Eine sieben Jahre alte Vision steht am Beginn ihrer Realisierung. In der Gemeinde Münsterlingen entsteht ein Neubau fürs Generationenwohnen. Man will damit auch dem Wegzug der Jungen entgegentreten.
«Die Idee – die Vision – war, günstigen Wohnraum für alle zu schaffen.»
An diesem besonderen Tag erreicht das Projekt Teupelacker einen wichtigen Meilenstein, wie der Münsterlinger Gemeinderat Michael Urech gegenüber den vielen Beteiligten sagt. Die grosse Gruppe ist kurz nach Sonnenaufgang auf dem nassen Baugrund zusammengekommen, um den Spatenstich zu setzen. Entstehen wird in den nächsten Monaten «auf dieser Wiese im Herzen von Landschlacht» am Teupelacker ein Neubau für die gleichnamige Wohnbaugenossenschaft.
In der Tat hat das Projekt eine lange Vorgeschichte. Rund sieben Jahre seien vergangen seit der ersten Idee, erklärt Ex-Gemeindepräsident René Walther, der aber nach wie vor die Wohnbaugenossenschaft präsidiert. Michael Urech bezeichnet ihn denn auch als Mentor des Vorhabens: «Er konnte alle begeistern und hat das Projekt systematisch vorangetrieben.» Es sei ein Auftrag aus der Bevölkerung, meint Walther. Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei ein Handlungsfeld, das aus dem Alters- und Generationenkonzept der Gemeinde stamme. Der ehemalige Münsterlinger Gemeindepräsident und neuer Stadtpräsident in Arbon sagt:
«Es sind auch schon Junge von hier weggezogen, weil sie keine günstigen Wohnungen fanden. Wir haben das beispielsweise in der Feuerwehr gemerkt.»
Die Münsterlinger Stimmberechtigten hatten in der Vergangenheit schon mehrfach ihren positiven Willen zum Projekt kundgetan: 2017 zum Grobkonzept, 2018 zum Baurechtsvertrag und 2020 zu einem Kredit von 2,5 Millionen Franken. Dieses Geld bildet das Eigenkapital der Genossenschaft, welche auch von den Kirchgemeinden, der Schule, dem Kindertreff, der Nachbargemeinde Langrickenbach, dem Frauen- und dem Dorfverein sowie der benachbarten Wohnbaugenossenschaft Manau getragen wird.
Rund 10,5 Millionen Franken soll der Neubau nun kosten. Realisiert wird das Siegerprojekt, welches aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen ist. Abbracci taufte es das Büro Antoniol Huber und Partner aus Frauenfeld, was Umarmungen bedeutet. Das beziehe sich etwa auf die gleich gegenüber am Teupelackerweg liegende Wohnbaugenossenschaft Manau, mit welcher man künftig Synergien nutzen wolle. Dazwischen soll auch ein Platz, ein kleines Zentrum entstehen.
21 Wohnungen werden nun gebaut; 1,5 Zimmer bis 5,5 Zimmer. 20 Prozent unter dem lokalen Marktpreis sollen die Mieten betragen. Qualitativ hochwertig, aber vor allem zweckmässig, versprechen die Verantwortlichen. Sozialräume sind in der Überbauung vorgesehen. Wie Walther sagt, werde die Gemeinde zwei bis drei Wohnungen für Sozialhilfeempfänger mieten, die Stiftung Mansio ziehe eventuell mit einer externen Wohngruppe ein und der Kindertreff könnte hier einen Mittagstisch anbieten.
Von Jung bis Alt soll hier einziehen können. Bedingung: Ein Bezug zu Münsterlingen muss vorhanden sein. Wer genau und zu welchen Konditionen und welche Einkommensklassen von den vergünstigten Mieten profitieren können, das wird von der Betriebskommission nun definiert und in Reglemente gegossen. Diese befinde sich derzeit im Aufbau, sagt René Walther. Sie sei bestückt mit Leuten aus dem Dorf. Er sei sehr froh, dass damit das Projekt in guten Händen liegt und betont ein weiteres Mal:
«Es ist kein Renditeobjekt.»
Man habe alles extrem sorgfältig geplant und dabei auch ähnliche Projekte angeschaut und versucht, aus Fehlern zu lernen. Die ersten Mieterinnen und Mieter sollen im Frühling 2024 ins Generationenwohnen Teupelacker einziehen.