Kunst und Kultur
Werkbeiträge 2022: Junge Stimmen: konsequent, humorvoll und kraftvoll

2022 vergibt die Ausserrhodische Kulturstiftung Werkbeiträge im Gesamtbetrag von 90'000 Franken. Das «Artist in Residence»-Stipendium geht an Suramira Vos.

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Suramira Vos erhält das «Artist in Residence»-Stipendium.

Suramira Vos erhält das «Artist in Residence»-Stipendium.

Marco Sieber

Die Ausserrhodische Kulturstiftung vergibt laut einer Mitteilung Werkbeiträge mit einem Gesamtbetrag von 90'000 Franken an acht junge Personen und ein Kollektiv. Auch das «Artist in Residence»-Stipendium wurde vergeben.

Kunst und Architektur

Stimmungsgeladene Bildwelten, unterlaufene Erwartungen und Abstraktion als Vermittlerin: Laura Grubenmann (1991, Bürgerin von Trogen) denkt in ihrer installativen Praxis über die Leinwand hinaus. Ihre stimmungsgeladenen Bildwelten werden oft durch Skulpturen im Raum oder Text erweitert. Ihre Arbeiten sind kraftvoll und kippen stetig: mal bedrohlich, dann wieder harmlos, mal humorvoll, dann melancholisch.

Anina Müller (1997, Bürgerin von Hundwil) ist Performancekünstlerin. Ihre Texte handeln von Liebe, Erwartungen und Wünschen, von Gemeinschaft und Einsamkeit. Die Konfrontation von Realität und Fiktion reicht bis ins Absurde. Sie treibt die Sprache bis an die Grenzen ihrer Verständlichkeit und unterläuft damit nicht nur die Erwartung an das Erzählte, sondern auch den Anspruch an die Sprache als zwischenmenschliches Kommunikationsmittel an sich.

Fridolin Schoch (1989, Bürger von Herisau) hat in den vergangenen Jahren Beiträge zur zeitgenössischen Malerei formuliert, die mit Humor und gleichzeitig grosser Ernsthaftigkeit durch Abstraktion zwischen dem Durcheinander des alltäglichen Lebens und der beruhigenden Klarheit von Denkmodellen vermitteln.

Angewandte Kunst und Design

Kuriose Sammlung und neue Prozesse: Die Ausserrhodische Kulturstiftung zeichnet Martina Häusermann (1994, aufgewachsen in Heiden) mit einem Werkbeitrag aus. Sie greift mit selbst entwickelten Matrizen in den industriellen Prozess der Extrusion mit Ton ein, der üblicherweise für die Produktion von Stahlprofilen oder Ziegelsteinen eingesetzt wird. So entlockt sie der Maschine neue Anwendungsmöglichkeiten für Produktdesign und Architektur.

Mit Gaffa, deren Mitglieder Wanja Harb (1992, aufgewachsen in Heiden), Dario Forlin (1992, aufgewachsen in Teufen und Trogen), Lucian Kunz (1996, aufgewachsen in Waldstatt) aus Appenzell Ausserrhoden stammen, wird ein Kollektiv ausgezeichnet, das kuriose Sammlungen von Bildern, Texten, Illustrationen kopiert, verfremdet und ergänzt, in einem monatlich erscheinenden Fanzine herausgibt und damit weit über die Region ausstrahlt und sich international vernetzt.

Film

Innovations- und Experimentierfreude: Luisa Zürchers (1999, Bürgerin von Speicher) Arbeiten sind meist Mischungen aus Zeichnungen und filmischen Elementen, die ausgehend von persönlichen Erfahrungen berührende Geschichten erzählen. Ihr gelingt es, auch in ernsten Momenten, die darin innewohnenden absurden und witzigen Aspekte einzufangen. Mit dem Werkbeitrag würdigt die Stiftung die Innovations- und Experimentierfreude und bestärkt sie darin, ihre künstlerischen Ausdrucksmittel und ihre Themen weiter zu vertiefen.

Musik

Neue Kompositionen und Klangreisen: Femi Luna (1999, wohnhaft in Herisau) ist Singer-Songwriterin, die in den letzten Jahren eine rasante und vielversprechende Karriere begonnen hat. In ihren Liedern verpackt sie alles, was sie emotional berührt. Die Fachgruppe würdigt die Künstlerin für ihr bisheriges Schaffen und will ihr Raum schaffen, um neue Kompositionen zu erarbeiten.

Der zweite Werkbeitrag für Musik geht an Jaronas Höhener (1995, aufgewachsen in Gais). Der Trompeter, Improvisator und Komponist, der seine Sprache der natürlichen und elektronischen Klänge ständig erweitert, spielt, tüftelt, forscht und schleift an Loop-Tapes und Klangreisen.

Literatur, Theater und Tanz

Unkonventionelle Orte, aktuelle Themen: Danielle Fend-Strahm (1982, aufgewachsen in Heiden) ist Regisseurin. 2011 gründete sie das Theater Café Fuerte. Grenzübergreifend und an unkonventionellen Orten zeigen sich ihre Produktionen nah an den Menschen. Der Werkbeitrag würdigt das umfangreiche Schaffen einer Künstlerin, die konsequent Nähe zum Publikum herstellt, sich intensiv mit aktuellen und drängenden Themen auseinandersetzt und neue Arbeitsformen sucht.

«Artist in Residence»-Stipendium

Mit seinen «Artist in Residence»-Stipendien beschreitet die Ausserrhodische Kulturstiftung einen viel beachteten Sonderweg: Finanziert wird nicht ein bestimmtes Atelier, sondern eine projektbezogene Auszeit an einem je selbst gewählten, künstlerisch plausiblem Ort. Die Auszeichnung ist verbunden mit der Erwartung, dass Ergebnisse des Ausland-Aufenthalts anschliessend im Kanton präsentiert werden.

2022 wird das Stipendium an Suramira Vos (1992, aufgewachsen in Trogen) vergeben. Während sechs Monaten und durch verschiedene Jahreszeiten mit ihren Qualitäten und Wettern hindurch wandert sie entlang des «South West Coast Path», einem Fernwanderweg der Südwestküste und Südküste Englands, und taucht dabei in das Wetter und seine Sprachen ein. Die Texte, die auf dieser Autorinnenreise entstehen, sollen Vorlage für ein neues Theatersolo mit dem Arbeitstitel «Weathering» sein, das im Kanton Appenzell Ausserrhoden geprobt und uraufgeführt wird.

Die Verleihung der Auszeichnungen findet am Mittwoch, 7. Dezember 2022, 19 Uhr im Lindensaal, Teufen statt. Der Anlass ist öffentlich; Eintritt frei. www.ar-kulturstiftung.ch