Einer von 45 000 Basler Vereinsrauchern

Mit vorauseilendem Neid blickt die rauchende Restschweiz nach Basel: Dort hat sich unter dem kehligen Titel «Fümoar» der Widerstand gegen das Paffverbot formiert. 105 Wirte machen mit, mindestens 45 000 Beizengänger haben unterschrieben. 45 000 – das sind mehr als im FCB-Stadion St.

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Mit vorauseilendem Neid blickt die rauchende Restschweiz nach Basel: Dort hat sich unter dem kehligen Titel «Fümoar» der Widerstand gegen das Paffverbot formiert. 105 Wirte machen mit, mindestens 45 000 Beizengänger haben unterschrieben. 45 000 – das sind mehr als im FCB-Stadion St. Jakob Platz finden und weit mehr als in Basel gegen das Rauchverbot gestimmt haben.

Mit ihrer Signatur verzichten sie seit 1. April «ausdrücklich und unwiderruflich auf den Passivraucherschutz». Der Art 13. Abs. 2 steht fettgedruckt auf dem «Fümoar»-Ausweis, den ich auf Rat meiner im Kleinbasel lebenden (nichtrauchenden) Frau ebenfalls im «Schafeck» poste. Standesgemäss, denn die 500jährige Beiz ist ein prima Widerstandsnest; sechs Tische, drei nachmittags schon für Fondue gedeckt.

«Eine Institution, ohne Raucherei wär sie tot», sagt ein Paffer, der mich als Rauchtourist beargwöhnt.

«Haben Sie den Ausweis?», fragt die Ostblock-Bedienung noch bevor ich hocke. Das muss sie, denn der Regierungsrat hat mit Verwarnungen, Bussen und gar Patententzug gedroht. Und dann geht's formlos: Zehnernötli, Unterschrift, dazu Adresseintrag in die aufliegende Liste, als erster St. Galler unter 500 Baslern – und schon hab ich das GA fürs gallische Raucherdorf.

Das hat so prächtige Chnellen wie «Schluggstube», «Schiefes Eck» oder «Torstübli», doch nicht den «Schmalen Wurf» und den «Alten Schluuch». Ein jeder wie er will, scheint die Devise. Was auch für den Vereinsbatzen gilt: Für die zehn Stutz hätt ich in der Fass-Bar ein Bier dazu erhalten, und im «Sudhaus» wären sie im 21-Fr.-Eintritt fürs Rockkonzert inbegriffen gewesen – «Zutritt nur für Fümoar-Mitglieder» heisst es an der Kasse der alten Brauerei.

Und alles pafft. Dass das auch im gallischen Dorf nicht mehr lange so geht, darüber machen sich die Basler keine Illusionen. «Bis Oktober dürfte es reichen», schätzt der «Fass»-Barkeeper, der im Hinblick auf die Kontrollen – noch gilt eine Schonfrist bis 1. Mai – alle Gäste nach dem Ausweis fragt. Im oberen Stock gibt's bereits ein Fumoir mit abgetrennter Minibar, wo die Barfrau einsam bedient, bis sie ihrerseits «mal rüber eine rauchen geht». Die ganze Absurdität dieser Gesetzgebung in kleinformatiger Perfektion.

Am Montag haben die «Fü- moar»-Wirte beschlossen, für jede bezogene Mitgliederkarte 40 Rappen in eine Kriegskasse einzuzahlen. Um ihr Schlupfloch rechtlich bis vor Bundesgericht verteidigen zu können. Bis zu diesem zwangsläufigen Musterprozess paffe ich getrost weiter in der Stadt, wo Heidi nicht mit Hanselmann, sondern mit Abel assoziiert wird, der schönsten rauchenden TV-Moderatorin meiner Jugend. Marcel Elsener