Arbon
«Ich wurde immer wieder darauf angesprochen»: Warum René Walther Arbons nächster Stadtpräsident werden will

In Arbon wird die erste Kandidatur als Nachfolger von Dominik Diezi bekannt: FDP-Mann René Walther, seit elf Jahren Gemeindepräsident von Münsterlingen, will nach Arbon wechseln. Seine Kandidatur kommt völlig unvermittelt schon vor Diezis Wahl in den Regierungsrat.

Annina Flaig
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René Walther, Gemeindepräsident von Münsterlingen und Kantonsrat, möchte an die Spitze der Stadt Arbon gewählt werden.

René Walther, Gemeindepräsident von Münsterlingen und Kantonsrat, möchte an die Spitze der Stadt Arbon gewählt werden.

Bild: PD/Donato Caspari

Die Neuigkeit kommt aus heiterem Himmel: René Walther (FDP) sitzt in der Seegemeinde Münsterlingen als Gemeindepräsident fest im Sattel. Doch nun schielt er in den Oberthurgau. Hier steht die Stadt Arbon mit der Kandidatur von Dominik Diezi als Regierungsrat vor der Herausforderung, einen neuen Stadtpräsidenten zu finden. Und das kommt für Walther gerade recht. Für den 52-Jährigen stellt sich nach elf Jahren als Gemeindepräsident von Münsterlingen nämlich die Frage nach einer beruflichen Veränderung.

Er sei sich bewusst, dass die Strukturen der Stadt nicht dieselben sind wie in einer mittleren Agglomerationsgemeinde, sagt Walther.

René Walther, Gemeindepräsident von Münsterlingen.

René Walther, Gemeindepräsident von Münsterlingen.

Bild: Helmuth Scham
«Mich reizen die Herausforderungen in Arbon. Es ist eine Stadt mit Themen, die mich interessieren.»

Namentlich seien das die Uferentwicklung, die Altstadt, die Verkehrssituation und die Finanzen.

Was er in Arbon konkret anpacken will, sagt der erste Anwärter auf Diezis Posten nicht. «Ich fände es total überheblich und nicht authentisch, wenn ich den Arbonern jetzt erzählen würde, was ich dort alles machen möchte.»

Er sei jemand, der zuerst das Gespräch mit der Bevölkerung, den Verwaltungsangestellten und den politischen Akteuren suche und die Situation analysiere, bevor er konkrete Projekte aufs Tapet bringe. Das rate er auch immer wieder anderen Gemeinden. Walther gehört nämlich zur Expertengruppe innerhalb des Verbands Thurgauer Gemeinden, welche anderen Gemeinden auf Nachfrage beratend zur Seite steht.

Er gibt seine Kandidatur absichtlich schon früh bekannt

Öffentlich gemacht hat Walthers Kandidatur die FDP Arbon, welche am Montagmorgen ein entsprechendes Communiqué an die Medien verschickte. Das Vorgehen überrascht.

In Arbon hat nämlich die Interpartei erst vergangenen Samstag eine Findungskommission eingesetzt, welche sich auf die Suche nach möglichen Nachfolgerinnen und Nachfolgern des amtierenden Stadtpräsidenten Dominik Diezi machen will. Dieser will die Regierungsratsersatzwahl vom 13. Februar abwarten, bevor er zurücktritt. Deshalb hat etwa die SVP bereits im Dezember gegenüber dieser Zeitung gesagt, man werde aus Respekt vor Dominik Diezi sich erst ab Mitte Februar mit dessen Nachfolge befassen.

Die Wahl ist am 15. Mai

Am letzten Samstag hat die Interpartei eine Findungskommission eingesetzt, die sich auf die Suche von möglichen Nachfolgerinnen und Nachfolgern von Dominik Diezi macht. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Noch vor der Wahl von Diezi am 13. Februar als Regierungsrat wird die Stelle ausgeschrieben, Interessentinnen und Interessenten können ihre Bewerbung bis Ende Februar einreichen. Gegenüber der Stadt müssen sie ihre Kandidatur bis am 21. März offiziell bekanntgeben, um auf die Namensliste zu kommen. Wahltermin ist der 15. Mai. Am 20. April ist eine Podiumsdiskussion geplant. Er hoffe und sei zuversichtlich, dass René Walther noch Konkurrenz bekomme, sodass die Arbonerinnen und Arboner eine Auswahl haben werden, sagt Findungskommissionspräsident André Mägert. Er habe Verständnis für das Vorgehen der FDP, die Walther öffentlich ins Spiel bringt, bevor die Findungskommission richtig ihre Arbeit aufgenommen hat. Auch Mitte-Präsident Aurelio Petti sieht kein Problem darin. Es sei sehr erfreulich, dass bereits jetzt eine erste Kandidatur bekannt sei. «Ich habe sie mit grösster Freude zur Kenntnis genommen.» Die frühe Ankündigung zeige, dass sich in Arbon mit dem neuen Stadtrat vieles zum Guten gewendet habe und die Stadt als attraktiv wahrgenommen werde. Es sei jetzt an den übrigen Parteien, weitere Bewerber ins Rennen zu schicken. Er sei überrascht vom Vorgehen der FDP und befürchte, dass es den Findungsprozess negativ beeinflussen könnte, sagt SVP-Präsident Konrad Brühwiler, der neu die Interpartei präsidiert. Die FDP kann diese Bedenken nicht nachvollziehen. Sie hätten mit der Bekanntgabe der Kandidatur von René Walther absichtlich bis zur ersten Sitzung der Findungskommission gewartet, sagt Fraktionspräsident Cyrill Stadler. «Bei der letzten Vakanz hat Dominik Diezi seine Kandidatur angekündigt, bevor die Interpartei Gelegenheit hatte, über eine Findungskommission nachzudenken.» (mso)

Walther hat sein Dossier bereits am Samstag bei der Interpartei eingereicht. In seiner frühen Kandidatur sieht er kein Problem. Im Gegenteil: «Eine offene und transparente Kommunikation war mir in all den Jahren als Gemeindepräsident von Münsterlingen immer sehr wichtig. Davon werde ich auch jetzt nicht abweichen.» Er werde seit Wochen immer wieder darauf angesprochen, ob und wann er als Stadtpräsident von Arbon kandidiere.

«Ich finde es fair, meinen Mitbürgern, der Verwaltung und dem Gemeinderat reinen Wein einzuschenken.»

Abgesehen davon sei er ganz sicher, dass Dominik Diezi, mit dem er im Grossen Rat sitzt, gewählt wird.

Die FDP freut sich über die Kandidatur von Parteimitglied René Walther und schreibt in der Mitteilung, Walther habe im Rahmen seiner Tätigkeiten und auf der Grundlage breit gefächerter Ausbildungen ein ausgeprägtes politisches Wissen, Erfahrung in der Führung einer Verwaltung sowie ein breites Netzwerk in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft aufbauen können. Sein Rucksack sei gut gefüllt und seine Persönlichkeit überzeuge. Cyrill Stadler, Fraktionschef der FDP Arbon, sagt:

Cyrill Stadler, Fraktionschef der FDP Arbon.

Cyrill Stadler, Fraktionschef der FDP Arbon.

Bild: PD
«Wir brauchen wieder eine erfahrene und bewährte Persönlichkeit, welche die Interessen bündelt und die zukunftsorientierte Ausrichtung der Stadt weiter voranbringt.»

Wenn Walther nicht gewählt wird, möchte er gerne weiterhin Gemeindepräsident von Münsterlingen bleiben. Er betont: «Die Arbeit mit und für die Münsterlingerinnen und Münsterlinger macht mir viel Freude.»

Zur Person

Der 52-jährige René Walther ist in Uzwil SG aufgewachsen. Vor seiner Wahl zum Gemeindepräsidenten von Münsterlingen im Jahr 2010 war er in verschiedenen Ingenieurbüros in der Region Ostschweiz in den Bereichen Maschinenbau und Unternehmensberatung tätig, zuletzt als Mitbegründer und Geschäftsführer des Engineering Unternehmens Prodema in Bronschhofen. Seit 2016 sitzt er für die FDP im Kantonsrat. Walther hat zwei Töchter im Alter von 17 und 21 Jahren. Er lebt seit zwei Jahren allein in Landschlacht. (afl)