Winterdienst
Wintersaison 2020/21: Deutlich weniger Streusalz in den beiden Appenzell verbraucht

Bisher ist im Winter 2021/2022 in Innerrhoden und Ausserrhoden weniger Salz verbraucht worden als im Winter 2020/2021. Noch ist die Saison allerdings nicht abgeschlossen.

Margrith Widmer
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Bislang wurde in Appenzell Innerrhoden erst etwa die Hälfte der Streusalzmenge im Vergleich zum vorangegangenen Winter gebraucht.

Bislang wurde in Appenzell Innerrhoden erst etwa die Hälfte der Streusalzmenge im Vergleich zum vorangegangenen Winter gebraucht.

Bild: Steffen Schmidt / KEYSTONE

«Der Salzverbrauch in diesem Winter ist mit 460 Tonnen Verbrauch bis jetzt, gegenüber letztem Winter mit 750 Tonnen merklich tiefer», sagt Ruedi Grob vom Landesbauamt im Innerrhoder Bau- und Umweltdepartement. «Die Wintersaison ist aber unter Umständen noch nicht zu Ende und es wird noch einmal Salz verbraucht. Einen Vergleich mit anderen Jahren ist nur bedingt möglich, da die Witterungsverhältnisse von Jahr zu Jahr kaum miteinander zu vergleichen sind. Unsere Devise lautet nach wie vor: So wenig wie möglich, soviel wie nötig!», so Ruedi Grob.

In Ausserrhoden endet der Winterpikettdienst laut der Kommunikationsstelle offiziell am Freitag, 22. April. Die kantonseigenen Winterdienstfahrzeuge werden weiterhin einsatzbereit gehalten. Der Streusalzverbrauch für den Winter 2021/2022 auf den Kantons- und der Nationalstrasse N25 ist daher mit zirka 1’940 Tonnen im gesamten Kanton Appenzell Ausserrhoden nicht abschliessend.

Im Überblick

Vergleichszahlen zu den letzten 20 Jahren:

Winterdienst 2006/07: 875 Tonnen
Winterdienst 2012/13: 3310 Tonnen
Winterdienst 2018/19: 2310 Tonnen
Winterdienst 2019/20: 940 Tonnen
Winterdienst 2020/21: Zirka 2300 Tonnen

Der 20-jährige Durchschnitt liegt neu bei 2040 Tonnen, der Durchschnitt der letzten drei Winter bei 1740 Tonnen.

«Ökologischste Methode»

Laut Valentin Lanz, Abteilungsleiter Wasser und Stoffe im Ausserrhoder Amt für Umwelt hat die Eawag ein sehr umfassendes Faktenblatt (Stand 2016) zum Thema Streusalz und Gewässerschutz publiziert. «Zudem werden allfällige Alternativen zum heute verwendeten NaCl (Kochsalz) bewertet. Die Eawag kommt dabei unter anderem zu folgendem Schluss: «Gegenwärtig wird die Strassensalzung mit Natriumchlorid noch immer als die wirtschaftlichste und ökologischste Methode des Winterdienstes an Strassen beurteilt, aber selbstverständlich gilt dennoch: Je weniger, desto besser.»

Laut Eawag wird für die Strassensalzung praktisch nur Natriumchlorid NaCl (Kochsalz) verwendet. Die ähnlich wirkenden Alternativen - Meersalz und Calciumchlorid - wurden bisher nur in geringen Mengen eingesetzt. Das Salz stammt ausschliesslich aus den beiden Salzgewinnungsanlagen Schweizer Salinen in Pratteln BL und Bex SA in Bex VD. Hier liegen im Untergrund über Jahrhunderte reichende Salzvorkommen. Das Salz wird aus grosser Tiefe im Siedeverfahren gewonnen. Die Kantone sind Inhaber der Gewinnungsrechte (Salzregale).

50 Prozent Tausalz

In den Schweizer Salinen wird je nach Bedarf Salz in einer Menge von 400’000 bis 530’000 Tonnen pro Jahr gewonnen. Die maximalen Produktionskapazitäten betragen in den Rheinsalinen 500’000 Tonnen im Jahr und in Bex 30‘000 Tonnen pro Jahr. Es wird hauptsächlich als Speisesalz (acht Prozent), Agrarsalz (vier Prozent), Ionentauschersalz zur Wasserenthärtung (acht Prozent), Gewerbe- und Industriesalz (25 Prozent) und als Tausalz (50 Prozent) verwendet.

Nach einem Aufwärtstrend der letzten Jahre erreicht der jährliche Streusalzverbrauch in strengen Wintern 300’000 bis 350’000 Tonnen. Der Verbrauch kann allerdings zwischen den Jahren um mehr als das Dreifache variieren. Die Tagesproduktion der Salinen liegt bei zirka 1200 bis 1500 Tonnen pro Tag. Demgegenüber können für den Winterdienst 6000 bis 7000 Tonnen pro Tag verbraucht werden. Da die Produktion aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf Maximalverbräuche ausgelegt wird, sind die Lagerkapazitäten wichtig. Mit den Lagern der Kantone sind es rund 400‘000 Tonnen. Allein die Salinenlager würden bei maximalem täglichem Bedarf für einen Monat ausreichen. Der Preis für eine Tonne Salz liegt bei 190 bis 200 Franken.

Feuchtsalztechnologie wird breit angewendet

Der Salzaustrag wurde dank verbesserter Austragstechnologie seit den 1960er Jahren von 40 auf heute 10 bis 15 Gramm pro Quadratmeter reduziert. Vor allem wirkt die heute sehr breit angewandte Feuchtsalztechnologie, bei der eine flüssige Salzsole verspritzt wird, bei besserer Wirkung salzsparend. Der steigende Trend des Verbrauchs weist darauf hin, dass offenbar häufiger und auf mehr Flächen gesalzen wird.

Dank des Winterdiensteinsatzes sinkt die Unfallrate um 80 bis 85 Prozent des Werts vor der Streuung. Ebenso verringert er den Kraftstoffverbrauch infolge des verbesserten Verkehrsflusses nach der Streuung. Demgegenüber stehen die Kosten für Salz, Fahrzeuge, übrige Infrastruktur und Personal. Nach Schätzungen des VKS (Verband der Kali- und Salzindustrie) übersteigt bereits nach der Durchfahrt von 140 Fahrzeugen der Nutzen des Winterdienstes die Kosten. Dabei sind allerdings die Folgekosten des Salzaustrages wie Korrosion an Fahrzeugen und Schäden an strassennahen Bepflanzungen nicht eingeschlossen.