Startseite
Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Der 33-jährige Turnerschwinger aus Wetzikon bei Thundorf erreichte 2016 in Estavayer mit dem Eidgenössischen Kranz seinen Höhepunkt. Jetzt, fünf Jahre später, zieht er einen Schlussstrich unter seine Karriere, die 1997 als Jungschwinger in Weinfelden begonnen hat. Insgesamt wurde Krähenbühl mit 58 Kränzen ausgezeichnet. Ein Kranzfestsieg blieb dem Thurgauer jedoch verwehrt.
Der Kilchberg-Schwinget vom vergangenen Wochenende nahm Tobias Krähenbühl zum Anlass, sich aus dem Sägemehl zu verabschieden, wie sich nun herausstellte. Der zweifache Familienvater verkündete am Donnerstagabend in Weinfelden beim Empfang der Schwinger durch den Kantonalverband seinen Rücktritt vom Spitzensport – für viele überraschend. «Ich möchte in Zukunft mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, die sich in den vergangenen Jahren stets an meiner Saisonplanung ausgerichtet hat», sagt Krähenbühl.
Seine Kinder, ein zweijähriger Bub und ein halbjähriges Mädchen, kämen in ein Alter, in dem sie mehr Zeit bräuchten. «Diese Zeit will ich ihnen und meiner Frau auch geben», so der 1,90 m grosse Zimmermann, der mit seinem Cousin Roland die Krähenbühl Holzbau AG in Thundorf führt. Die Familie ist zwar der Hauptgrund für Tobias Krähenbühls Rücktritt vom Spitzensport, aber nicht der einzige. Der Eidgenosse sagt:
«Nach dem Coronajahr 2020 ohne Schwingen fühlte es sich in diesem Frühling besonders zäh an für mich, wieder in Form zu kommen.»
Die Resultate aber, sie stimmten. Zum Abschluss am Kilchberger-Schwinget resultierte gar der hervorragende Rang 6e und nochmals eine Auszeichnung mit eidgenössischem Charakter. «Doch es fühlte sich nicht mehr so locker und befreit an wie früher.»
Nun freut sich Tobias Krähenbühl auf vermehrt freie Sonntag im Sommer und vor allem, «dass ich nicht mehr so eine starre Wochenplanung haben werde». Zwar habe ihm eine gewisse Struktur in der Woche noch gut getan und er sei bis zuletzt gerne in jedes Training gegangen. «Aber wieder mehr Abend für sich und seine Familie zu haben, ist auch nicht zu verachten.» Dem Schwingen wird er sicher als Präsident des Schwingerverbands Unterthurgau erhalten bleiben - «und ich habe auch vor, die Kameraden weiterhin an den Festen zu unterstützen», so Krähenbühl. Kurz habe er sich überlegt, 2022 weiterzumachen. «Aber wenn ich das getan hätte, dann mit Vollgas», so Krähenbühl. «Und das hätte durch den ganzen Winter wieder drei bis vier Trainings pro Woche bedeutet.»
Er hätte zwar schon noch ein paar Ziele gehabt. Etwa einen Kranzgewinn am Schwägalp-Schwinget, der ihm noch fehlt. «Und es wäre sicher auch ein Reiz gewesen, 2022 in Pratteln nochmals an einem Eidgenössischen Schwingfest einzulaufen.» Denn die Vorbereitung mit dem gesamten Team Thurgau auf einen eidgenössischen Anlass werde er wohl am meisten vermissen. «Das hat mich immer sehr berührt.» Dennoch hält er den Zeitpunkt seines Rücktritts für richtig. «Ich habe sehr viele schöne Momente erlebt als Schwinger», sagt Krähenbühl. «Und die Karriere am Kilchberger-Schwinget abzuschliessen, das nur alle sechs Jahre stattfindet, ist megacool.»
Seit 2007 in Aarau hat Tobias Krähenbühl an allen fünf Eidgenössischen Schwing- und Älplerfesten teilgenommen. 2016 in Estavayer gewann er einen Kranz. Es sollte sein grösster Erfolg bleiben. Insgesamt holte er in seiner Karriere 58 Kränze. Nebst dem Eidgenössischen auch noch drei Auszeichnungen an Bergkranzfesten (Weissenstein 2013 und 2018, Rigi 2018). Ein Kranzfestsieg blieb dem Thurgauer jedoch bis zuletzt verwehrt.
Mit der Rücktrittserklärung am Donnerstag anlässlich des Schwingerempfangs in Weinfelden schloss sich für Tobias Krähenbühl der Kreis. Denn praktisch an gleicher Stelle, 1997 mit der ersten Teilnahme am Wega-Bubenschwinget, hatte seine Karriere begonnen. Sein nächstes Projekt aber ist schon aufgegleist. Als Präsident führt er am Samstag, 16. Oktober, durch die Feierlichkeiten anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Schwingerverbands Unterthurgau. Der geschlossene Anlass findet in der Frauenfelder Rüegerholzhalle statt.