Entwicklungshilfe für St.Gallen? Weshalb die USA einen Anlass der Stadtwerke sponsern

Die Stadt St.Gallen führt nächste Woche eine Veranstaltung über Blockchain-Technologie durch. Gesponsert wird der Event von der amerikanischen Botschaft.

Adrian Lemmenmeier
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Am 20. Februar diskutieren Experten im St.Galler Rathaus über Blockchain-Technologie und Energie.

Am 20. Februar diskutieren Experten im St.Galler Rathaus über Blockchain-Technologie und Energie.

Michel Canonica

«Blockchain-Technologie kann für zahlreiche Anwendungsfälle in der Wirtschaft und im öffentlichen Sektor genutzt werden.» So beginnt der Hinweis auf eine öffentliche Veranstaltung der Stadt St.Gallen, die am 20. Februar im Rathaus stattfindet. Den Hauptvortrag hält ein Experte aus den USA. Thema: Technologische Herausforderungen im Energiesektor. Am Schluss des Veranstaltungshinweises, der auf der Homepage des Vereins «ITSG rockt» publiziert wurde, heisst es: «Der Event wird durch die amerikanische Botschaft gesponsert.»

Stadtparlamentarier Marcel Baur (GLP) reagiert auf Twitter mit Befremden. Eine Veranstaltung der Stadt St.Gallen, gesponsert von der US-Botschaft. «Finde nur ich das speziell?»

Bei der Stadt heisst es, das Sponsoring der Botschaft beschränke sich darauf, dass der Redner aus den USA kostenlos zur Verfügung gestellt werde. Mark Johnson, Experte für die Anwendung von Blockchain-Technologie im Bereich erneuerbarer Energien, sei für das internationale Blockchain-Forum am 19. Februar in Rotkreuz angereist, das von der Hochschule Luzern durchgeführt und von der Schweiz, Grossbritannien, den USA und Kanada gesponsert wird. Zwei Tage später halte Johnson einen Vortrag in Bern. Am 20. Februar komme er nach St.Gallen. Die amerikanische Botschaft hat sich im Vorfeld schriftlich an den St.Galler Chief Digital Officer der Stadt gewandt. Und gefragt, ob man Johnson gratis als Redner buchen wolle.

Was ist der Hintergrund? Bei der US-Botschaft heisst es, das Angebot seit Teil des «U.S. Speaker Program» des Büros für Bildung und Kultur des amerikanischen Aussendepartements. Das Programm ermögliche amerikanischen Experten den internationalen Austausch in Themen, die für die Vereinigten Staaten wichtig seien. Solche Speakers können Vorträge halten, Workshops und Seminare durchführen oder Spezialisten beraten. Ziel sei unter anderem, Wachstum und Entwicklung zu stärken, Stereotypen abzubauen und den Austausch von Wissen zu fördern.