Die Pensionierten sind im Parlament untervertreten

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Altersfrage Wenn Paul Rechsteiner im Herbst 2019 erneut in den Ständerat ­gewählt würde, wäre er trotz seines Alters von dannzumal 67 Jahren kein Exot. Betrachtet man die Zusammensetzung des eidgenössischen Parlaments der letzten vier Legislaturperioden, hatte und hat es dort Leute im Rentenalter nicht zu knapp: Aktuell waren es bei Legislaturbeginn im Jahr 2015 deren 13, wovon ein Ratsmitglied gar älter als 70 Jahre war.

Pensionäre gibt es im aktuellen Parlament in etlichen Parteien: etwa die Solothurner Sozialdemokratin Bea Heim (Jahrgang 1946), deren Parteikollegin Susanne Leutenegger-Oberholzer (1948), Maximilian Reimann (SVP, 1942), Walter Müller (FDP, 1948), Peter Föhn (SVP, 1952), um nur einige zu nennen. Die 13 Ratsmitglieder entsprechen zudem gerade mal 5,29 Prozent der Mitglieder von National- und Ständerat. Weil heute aber rund 20 Prozent der Menschen in der Schweiz über 65 Jahre alt sind, kann man demnach von einer Untervertretung dieser Altersgruppe in den eidgenössischen Räten sprechen.

In der vorherigen Legislaturperiode (2011–2015) finden sich ebenfalls Leute bereits schon gesetzteren Alters: Vier Ratsmitglieder waren bei Beginn jener vierjährigen Amtszeit zwischen 65 und 69 Jahre alt, nicht weniger als deren drei gar über 70 Jahre.

Zu Beginn der 48. Legislatur, also 2007, sind zehn Ratsmitglieder zu finden, die damals zwischen 65 und 69 Jahre alt ­waren, deren zwei zudem über 70 Jahre. Und wiederum vier Jahre früher, zu ­Beginn der 47. Legislatur (2003), hatte es zwar niemanden im Alter von über 70 Jahren, aber immerhin sieben Ratsmitglieder im Alter von 65 bis 69 Jahren.

Übrigens: Selbst zu Beginn der allerersten Legislatur, also im November 1848, gab es trotz bedeutend niedrigerer Lebenserwartung schon Mitglieder, die aus heutiger Sicht bereits im Rentenalter waren: Die Statistik weist deren zwei aus.

Auch wenn Paul Rechsteiner schon eine respektable Zeit Mitglied der eidgenössischen Räte ist, nämlich von 1986 bis 2011 als Nationalrat und seit 2011 als Ständerat, von einer rekordlangen Mitgliedschaft kann bei diesen etwas mehr als drei Jahrzehnten keine Rede sein. Den entsprechenden Rekord hält nach wie vor unangefochten der Zuger Ständerat Josef Hildebrand.

Im Jahr 1855 geboren, sass Hildebrand von 1886 bis 1934 im eidgenössischen Parlament – im Ständerat, um ­genau zu sein, den er 1898/99 auch präsidierte. Das sind 48 Jahre – also fast ein halbes Jahrhundert.

Richard Clavadetscher

richard.clavadetscher@tagblatt.ch