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Von vielen ungeduldig erwartet öffnete der Migros Markt im Zentrum Amriswils am Donnerstagmorgen seine Türen. Das Einkaufszentrum hatte jedoch noch einige kleine Startschwierigkeiten. Und viele Autofahrer fanden den Eingang zur Tiefgarage nicht auf Anhieb.
Es war eine kurze Nacht für Hans-Peter Wetter. Kurz nach zwei Uhr am Donnerstagmorgen riss ein Feueralarm den Amriswiler Migros Marktleiter aus dem Bett, nachdem am Abend zuvor mit lokaler Prominenz die Eröffnung vorgefeiert wurde.
Doch Wetter ist ein alter Hase, den so etwas zwar aus dem Bett, aber nicht mehr aus der Ruhe bringt. Es sei nicht seine erste Markteröffnung, sagte er. «Ich habe mich schon daran gewöhnt, dass jeweils irgendwo ein Alarm abgeht, der sich dann als Fehlalarm herausstellen sollte.» Aber kontrollieren müsse man das Ganze halt schon noch.
In diesem Fall waren die Bäcker schuld – oder die fehlende Belüftung, halt je nach Sichtweise. Das System sei so programmiert gewesen, dass die Lüftung um drei Uhr in der Nacht zu arbeiten beginne. Doch die Mitarbeiter der Bäckerei fingen an diesem Eröffnungstag bereits eine Stunde früher an, sodass wegen des Dampfes ein Alarm ausgelöst wurde.
Die ganze Feuerwehr stand somit kurz nach zwei Uhr da, um den nigelnagelneuen Migros Markt zu löschen, bevor er überhaupt eröffnet werden konnte. So eine Probe des Ernstfalls habe aber auch ihr Gutes, fand Hans-Peter Wetter. So habe er herausgefunden, dass einige Kontaktdaten auf einer Liste noch aktualisiert werden müssten.
Dass bei so einem grossen Bau nicht auf Anhieb alles reibungslos funktioniere, sei normal, sagte auch ein Techniker, der sich kurz nach halb Acht um die südliche Eingangstür kümmerte, die sich nicht automatisch öffnen liess.
Den Kunden, die draussen bereits warteten und die ersten Besucher des neuen Marktes sein wollten, war das egal. Mit Staunen schritten die einen gemächlich ins Einkaufszentrum und schauten sich erst einmal um, während andere gleich die lange Rolltreppe zum Supermarkt hinauf hasteten.
Zwei Damen jedoch steuerten zuerst das Migros Restaurant im Erdgeschoss an. Restaurantmitarbeiterin Eva Gerber erkannte die beiden Stammgäste und begrüsste sie herzlich. Voller Stolz zeigte sie ihren neuen Arbeitsort. «Ich fühle mich hier sehr wohl, fast wie zu Hause», sagte Gerber und strahlte dabei übers ganze Gesicht.
«Ich könnte alle umarmen», sagte sie, als die beiden Stammgäste mit ihrem Kaffee zur Kasse kamen. Bereits kurz nach acht Uhr war die Zahl der neugierigen Kundinnen und Kunden so gross, dass es an den Tischen im Restaurant kaum mehr freie Plätze hatte.
«Endlich habe ich meine Migi wieder», sagt eine Kundin zu ihrem Bekannten. Sie sei halt ein Migros-Chind, gesteht sie und erzählt von ihrem Schnäppchen, das sie soeben im M-electronics erstanden hatte – ein Mikrowellengerät mit 33 Prozent Eröffnungsrabatt.
Zehn Jahre habe die Familie nun keine Mikrowelle mehr besessen und sie eigentlich auch nicht gebraucht. Das Einzige, was sie vermisst hätten, sei das Popcorn, das man in der Mikrowelle einfach und schnell zubereiten könne. Nur dafür hätten sie das Gerät gekauft. Und natürlich waren in der prall gefüllten Einkaufstasche des Supermarkts auch ein paar Packungen mit Mikrowellen- Popcorn.
Während sich drinnen das neue Einkaufszentrum mit Menschen füllte, stand draussen ein Sicherheitsmitarbeiter und hatte alle Hände voll zu tun. Beinahe im Minutentakt wollten Autos von der Rütistrasse her in die Tiefgarage hineinfahren. Geduldig erklärte der Mann allen verirrten und verwirrten Automobilisten, dass hier nur die Ausfahrt sei.
Die Einfahrt führe ausschliesslich über die Zielstrasse, die einst das Amriville und den Migros Markt trennte. Nun vereinigt die Strasse die beiden Einkaufszentren, die via Tiefgarage und den gemeinsamen überirdischen Vorplatz miteinander verbunden sind.
Die Dimensionen des Gebäudes sind gewaltig. Der neue Migros Markt hat eine Länge von 92,5 Metern, eine Breite von 69,3 Metern und eine oberirdische Höhe von 15,6 Metern. Inklusive der Tiefgaragengeschosse wären es gar 22,5 Meter.
Über 1800 Tonnen Eisen und rund 2000 LKW-Ladungen Beton wurden verbaut. Die Verkaufsfläche beträgt 6200 Quadratmeter. Zusammen mit den rund 14'000 Quadratmetern des Amriville sind die beiden Amriswiler Einkaufszentren nun etwa so gross wie das Lago in Konstanz, das eine Verkaufsfläche von rund 20'000 Quadratmetern hat.