Der erste Urnäscher Landammann seit 1856: Warum die Wahl von Dölf Biasotto so gut wie sicher ist

Am Mittwochabend hat die FDP Ausserrhoden Baudirektor Dölf Biasotto für die Landammannwahl 2021 nominiert. Konkurrenz droht ihm keine. Weder SP noch SVP stellen den Anspruch der Freisinnigen in Frage.

David Scarano
Drucken
Dölf Biasotto (rechts) nimmt die Gratulation von Alfred Stricker entgegen. Der Urnäscher schaffte 2017 den Sprung in die Ausserrhoder Regierung.

Dölf Biasotto (rechts) nimmt die Gratulation von Alfred Stricker entgegen. Der Urnäscher schaffte 2017 den Sprung in die Ausserrhoder Regierung.

Ralph Ribi

Er hiess Joseph Frehner, war Arzt, Gemeindehauptmann, Landesstatthalter und 1856 der letzte Landammann aus Urnäsch. Im kommenden Jahr will Dölf Biasotto in seine Fussstapfen treten. Dem Baudirektor aus Urnäsch dürfte dies mit grösster Wahrscheinlichkeit gelingen.

Die Delegierten der FDP Ausserrhoden haben Biasotto am Mittwochabend in der wegen der Coronapandemie online durchgeführten Versammlung als Landammann nominiert. Die zweijährige Regentschaft des aktuellen Amtsinhabers Alfred Stricker (PU) endet am 31. Mai 2021. Die Ersatzwahl findet am 7. März statt.

Eine Konkurrenz für Biasotto ist nicht in Sicht. Wie der 2017 zum kantonalen Baudirektor gewählte Urnäscher an der DV mitteilte, besteht innerhalb des Regierungsrats Konsens über das Anciennitätsprinzip bei der Wahl des Landammanns. Yves Noël Balmer und Hansueli Reutegger, beide 2019 gewählt, stehen nicht zur Verfügung. Zudem winkt Paul Signer, der von 2017 bis 2019 das Amt innehatte, als Dienstältester ebenfalls ab.

Paul Signer als Kandidat wider Willen

Das muss aber nicht heissen, dass das letzte Wort tatsächlich gesprochen ist. Vor vier Jahren waren Signer und die FDP Protagonisten einer ungewöhnlichen Nomination. Gegen seinen Willen wurde der Herisauer von den Delegierten zum Kandidaten ernannt. Dies, um die Wahl von SVP-Finanzdirektor Köbi Frei zu verhindern. Dessen unrühmliche Rolle im Spesenskandal des Spitalverbundes hatten ihm viele liberale Delegierte nicht verziehen – und auch grosse Teile der Bevölkerung nicht, wie sich beim Urnengang zeigte. Signer, der Kandidat wider Willen, holte doppelt so viele Stimmen.

Ein solches Spektakel ist nun unwahrscheinlich. Die SP teilt auf Anfrage mit, dass sie auf eine Gegenkandidatur verzichtet. Ähnlich tönt es bei der SVP. Die Parteileitung habe beschlossen, unabhängig vom Kandidaten der FDP, keine Gegenkandidatur zu stellen. Parteipräsident Anick Volger sagt:

«Wir sind der Meinung, dass die FDP diesmal an der Reihe ist. Als zuverlässiger Partner in der Regierung halten wir uns an den Turnus und unterstützen keine ‹politischen Spiele›.»

Abschliessend entscheiden werden die SVP-Delegierten an der Generalversammlung vom 26. November.

Eine prominente Enthaltung

Die Nomination von Dölf Biasotto erfolgte ohne Gegenstimme. Nur Altregierungsrat Köbi Brunnschweiler als Teufner Delegierter und der Urnäscher selber enthielten sich der Stimme.

Biasotto, 1961 geboren, politisiert seit 2009 auf kantonaler Ebene. Das Volk wählte vor vier Jahren den damaligen Kantonsrat in die Exekutive. Über seine Motivation sagte der Urnäscher an der DV, er sei im Regierungsrat gut angekommen und fühle sich fit und bereit für die ehrenvolle Aufgabe.

«Das Landammannamt ist eine grosse Ehre. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich den Kanton in eine prosperierende Zukunft führen dürfte.»

Ersatzwahl ins Obergericht

Im März 2021 steht in Ausserrhoden eine zweite kantonale Wahl an. Obergerichtspräsident Ernst Zingg hat auf den 31. Mai 2021 seinen Rücktritt eingereicht. Die Parteileitung der FDP erhielt nun die Kompetenz, über die Unterstützung eines Kandidaten eigenständig zu entscheiden. Dies, weil die nächste DV im Januar ansteht - und die Partei laut Präsidentin Monika Bodemann-Odermatt aber bereits bis Ende Jahr über eine Unterstützung einer Kandidatur mittels eines gemeinsamen Wahlzettels mit den anderen Parteien entscheiden muss.

An der DV fasste die FDP ebenfalls die Parolen für die eidgenössischen Abstimmungsvorlagen vom 29. November. Die Konzernverantwortungs-Initiative wurde bei 5 Ja-, 23 -Nein-Stimmen und 1 Enthaltung zur Ablehnung empfohlen. Die Pro-Seite vertrat die ehemalige St. Galler GLP-Nationalrätin Margrit Kessler, das Nein-Lager der St. Galler Ständerat Benedikt Würth. Noch deutlicher war das Verdikt bei der GSoA-Initiative, die ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten fordert. Die FDP AR lehnte sie ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung ab.

Mehr zum Thema