Neuer Präsident der SVP Amriswil: Auf jung folgt jünger

Die SVP Amriswil plante die Nachfolge von Präsident Felix Würth minutiös. Mit Erfolg: Der Wunschkandidat der Ortspartei hat zugesagt.

Manuel Nagel
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Der Amriswiler Claude Brunner (l.) ist designierter Nachfolger des Hagenwilers Felix Würth, der seit Juni 2019 im Amriswiler Stadtrat sitzt und deshalb den Parteivorsitz der SVP Amriswil abgeben will.

Der Amriswiler Claude Brunner (l.) ist designierter Nachfolger des Hagenwilers Felix Würth, der seit Juni 2019 im Amriswiler Stadtrat sitzt und deshalb den Parteivorsitz der SVP Amriswil abgeben will.

(Bild: Manuel Nagel)

Der Himmel ist fast kitschig blau an diesem Morgen. Fehlt nur noch das SVP-Sünneli am Himmel. Aber dafür strahlt Ortsparteipräsident Felix Würth, denn sein Plan ist voll aufgegangen.

Einerseits vor fast genau einem Jahr, als er am 10. Februar 2019 den vierten SVP-Sitz im Amriswiler Stadtrat verteidigen konnte. Andererseits aber auch der Plan um seine Nachfolge, denn für den Hagenwiler Landwirt war mit seiner Wahl in die Exekutive der Stadt klar, dass er sein Präsidentenamt abgeben wird. «Es geht nicht, dass man als Stadtrat auch noch Parteipräsident ist und Position beziehen muss, die entgegen der des Kollegiums sind, in dem man sitzt.» Man könne nicht beide Hüte aufhaben, sagt Würth.

«Wir wollen keine Altherrenpartei sein»

Doch bis zur Generalversammlung der Partei waren es nach der Wahl nur noch vier Monate. Die SVP wollte sich Zeit lassen und keinen Schnellschuss produzieren. Zudem war 2019 politisch nicht mehr viel los in Amriswil, weshalb sich die Partei diese Zeit auch nehmen konnte.

Was jedoch «sunneklar» für Würth und die Partei war, dass die SVP ihren Weg der Verjüngung weitergehen wollte. So wurde der Vorstand an der letzten GV mit drei Unter-30-Jährigen aufgestockt. Nicht ganz ohne Hintergedanken, wie Felix Würth verrät, denn man wollte dieses Jahr nutzen, um einen Jungen aufzubauen, der neu das Präsidium übernehmen sollte.

«Damit senden wir auch ein Signal aus, dass wir keine Altherrenpartei sein wollen.»

sagt Felix Würth, selber 38 Jahre alt und vor sechs Jahren Ortsparteipräsident geworden.

Das innere Gremium der SVP Amriswil, zu dem auch Nationalrätin Diana Gutjahr zählt, hatte von Beginn an den 27-jährigen Claude Brunner im Visier, der mit seinem Eintritt in den Vorstand das Sekretariat übernahm. In den folgenden Monaten hatte er als rechte Hand von Felix Würth bereits viel Einblick in die Arbeit des Präsidenten und begleitete ihn zu zahlreichen Anlässen.

Doch Würth wartete noch zu mit der Anfrage. Erst Anfang Dezember eröffnete er Brunner, dass er ihn als seinen Nachfolger sehe. Claude Brunner nahm sich ebenfalls Bedenkzeit heraus und sagte dann kurz vor Weihnachten Ja. Würth sagt:

«Dass gleich unser Kronfavorit zugesagt hat, ist natürlich ein Glücksfall.»

Claude Brunners Vater ist sein Vorvorgänger

Brunner ist kein unbekannter Name in der Amriswiler SVP, denn Felix Würth übernahm sein Amt 2014 ausgerechnet von Ralph Brunner – dem Vater von Claude. Doch dass sein Vater einer seiner Vorgänger sein könnte, das war für den designierten Präsidenten der SVP Amriswil kein Problem. Er habe sich auch nicht gross mit seinem Vater beraten, sagt Claude Brunner, habe ihm lediglich von der Anfrage erzählt.

Auch vom Entscheid seines Sohnes erfuhr Ralph Brunner erst Wochen danach, als er selber nachgefragt hatte. Es war keine grosse Sache. «Wir sind beide nicht die emotionalsten Typen», sagt Claude Brunner und lacht. Sowieso sei es ja sein persönlicher Entscheid gewesen und nicht der seines Vaters.

Bedenken, dass er nun mit seinem Vater verglichen werden, hat Brunner ebenfalls keine. «Daran habe ich gar nicht gedacht. Es ist ja doch schon einige Jahre her, dass er im Amt war», sagt der Junior, der als Produktmanager bei Fust arbeitet und in den letzten fünf Jahren auch das OK des Oberaacher Maskenballs präsidierte. Diese Führungserfahrung komme ihm jetzt zugute, sagt Brunner.

Dennoch gibt er dieses Amt ab, damit er nebst Job und Hobbys auch die nötige Zeit für das SVP-Präsidium aufbringen kann. Claude Brunner sagt:

«Halbbatzige Sachen mache ich nicht. Entweder richtig oder gar nicht.»

Für Felix Würth war das Präsidium zweifelsohne auch ein Sprungbrett zum Stadtratsamt. Ob er auch einmal solche Ambitionen habe? Brunner sagt, dass er das nicht ausschliessen wolle, sich aber keine Gedanken dazu gemacht habe. «Gerade die SVP braucht permanent fähige Leute, da wir viele Funktionen in Amriswil besetzen», sagt Würth. Deshalb sei Brunner als Ur-Amriswiler und Konsensorientierter auch ideal für dieses Amt, um weitere Junge nachzuziehen.