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Am Dienstagnachmittag haben die Beteiligten den Vertrag unterschrieben. Die Zusammenarbeit eröffnet der SBS neue Perspektiven, auch im regulären Uferverkehr, sagt Verwaltungsratspräsident Hermann Hess.
Die Schweizerische Bodensee Schifffahrt geht bei der «Hohentwiel» und der «Oesterreich» an Bord. Sie beteiligt sich mit 20 Prozent an der neuen Betreibergesellschaft HSB der beiden historischen Schiffe. Was ist der Grund?
Wir wurden angefragt, ob wir beziehungsweise Benno Gmür als Vizepräsident des SBS-Verwaltungsrates helfen würden, gewisse Probleme bei Struktur und Ertragskraft zu lösen. Und gleichzeitig baten uns die Verantwortlichen, als Teilhaber einzusteigen.
Und zu beidem hat die SBS Ja gesagt. Warum?
Wir sehen ein gewisses Synergiepotenzial einerseits beim Austausch von Kundendaten und andererseits beim Austausch von Know-how in den Bereichen Charter, Gastronomie und Marketing. Die beiden exklusiven Partyschiffe erwirtschafteten zuletzt einen erstaunlich hohen Umsatz von über 4 Millionen Euro. Die Organisation war aber chaotisch und die Kostenstruktur schlecht, sodass die Rechnung nicht mehr aufging. Wir wollen dazu beitragen, den Betrieb profitabel zu machen. Wenn das gelingt, haben wir finanziell auch ein bisschen etwas davon. Unsere kleine Beteiligung kann bei Meinungsverschiedenheiten helfen, Klarheit zu schaffen.
Kommen sich die SBS mit ihren Schiffen und die «Hohentwiel» und die «Oesterreich» nicht gegenseitig ins Gehege?
Es gibt zwar leichte Überschneidungen der Geschäftsfelder. Aber die beiden historischen Schiffe bewegen sich in einem deutlich luxuriöseren Bereich als die SBS mit ihrer SBB-Vergangenheit. Wir haben dieses oberste Segment nicht angepeilt, weil wir uns damit überdehnt hätten. Die «Hohentwiel» und die «Oesterreich» erinnern im Stil an die versunkenen Kaiserreiche in Deutschland und Österreich. Sie sind Bentley, wir sind Audi. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Preise.
Wie viel teurer ist eine Fahrt auf der «Hohentwiel» oder der «Oesterreich»?
Man geniesst auf diesen Schiffen ein deutlich gediegeneres und sehr exklusives Ambiente. Bei einem ähnlichen Umfang von Speisen und Getränken darf wohl mit 40 Prozent höheren Kosten gerechnet werden.
Welches Schiff gefällt Ihnen besser: Die «Hohentwiel» oder die «Oesterreich»?
Die «Oesterreich», welche für 9 Millionen Euro aufwendig und mit Augenmerk auf viele hochwertige Details restauriert worden ist. Zum Vergleich: Die Gesamterneuerung der MS St. Gallen durfte bei uns nicht mehr als 5 Millionen Franken kosten.
Die deutsche und die österreichische Schifffahrt bleiben bei der «Hohentwiel» und der «Oesterreich» aussen vor. Wie kommt das?
Sie haben sich, soweit wir wissen, für eine Kooperation interessiert, aber die Trägervereine der beiden Schiffe wollten nicht mit ihnen. Sie wollten mit uns, weil sie uns vertrauen. Es hat auf der persönlichen Ebene gepasst und auch in Bezug auf das unternehmerische Verständnis.
Dürfen sich die Schweizer darauf freuen, dass die «Hohentwiel» und die «Oesterreich» künftig öfter am Schweizer Ufer anlegen?
Vermutlich wird die Zusammenarbeit dazu führen. Ich kann mir diese Entwicklung jedenfalls gut vorstellen. Dazu muss man wissen, das die meisten Mitglieder des Trägervereins der «Hohentwiel» aus der Schweiz kommen.
Konkrete Pläne gibt es noch nicht?
Nein, aber wir werden entsprechende Überlegungen für 2022 anstellen. Und die engere Zusammenarbeit könnte auch weitere Auswirkungen aufs Angebot haben.
Welche?
Die Vertreter der Standortgemeinde Hard, die mit 10 Prozent an der neuen Betreibergesellschaft der «Hohentwiel» und der «Oesterreich» beteiligt ist, baten uns zu überlegen, ob wir mit unseren Schiffen über Rorschach und die Grenze hinaus weiter bis nach Hard fahren wollen. Wir empfinden diesen Vorschlag als eine sehr prüfenswerte Idee.