Merolas Transfer zum EHC Visp soll dem HC Thurgau Zehntausende von Franken einbringen

Angeblich hatte die unerwartete Vertragsauflösung von Melvin Merola nicht nur mit dem Heimweh des Wallisers zu tun. Die Verpflichtung des Kanadiers Darcy Murphy einen Tag später besänftigt den seltsamen Abgang des HCT-Topskorers. Doch Thurgaus Trainer Stephan Mair steht auch in seinem fünften Jahr in Weinfelden vor grossen personellen Herausforderungen.

Matthias Hafen
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Der Kanadier Darcy Murphy war zuletzt bei den Lausitzer Füchsen in der DEL2 zweitbester Torschütze des Teams.

Der Kanadier Darcy Murphy war zuletzt bei den Lausitzer Füchsen in der DEL2 zweitbester Torschütze des Teams.

Bild: Thomas Heide

Eigentlich hatte der HC Thurgau zuwarten wollen mit der Bekanntgabe von Darcy Murphy als neuen Ausländer. Dann aber ging der Swiss-League-Club schon am Dienstag mit der Verpflichtung des 27-jährigen Kanadiers an die Öffentlichkeit – just einen Tag nach der Hiobsbotschaft um Melvin Merola. Kein Zufall. Der HCT wollte den unerwarteten Verlust seines letztjährigen Topskorers mit einer positiven Nachricht kontern. Die ereignisreiche Woche zeigt, dass die Herausforderungen für Headcoach Stephan Mair auch in seinem fünften Jahr beim HC Thurgau nicht kleiner werden.

Am Montag verlor Mair den energiegeladenen Stürmer Melvin Merola trotz weiterlaufenden Vertrags an den Ligakonkurrenten EHC Visp. Der Walliser Merola, mit Abstand bester HCT-Torschütze der vergangenen Saison, ersuchte wegen Heimwehs um die sofortige Auflösung des noch ein Jahr dauernden Kontrakts.

Visper Offerte trug massgeblich zum Heimweh bei

Dass Merola am Donnerstag in einem Zeitungsartikel des «Walliser Bote» suggerierte, dass er es schon noch ein Jahr in der Ostschweiz ausgehalten hätte, aber nicht die Visper Offerte ausschlagen wollte, lässt sein Abgang in einem anderen Licht dastehen. Der Zeitungsartikel befeuert die These, dass man bei einem angebotenen Dreijahresvertrag des EHC Visp geradezu Heimweh bekommen muss.

«Wäre das Interesse des EHC Visp nicht derart stark gewesen, wäre ich wohl noch im Thurgau», sagte Melvin Merola gegenüber dem «Walliser Bote».

«Wäre das Interesse des EHC Visp nicht derart stark gewesen, wäre ich wohl noch im Thurgau», sagte Melvin Merola gegenüber dem «Walliser Bote».

Mario Gaccioli (Weinfelden, 29. Oktober 2019)

Damit sich die drei Parteien letztlich einig wurden, könnten mehrere zehntausend Franken vom EHC Visp zum HC Thurgau geflossen sein, wie der «Walliser Bote» spekuliert. Das wiederum würde erklären, weshalb man Merolas Abgang beim HC Thurgau relativ gelassen nimmt. Die Bedingungen der Vertragsauflösung mit Merola wollte der Club nicht kommentieren. Mit dem gut verhandelten zusätzlichen Geld sollte es jedoch möglich sein, als Ersatz einen Schweizer Spieler zu verpflichten, der es in einer Saison ebenfalls auf 30 Skorerpunkte bringt.

Thurgaus Trainer Mair nimmt die unerwartete Kadermutation als neue Herausforderung. «Es ist für mich ein Anreiz, nun einen anderen Schweizer Spieler dazu zu bringen, die 20-Tore-Marke zu knacken», sagt der Südtiroler. 2017/18 hatte dies unter Mair schon Andri Spiller geschafft, 2018/19 Michael Loosli und 2019/20 Melvin Merola.

Rehak und Michael Loosli noch nicht abgeschrieben

Tore sollen beim HC Thurgau in Zukunft auch wieder vermehrt von den Ausländern kommen. Genau dafür wurde Darcy Murphy verpflichtet. Der 27-jährige kanadische Flügelstürmer war 2018/19 Torschützenkönig der britischen Elite-Liga bei den Belfast Giants und vergangene Saison drittbester Skorer bei den Lausitzer Füchsen in der DEL2 (ein Punkt pro Spiel). Einer also, der weiss, wo das Tor steht.

Mit der coronabedingt ungewissen Zukunft im Schweizer Eishockey unterlässt es der HCT vorerst, einen zweiten Ausländer zu verpflichten. Und falls sich die Lage mit Meisterschaftsbeginn normalisiert, würde ein Zweiwegspieler, zum Beispiel ein defensiver Center, auf dem Wunschzettel stehen. Zudem sind die Chancen intakt, dass die Rapperswiler Leihspieler Frantisek Rehak und Michael Loosli dem HC Thurgau auch kommende Saison zur Verfügung stehen.