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Der Kantonalverband Appenzellischer Viehzuchtgemeinschaften führte am vergangenen Freitagabend seine 99. und 100. DV durch. Zahlreiche Landwirte wurden für erfolgreiche Betriebsführung sowie für Zuchterfolge geehrt.
«Endlich wieder eine Versammlung», war kürzlich im Hotel Krone in Gais oft zu hören. Nach fast zweieinhalbjähriger Pause führte der Kantonalverband Appenzellischer Viehzuchtgemeinschaften am Freitagabend die Delegiertenversammlung 2019 und 2020 durch. Nachdem die letzten Ankommenden im vollen Kronensaal noch ein Plätzchen fanden, begrüsste der Präsident Jakob Fuster die zahlreichen Delegierten, Ehrenmitglieder und Gäste. Niemand hätte wohl vor eineinhalb Jahren gedacht, dass ein kleiner Käfer in der Lage ist, die ganze Welt auf den Kopf zu stellen.
Das Einzige, was gleich geblieben ist: «Wie vor 100 Jahren betreuen wir unser Vieh auch heute noch im Homeoffice», so Fuster. Während Regierung und viele Branchen vor riesigen, nie da gewesenen Herausforderungen standen, sei die Landwirtschaft zum grossen Teil noch glimpflich davon gekommen. Regionale Produkte hätten durch die Coronakrise sogar an Bedeutung gewonnen. Die zwei Agrarinitiativen seien dank grosser Bemühungen der ganzen Branche am 13. Juni abgelehnt worden. Doch der Druck auf die Landwirtschaft sei nicht kleiner, denn bereits stehen die nächsten Initiativen vor der Tür, lautet sein Resümee.
Aus einer anderen Zeit berichtet der Präsident in seinem Rückblick auf das Jahr 2019: von der Delegiertenversammlung von Braunvieh Schweiz, von 14 Appenzeller Züchtern, die an Ausstellungen mit weiblichen Zuchtfamilien sehenswert Resultate erreichten, vom Zuchtstiermarkt in Zug, von zahlreichen regionalen, nationalen und internationalen Viehschauen, vielen Missen und dem alljährlichen Highlight, der Olma. Entsprechend lang ist die Liste der Auszeichnungen und gewonnenen Titel erfolgreicher Appenzeller Züchter. Nach dem eindrücklichen Rückblick auf das 99. Vereinsjahr, aus einer Zeit, die es, falls überhaupt, so schnell nicht mehr geben wird, folgte das, was eigentlich gefeiert werden sollte: ein Jahrhundert Kantonalverband Appenzellischer Viehzuchtgenossenschaft.
Das Jubiläumsjahr 2020 war schnell abgehandelt: «Abgesagt» war wohl das prägende Wort im Veranstaltungskalender. Es begann einen halben Tag vor der geplanten DV vom 14. März 2020, als der Bundesrat ein Versammlungsverbot für über 100 Personen beschloss und wenige Tage später die Schweiz in den ersten Lockdown schickte. Absagen und Verschiebungen waren an der Tagesordnung, Versammlungen wurden nicht mehr physisch durchgeführt und auch die Milchkontrollen wurden eingestellt, weil viele Kontrolleure zur Risikogruppe gehörten. Die visuelle Darstellung des Jahresberichts in Form von Fotos zeigen, wie später Abstände und Maskenpflicht im Stall umgesetzt wurden.
Trotz Corona konnten zahlreiche Züchter für verschiedene Leistungen geehrt werden. Fünfmal auf die Liste für hervorragendes Betriebsmanagement schafften es neun Landwirte. Um auf diese Liste zu kommen, müssen die Viehzüchter hohe Milchqualität, Leistungen in der Produktion, Fruchtbarkeit und Gesundheit ihrer Herde vorweisen. Diese Merkmale tragen in Kombination wesentlich zur Wirtschaftlichkeit eines Milchviehbetriebes bei. Seit Braunvieh Schweiz 2004 diese Auszeichnung eingeführt hat, stehen häufig Appenzeller Betriebe zuvorderst auf der Betriebsmanagementliste.
Bevor der Zuchtstiermarkt in Zug aus bekannten Gründen ins Wasser fiel, schafften es 2019 drei Züchter auf einen Podestplatz. Die Liste der Züchter von Kühen, die 2019 und 2020 mit ihrer Milchleistung die 100'000 Kilomarke erreicht haben, ist lang. Jenen Tieren, die es mit ihrer Lebensleistung weit darüber hinaus geschafft haben, geht es wie so manchen Berühmtheiten: Sie weilen bei ihrer Hommage bereits nicht mehr unter den Lebenden.