Die Delegiertenversammlung hat eine Anpassung der Verbandsstrukturen beschlossen. Unter anderem soll die Zahl der Vorstandsmitglieder verdoppelt werden. Auch im Kantonsparlament will sich das Gewerbe mehr einbringen.
Der Ausserrhoder Gewerbeverband will sich politisch mehr einbringen und die Basis besser einbinden. Zu diesem Zweck passt er seine Strukturen an. Dies haben die 50 anwesenden Mitglieder am Donnerstag an der Delegiertenversammlung (DV) im Gemeindesaal Bühler beschlossen. Wegen der Tragweite der Vorlage und um eine Diskussion zu ermöglichen, fand diese wieder in physischer Form statt. Unter anderem soll der achtköpfige Vorstand deutlich erweitert werden. «Bis anhin war die Zusammensetzung eher zufällig, je nachdem, wer sich zur Verfügung stellte», sagt Bruno Eisenhut, Geschäftsführer des Gewerbeverbands AR. Zurzeit sei die Baubranche übervertreten. Dafür fehlen im Vorstand gemäss Eisenhut beispielsweise der Detailhandel, das Transportgewerbe oder die Gesundheitsbranche.
Dies soll sich nun ändern. Künftig werden sämtliche Branchen des Gewerbes darin vertreten sein und auf strategischer Ebene Einfluss nehmen. Dazu wird das Gremium auf 12 bis höchstens 20 Mitglieder aufgestockt und für jede Branche sowie für drei Vertreter von Gewerbevereinen entsprechende Sitze «reserviert». In einem zweiten Schritt werden dann entsprechende Bewerberinnen und Bewerber gesucht. Um flexibel zu bleiben, ist zudem die Bildung eines Ausschusses vorgesehen. Eisenhut zeigt sich überzeugt, für die Ämter genügend Interessenten zu finden. Einzelne Zusagen gebe es bereits.
Die nun angestrebten strukturellen Veränderungen hat der Vorstand angestossen. Insbesondere während der Coronapandemie sei deutlich geworden, dass die Nähe zur Basis in allen Branchen unabdingbar sei, sagt Bruno Eisenhut.
«Durch das Einbinden des vorhandenen Wissens erlangt der Gewerbeverband in seiner Rolle als Vertretung des Gewerbes zusätzlich an Gewicht.»
Die sei schliesslich dessen Hauptaufgabe.
Der Ball liegt nun bei den örtlichen Gewerbevereinen. Sie können sich zu den Vorschlägen äussern und Kandidierende aufstellen. Darauf wies auch René Rohner, Präsident des Gewerbeverbands AR, an der DV hin. Er appellierte an die anwesenden Gewerblerinnen und Gewerbler, sich für Kommissionen oder sonstige politische Ämter zur Verfügung zu stellen. Dies sei die beste Möglichkeit, sich für die Anliegen der Gewerbler einzusetzen. Die Gesamterneuerungswahlen 2019 in Herisau hätten gezeigt, dass die Bevölkerung gewillt sei, Personen aus dem Gewerbe zu wählen, sagte Rohner. Dass der Gewerbeverein Herisau bei den bevorstehenden Ersatzwahlen in den Gemeinderat mit Patrik Kobler wieder einen eigenen Kandidaten portiert, unterstützt der Präsident.
Eines der Ziele des Gewerbeverbands ist die politische Mitbestimmung auf kantonaler Ebene. Um diesem näherzukommen, soll eine parlamentarische Gruppe innerhalb des Kantonsrats angestrebt werden. Die Parteizugehörigkeit spiele hierbei keine Rolle, betont Bruno Eisenhut. Viel eher gehe es darum, die gewerbenahen und gewerbeaffinen Kantonsrätinnen und Kantonsräte über die aktuellen Anliegen aus der Wirtschaft zu informieren. Der Geschäftsführer sagt:
«Es ist eine grosse Chance, wenn Personen unterschiedlicher politischer Herkunft für die Herausforderungen des Gewerbes sensibilisiert werden.»
Zur Gründung einer solchen parlamentarischen Gruppierung sind erste Gespräche geführt worden.
Im Anschluss zur Delegiertenversammlung – welche unter Einhaltung eines Schutzkonzeptes abgehalten wurde – hielt Daniel Lehmann, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit AR, ein Referat über die aktuelle Situation bezüglich der Corona-Unterstützungsmassnahmen.