«Es ist eine Sauerei» – «Man sollte solche Personen massiv büssen»: Das sagen Ostschweizer Bauernvertreter zum Littering-Problem

Mit einem Post auf Facebook macht die Notkersegg-Bäuerin Petra Fäh ihrem Ärger über Littering Luft. Den Präsidenten von Ostschweizer Bauernverbänden ist das Problem längst bekannt – und es ist derzeit wieder hochaktuell.

Natascha Arsic
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Weggeworfener Abfall wie Getränkedosen, Glas oder PET können eine Gefahr für Tiere sein.

Weggeworfener Abfall wie Getränkedosen, Glas oder PET können eine Gefahr für Tiere sein.

Bild: Stefan Kaiser / Neue
Zuger Zeitung

Petra Fäh vom Bauernhof Notkersegg hat auf Facebook ein Bild von Bier- und Petflaschen sowie Getränkeverpackungen gepostet, die bei einer Sitzbank liegengelassen worden sind. Die Bäuerin ärgert sich über den Abfall und bittet die Menschen, aufzuräumen, wenn sie einen Platz verlassen.

Die Littering-Problematik sei ein Thema, mit dem sich der St.Galler Bauernverband schon länger befasse, sagt Präsident Peter Nüesch. Für ihn sei nicht begreiflich, wieso die Leute ihren Müll einfach liegen lassen:

«Es ist nicht nur eine Sauerei, sondern auch gefährlich für die Tiere.»
Peter Nüesch, Präsident St.Galler Bauernverband.

Peter Nüesch, Präsident St.Galler Bauernverband.

Bild: PD

Das Problem häuft sich laut Nüesch in letzter Zeit, denn der Frühling lockt die Leute nach draussen. Und eigentlich sei das nichts Negatives, die Gemeinden stellen Abfallkübel bei beliebten Treffpunkten auf. Doch seit der Coronakrise haben sich die Wege von Spaziergängern geändert – neuerdings seien sie an anderen Orten unterwegs als zuvor. «Es ist schön, dass die Menschen Freude an der Natur haben und wir schätzen es, dass sie aufs Land rauskommen.» Doch es sei wichtig, dass sie sich an die Regeln halten: Keinen Abfall liegen lassen und nicht durch Wiesen und Äcker gehen, sondern den Wegen und Strassen entlang.

Der St.Galler Bauernverband versucht, mit Plakaten auf die Abfallproblematik aufmerksam zu machen. «Wir haben ja ein Littering-Gesetz. Doch Polizisten auf Patrouille zu schicken, nur um Leute diesbezüglich zu kontrollieren, wäre verrückt.» Nüesch appelliert deshalb an den gesunden Menschenverstand und hofft, dass die Menschen auch durch Berichterstattungen in den Medien sowie Posts in den Sozialen Medien sensibilisiert werden.

Bauern zahlen selbst fürs Aufräumen

Markus Hausammann, Präsident vom Verband Thurgauer Landwirtschaft.

Markus Hausammann, Präsident vom Verband Thurgauer Landwirtschaft.

Bild: Andrea Stalder

Markus Hausammann, Präsident vom Verband Thurgauer Landwirtschaft, wünscht sich ein härteres Durchgreifen:

«Man sollte solche Personen massiv büssen, wenn man sie erwischt, sonst fehlt die abschreckende Wirkung.»

Zudem solle die Polizei dem im Falle einer Anzeige konsequent nachgehen und nicht bagatellisieren, denn: «Littering ist eine Art von Umweltverschmutzung.»

Auch beim Thurgauer Verband sei Littering ein Dauerthema. Das Problem bestehe besonders den Strassen entlang. «Ich komme gerade von der Weide und musste wieder Abfall aufsammeln», erzählt Hausammann. Bei ihm in der Nähe sei ein Radweg sowie eine Hauptstrasse. Besonders ärgerlich findet er, dass Bauern die Kosten selber tragen müssen – «doch wenn die Gemeinde einen Platz aufräumen lässt, zahlt das die Allgemeinheit.»

Der ehemalige Thurgauer Nationalrat hat während seiner Amtszeit deshalb vorgeschlagen, Littering-Kehrichtsäcke an Bauern zu verteilen, damit sie so die Fremdkosten nicht mehr tragen müssen. Die Idee wurde jedoch nicht umgesetzt.

Weniger Müll wegen Schliessung von McDonalds und Burger King

Beat Brunner, Ausserrhoder Bauernpräsident.

Beat Brunner, Ausserrhoder Bauernpräsident.

Bild: Karin Erni

Beat Brunner, Präsident vom Bauernverband Appenzell Ausserrhoden, ist hingegen kein Fan von Bussen. «Nur, wenn es nicht anders geht.» Er finde es wichtiger, die Menschen gut über die Abfall-Problematik und ihre Folgen aufzuklären. «Ich glaube nämlich nicht, dass das Problem durch Bussen gelöst wird. Wer seinen Abfall oft liegen lässt, macht das danach erneut – wie auch manche Raser, die wieder zu schnell fahren, nachdem sie bereits geblitzt wurden», meint Brunner.

Er finde die Idee der Notkersegg-Bäuerin, mit einem Abfall-Posting auf Facebook auf das Problem aufmerksam zu machen, deshalb gut.

«Womöglich hinterfragen diese Personen nun ihre Tat und haben gelernt, wie gefährlich Littering für die Tiere ist.»

Am schlimmsten seien Blechdosen, die im Futter landen und gar zum Tod führen können. Littering beschäftige die Ausserrhoder Bauern das ganze Jahr hinweg, sagt Brunner. Besonders den Strassen entlang lande viel Abfall. Seit dem Corona-Lockdown hat der Ausserrhoder Bauernpräsident jedoch eine positive Veränderung festgestellt: Aufgrund der Schliessung von McDonalds und Burger King liege an den umliegenden Strassenrändern weniger Müll. Am Montag durften Drive-ins aber wieder öffnen.