Egnach
Die Gemeinde ist mit dem Energiestadt-Gold-Label ausgezeichnet worden

Am Montag durfte Gemeinderat Luzi Tanner für die Gemeinde Egnach das Gold-Label entgegennehmen. Sowohl Regierungsrat Walter Schönholzer als auch Nationalrat Kurt Egger betonen die Wichtigkeit der Projekte, die die Energiestädte des Kantons leisten.

Eva Wenaweser
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Die Gold-Label-Übergabe erfolgte durch Regierungsrat Walter Schönholzer und Nationalrat Kurt Egger an Gemeinderat Luzi Tanner.

Die Gold-Label-Übergabe erfolgte durch Regierungsrat Walter Schönholzer und Nationalrat Kurt Egger an Gemeinderat Luzi Tanner.

Bild: Donato Caspari

Es ist ein spezieller Tag für die Gemeinde Egnach. Am Montag ist sie mit dem Gold-Label ausgezeichnet worden. Der Egnacher Gemeindepräsident Stephan Tobler konnte der Übergabe nicht beiwohnen, da er noch auf das Ergebnis seines Coronatests warten musste. An seiner Stelle nahm Gemeinderat Luzi Tanner die Urkunde aus den Händen von Nationalrat Kurz Egger und Regierungsrat Walter Schönholzer das Label entgegen. Tanner sagt:

«Wir sind stolz darauf, nach Frauenfeld als zweite Gemeinde im Kanton Thurgau dieses Label zu erhalten.»

Bereits mit der dritten Zertifizierung ist es der Gemeinde gelungen, das Gold-Label zu erreichen. Tanner verwies in seiner Rede auf das Seewasserwerkprojekt und betonte dessen Wichtigkeit. Das Projekt sei aktuell in Planung, aber der Gemeinde sei bereits bewusst, dass sie es ohne Unterstützung nicht tragen werden können.

Projekt Seewasserwerk

Luzi Tanner, Gemeinderat und Präsident der Energiekommission.

Luzi Tanner, Gemeinderat und Präsident der Energiekommission.

Bild: Donato Caspari

Das thermische Seewasserwerk soll dem Bodensee Wärme zum Heizen beziehungsweise Kälte zum Kühlen entziehen. Daran angeschlossen werden könnten drei geplante Grossüberbauungen mit insgesamt rund 700 Wohnungen.

Das Projekt gestaltet sich laut Tanner etwas schwierig, denn: «Die ersten Wohnungen sind früh bezugsbereit, die letzten und grösseren Posten, wären aber erst in etwa zehn Jahren fertig.» Daher brauche es eine Heizung, die bereits bei der Fertigstellung der ersten Wohnungen funktioniert. Eine Machbarkeitsstudie sei bereits gemacht worden: Die Gemeinde müsste Vorinvestitionen im Wert von rund sechs Millionen Franken tätigen. Tanner sagt:

«Das Risiko ist so zwar tragbar, dennoch sind wir auf Unterstützung vom Kanton angewiesen. Dafür danken wir bereits im Voraus.»

Der Bodensee bietet eine «unglaubliche Chance»

Regierungsrat Walter Schönholzer merkte an, dass die Labelübergabe eigentlich für den 24. Dezember vorgesehen gewesen wäre. Da aber aufgrund der Coronapandemie keine festliche Übergabe im Beisein der Bevölkerung möglich gewesen wäre, wurde sie vorverlegt. Er schätze die Bemühungen der Energiestädte sehr. «Mit vielen kleineren Projekten wird die Bevölkerung so dazu motiviert, das Ganze mitzutragen.» Um zur Energiestadt zu werden, brauche es Gemeindebehörden, die hinter diesen Bestrebungen stehen. Das kann man einer Bevölkerung laut Schönholzer nicht aufzwingen. Die Gemeinde Egnach mache das vorbildlich.

Regierungsrat Walter Schönholzer.

Regierungsrat Walter Schönholzer.

Bild: Donato Caspari
«Der Gemeindepräsident engagiert sich sogar im Nationalen Verband. Das ist alles andere als selbstverständlich.»

Der Kanton Thurgau habe mit dem Bodensee eine «unglaubliche Chance». Wenn man so einen grossen Wärmespeicher quasi direkt vor der Türe habe, sollte man diesen auch nutzen, sagte Schönholzer.

Eine Frage der Rentabilität

Der Kanton mache im Rahmen des Programms 2020-2030 verschiedene Studien, um herauszufinden, wo überall Potenzial wäre. Schönholzer sagt:

«Die Frage ist nicht, ob Wärme im See ist. Die Frage ist, ob wir in diesem relativ kompakten Gebiet genug Abnehmer haben.»

Letztendlich sei es immer eine Frage der Rentabilität. Das sei die grosse Herausforderung. «Es gibt Investitionen, die sich schnell rechnen», sagte Schönholzer. Aber bei grossen Projekten, wo man viel Vorinvestitionen leisten müsse und dann über lange Zeit hoffe, dass man die Wärme dann auch tatsächlich verkaufen könne, gehe es nicht ohne eine Gemeinde, ohne eine Organisation, die ein grosses Risiko in Kauf nehme. «Aber wenn man nicht anfängt, dann weiss man auch nicht, wo man hinkommen könnte.» Es sei dringender denn je, nachhaltig zu leben. «Der Klimawandel ist menschengemacht, also ist es in den Händen der Menschen, wieder etwas zu ändern.»

Seewasser muss genutzt werden, um Klimaziele zu erreichen

Kurt Egger, Grüner Nationalrat und Leiter Programm Energie Schweiz für Gemeinden, freute sich darüber, dass mit Egnach nun einer mittlere Gemeinde das Gold-Label verliehen wurde. «Ich habe selber Egnach zehn Jahre lang als Energiestadtberater betreut und weiss, dass es nicht so einfach ist, dieses Ziel zu erreichen.» Egnach habe Projekte gewählt, die die Gemeinde beeinflussen können und die etwas bewirken. Etwa die zwei Ladestationen für Elektroautos und das Mobility-Auto seien kleine, aber wichtige Schritte gewesen. Egnach organisiere zudem viele Veranstaltungen für die Bürger. Egger sagte: «Das trägt dazu bei, dass viele Menschen in den Kommissionen involviert sind.»

Kurt Egger, Grüner Nationalrat und Leiter des Programms Energie Schweiz für Gemeinden.

Kurt Egger, Grüner Nationalrat und Leiter des Programms Energie Schweiz für Gemeinden.

Bild: Donato Caspari

Er hoffe, dass das Seewasserwerk Unterstützung vom Kanton und vom Bund erhalte. «Es ist super, dass Egnach dieses Projekt anpackt. Man redet seit 20 Jahren davon.» Bisher ist man laut Egger man aber immer nur zum Schluss gekommen, dass es schwierig ist. Er ist überzeugt:

«Wenn wir das Seewasser nicht nutzen, können wir die Co2-Emissionen nicht auf Null bringen.»

Was in einer mittleren Gemeinde wie Egnach laut Egger ausserdem speziell ist, ist die Teamarbeit. Weil sich viele Menschen mit den Zielen des Energiestadt-Labels identifizieren würden, hätten in der Vergangenheit die diversen Projekte realisiert werden können.