier zu sitzen. Die Schadstoffe seien nicht an der Oberfläche, sondern im Kleber der Plättli, im Fugenmaterial der Fenster und Ähnliches. Die Stoffe würden erst gefährlich, wenn man sie herausschleifen würde.
Weil die Kosten der Fachplaner und Architekten jedoch 26,8 Millionen betrugen, ging die Baukommission nochmals über die Bücher und fand Sparpotenzial. «Nicht, weil es vorher eine Luxusvariante war», stellte Laib klar, sondern weil man gewisse Bedürfnisse und Räume nochmals genau hinterfragt habe. So sei etwa die Turnhalle mit einer Lüftung ausgestattet gewesen. Aber die Halle werde nicht so intensiv genutzt wie eine Schulturnhalle. So könne ein Betreuer auch einmal ein Fenster öffnen, sollte es zu stark riechen. Urs Laib sagt:
«Viele weitere solche Massnahmen haben geholfen, 700'000 Franken einzusparen.»
Die Vereinsmitglieder mussten also ihre Zustimmung zum Kostenvoranschlag von 25,4 Millionen plus 600'000 Franken Reserve geben, aber auch zusätzlich dem Vorstand die Erlaubnis erteilen, dass dieser das Baugesuch bei der Gemeinde Sommeri schon vor dem definitiven Entscheid des Kantons einreichen kann. «Es geht alles ein bisschen lang. Bis wir wissen, ob der Kanton nun 25,4 oder 25,3 Millionen spricht, vergeht wieder viel Zeit, weil sehr viele Spezialisten involviert sind», sagte Laib. «Wir haben aber das Ziel, 2023 mit der ersten Bauetappe beginnen zu können.» Beide Anträge des Vorstandes wurden von der Mitgliederversammlung ohne weiteren Diskussionsbedarf einstimmig angenommen.
Während der Bauzeit muss die Bildungsstätte für ihre rund 40 Bewohnerinnen und Bewohner eine Ausweichlösung finden. Zum einen wird dies im neu erstellten «Holdergarten» sein, wo die Wohnungen bis zum 30. November 2023 befristet fremdvermietet sind. Ab Januar 2024 bis Mitte 2025 werden dann zwölf Bewohner der Bildungsstätte dort einziehen. Für ein weiteres Dutzend zeichnet sich eine Lösung ab in Neubauten, die zurzeit in Sommeri erstellt werden, für die restlichen Bewohner suchen die Verantwortlichen noch Übergangswohnungen. Für diese eineinhalb Jahre, in denen die Bewohner ausquartiert sein werden, rechnet die Bildungsstätte mit rund 1,64 Millionen ausserordentlichen Betriebskosten.
Nach der Sanierung wird auf dem Dach des Wohntraktes eine Photovoltaik-Anlage mit 100 Kilowatt Spitzenleistung installiert sein. Diesen Strom brauche die Bildungsstätte jedoch selber, sagt Vorstandsmitglied Urs Laib. Man wolle nicht für das Netz produzieren. Ausserdem werden in Zukunft neun der 40 Wohnplätze demententauglich sein, was bei Menschen mit Downsyndrom immer häufiger vorkomme. (man)