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33 Jahre leitete Karl Svec zusammen mit seiner Frau das Fachgeschäft Optiker Svec – nun haben sie das Zepter abgeben. Karl Svec bleibt dem Laden jedoch erhalten und arbeitet jetzt Angestellter im Betrieb weiter. Der Grund für diese Veränderung ist einfach zu benennen: die Nachfolgeregelung.
Mit einem Lächeln im Gesicht zeigt Karl Svec neue Holzbrillenmodelle aus Tirol. «Die werden nur mit Gummiringen zusammengehalten, keine Schrauben», erklärt der 63-Jährige. Ganz nach dem Motto «Brillen machen Leute» hat Karl Svec sein Fachgeschäft für Augenoptik geführt. Seit 33 Jahren verschafft er in seinem Laden «Optiker Svec» den Amriswiler Männer und Frauen Sehhilfen. In diesem Jahr hat er die Zügel aus der Hand gegeben, der neue Inhaber heisst Pascal Zurbuchen.
Brillen fand Svec schon immer interessant, schon allein «aus dem persönlichen Bedürfnis etwas zu sehen». Er selbst ist kurzsichtig und – ganz seinem Beruf getreu – Brillenträger. Auch das menschliche Auge fasziniere Svec immer wieder aufs Neue. Gute Gründe also, um in das Optikergeschäft einzusteigen. Sein Vater, Vaclav Svec-Hugentobler, hatte aber vorerst anderes für ihn vorgesehen.
Vaclav Svec-Hugentobler war Uhrmacher und führte jahrelang ein Uhrenfachgeschäft am Rennweg. Diese sollte sein Sohn übernehmen. Karl Svec nahm das Privileg in eine Unternehmerfamilie geboren zu sein wahr, und folgte dem Wunsch seines Vaters: 1978 begann er eine Lehre als Uhrmacher.
1982 schloss Karl Svec seine Ausbildung zum Uhrmacher ab. Zugleich wurde ihm prophezeit, dass das gerade erlernte Handwerk wohl bald untergehen werde. Die Digitaluhren wurden immer billiger und gefragter. Es sei Zeit für einen Wandel gewesen, erzählt Svec: «Ich wollte neue Perspektiven und eine Arbeit mit Menschen.» Die naheliegende Alternative: Augenoptiker. Da Svec' Vater auch eine kleine Optikabteilung betrieb, wie in dieser Zeit für Uhrmacher üblich, hatte er dessen Segen.
Vier Jahre lang liess sich Karl Svec in Wohlen AG zum Augenoptiker ausbilden. Anschliessend besuchte er die höhere Fachschule für Augenoptik in Olten, die er im Jahr 1987 als eidgenössisch diplomierter Augenoptiker abschloss.
Svec' Diplom hängt nun gerahmt an der Wand. Es symbolisiert den Startschuss seiner Selbstständigkeit: «Gleich nach meinem Abschluss war klar: Ich werde hier einen Laden eröffnen», erzählt Karl Svec. Das alte Musikhaus Thomann am Rennweg musste weichen, ein Jahr später stand das neue Geschäftshaus. «Optiker Svec» wurde eröffnet. Nebst Karl Svec war eine weitere wichtige Person seit dem ersten Tag dabei: Seine Frau Brigitte Svec, die Management, Administration und Buchhaltung übernahm. 33 Jahre lang führten sie zusammen das Fachgeschäft.
«Am meisten Freude bei der Arbeit habe ich mit der Kundschaft und der Analyse mit unseren Geräten.»
Das erzählt der 63-Jährige. Spezielle Messgeräte hat Svec mehr im Laden als so manch anderer Augenspezialist, denn er ist seit sechs Jahren auch zertifizierter Gesundheitsoptiker. Auf seinem Diplom sind mehrere orange Aufkleber, die das bestätigen. «Jedes Jahr müssen wir erneut beweisen, dass wir die Zertifikation verdienen», sagt Svec. Ständig neue Fortbildungen für Mitarbeitende und die neueste Version der technischen Ausrüstung sind daher Pflichtprogramm.
Neben immer wiederkehrenden Brillentrends hat sich im Fachgeschäft so einiges getan: Seit zehn Jahren erstrahlt das Fachgeschäft in neuem und modernem Glanz. Und beim Personal gab es ebenfalls die eine oder andere Veränderung: «Unser erster Mitarbeiter war ein Lehrling», erzählt Karl Svec. Mittlerweile sind es zwei Lehrlinge und sieben Mitarbeiter. Einer davon ist nun er selbst. Seit Anfang des Jahres hat Svec den Führungsstab abgegeben. Der neue Geschäftsführer heisst Pascal Zurbuchen.
Der Grund für Svec’ Rückzug: die Nachfolgeregelung für die Unternehmensleitung. Diese dürfe man keineswegs durch die rosarote Brille sehen, meint Svec, denn die kreditgebenden Banken würden dies auch nicht tun:
«Die Nachfolgeregelung umfasst bei uns fünf Jahre.»
Zurbuchen habe für die Bewilligung des Gesundheitsamtes ein Masterstudium abschliessen müssen, bevor er die Geschäftsführung übernehmen konnte.
«Zwei Jahre habe ich noch bis zur Pensionierung», sagt der ehemalige Geschäftsinhaber. Sein weiteres Dasein als Mitarbeiter erhöhe für die Bank die Erfolgschancen der Nachfolgeregelung: Die Kundschaft erlebe einen fliessenden Übergang was unter anderem zum reibungslosen Ablauf des Geschäfts beitrage. Brigitte Svec konnte sich schon früher zurückziehen und widmet sich nun vermehrt den Enkelkindern.
Sämtliche Verantwortung hat Karl Svec an Zurbuchen abgegeben – zumindest auf dem Papier. Ändern würde sich laut Svec trotzdem nicht viel, ausser dass er nun nicht mehr zurückstecken müsse: «Ich kann meine Ferien jetzt bedenkenloser planen, als Chef musste ich erst auf meine Mitarbeiter Rücksicht nehmen.»
Seinen Laden sieht Svec in guten Händen – Pascal Zurbuchen sei bestens vorbereitet.
«Er kennt unseren Betrieb sehr gut, bringt viel Wissen mit und die Kundschaft mag ihn. Und fotogen ist er auch noch – was will man mehr?»
Zum neuen Geschäftsführer