Seit 75 Jahren wird an der strassenseitigen Fassade der Kirche von Wolfhalden an Nationalrat, Palästinaforscher und Arzt Dr. med. Titus Tobler erinnert.
Von Wolfhalden gebürtig, erblickte Titus Tobler als Sohn von Pfarrer Johannes Tobler 1806 in Stein AR das Licht der Welt. Den Jahren in der Kantonsschule Trogen folgte das Medizinstudium in Wien und Würzburg. Dann eröffnete er in Teufen eine ärztliche Praxis. Gleichzeitig befasste sich Tobler intensiv mit den appenzellischen Dialekten, und 1837 erschien sein Buch «Appenzellischer Sprachschatz». Dieses umfassende Werk gilt bis heute als beispielreichstes und grösstes Mundartwörterbuch.
1834 nahm Titus Tobler in Walzenhausen Wohnsitz. Hier betätigte er sich als Arzt in der Irrenanstalt von Dr. Bartholome Leuch. Seine nächste Station war ab 1840 Horn am Bodensee, wo er als Kurarzt zahlreiche Patienten betreute. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit begeisterte sich der ledig gebliebene Titus Tobler für das Land Palästina, das er 1835 erstmals bereiste. Eine zweite Reise ins Morgenland wurde zur eigentlichen Forschungsexpedition. Ab 1849 erschienen seine vielbeachteten Bücher «Bethlehem in Palästina», «Golgatha», «Die Siloahquelle» sowie eine zweibändige Topographie von Jerusalem. 1857/58 und 1865 erfolgten zwei weitere Reisen nach Palästina.
Trotz seiner vielen Abwesenheiten wurde der vom Ausserrhoder Volk geschätzte und verehrte Arzt und Forscher in den Nationalrat gewählt, dem er von 1853 bis 1857 angehörte. 1871 verlegte der unermüdliche Schaffer seinen Wohnsitz nach München, wo er sich vorwiegend der Schriftstellerei widmete. Nach seinem Tod am 21. Januar 1877 wurde Titus Tobler am 26. Januar seinem Wunsch gemäss in seiner Bürgergemeinde Wolfhalden bestattet. Nach einer sorgfältigen Restauration erstrahlt die 1941 an der Kirche enthüllte Gedenktafel in neuem Glanz.