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Dem Thurgau fehlt es an Winterstrom – genau wie der ganzen Schweiz auch. Denn die Stromversorgung ist eine nationale Verbundaufgabe mit vielen regional angesiedelten Stromerzeugungsanlagen wie Solarenergie, Wasserkraft, Windenergie oder Geothermie.
Der Landesverbrauch lag 2020 bei rund 60 Terawattstunden (TWh). Das sind 60 Milliarden Kilowattstunden (kWh) oder 60'000 Gigawattstunden (GWh). Um den Strombedarf lückenlos abzudecken, müssen immer zwischen 4 Gigawatt (nachts im Sommer) und 8 Gigawatt (mittags im Winter) verfügbar sein.
In den letzten Jahren musste die Schweiz im Winterhalbjahr zwischen 4 und 10 TWh importieren. In neun der letzten zehn Winter reichte die inländische Produktion nicht aus, um den Bedarf zu decken. Über das ganze Jahr gesehen war die Schweiz in den letzten neun Jahren hingegen Netto-Exporteurin von Elektrizität. Fazit: Der Schweiz fehlt es an Winterstrom.
Im Thurgau liegt der jährliche Stromverbrauch bei 1700 GWh, wie Thomas Volken darlegt. Die Eigenstromerzeugung belief sich 2021 auf etwa 309 GWh. Davon stammten 178 GWh aus Fotovoltaikanlagen, 49 GWh aus Wasserkraft, 25 GWh aus Biomasse und 57 GWh aus der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) Weinfelden. Diese total 309 GWh entsprechen etwa 18 Prozent des heutigen Thurgauer Gesamtverbrauchs.
Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk Leibstadt produziert im Vollbetrieb pro Jahr rund 9600 Gigawattstunden Strom. Alle vier in Betrieb stehenden Schweizer AKW kommen zusammen auf jährlich rund 20 TWh. Beim Ausstieg aus der Kernkraft gilt es diese 20 TWh durch möglichst CO2-freie erneuerbare Energien zu ersetzen.
Auch fossile Energien wie Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel sollen durch erneuerbare, möglichst CO2-freie Energien ersetzt werden. Der Bund geht in seinen Energieperspektiven 2050+ beim Strom von einem Nachfrageanstieg um 27 Prozent aus, von 60 TWh im Jahr 2020 auf 76 TWh im 2050. Der grösste Treiber des Anstiegs ist die Zunahme der Elektromobilität. Ein grosser Treiber ist auch der Umstieg von fossilen Heizungen auf Wärmepumpen. Es wird davon ausgegangen, dass der Anstieg im Kanton Thurgau auf einem ähnlichen Niveau sein wird.
Die Energiestrategie 2050+ des Bundes sieht vor, den Bedarf mit rund 39 TWh aus den vier erneuerbaren Energien Fotovoltaik (33 TWh), Wind (4 TWh) und Geothermie (2 TWh) sowie 39 TWh aus der Wasserkraft zu decken.
Die Energiestrategie Thurgau 2030 setzt in der Stromerzeugung auf 495 GWh aus erneuerbaren Energien (40 GWh Wasserkraft, 300 GWh Solar, 95 GWh Windkraft, 15 GWh Geothermie, 45 GWh Biomasse). Hinzu kommen rund 60 GWh aus der KVA Weinfelden.