Die Bürgermusik Wildhaus verwöhnte die Besucher mit einem abwechslungsreichen Kirchenkonzert. Zum Stück «Geisterstunde» gab es eine passende Geschichte.
Adi Lippuner
redaktion
Samstagabend, kurz vor 20 Uhr: Die Bänke in der katholischen Kirche Wildhaus sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Musikantinnen und Musikanten, angeführt von den Jungmusikanten, welche ins Programm einbezogen werden, marschieren ein. Einsatzbereit auch der evangelisch-reformierte Pfarrer Tobias Claudy. Er führt durchs Programm und liest den Anwesenden die schaurig-schöne Geistergeschichte vor, passend zur Musik «Geisterstunde», dem Aufgabenstück, welches die Bürgermusik Wildhaus am Eidgenössischen Musikfest in Montreux spielte. Und noch eine Besonderheit: Der Komponist dieser «Geisterstunde», Urs Heri, 1959 in Solothurn geboren und mehrfach ausgezeichneter Klarinettist, Dirigent und Musiklehrer, sitzt im Publikum. So darf Präsident Walter Hofstetter einmal mehr ein erwartungsfrohes Publikum zum Kirchenkonzert begrüssen. Mit dabei ist auch Josef Signer, in Blasmusikkreisen als «Sigi» bekannt, Vizepräsident St. Galler Blasmusikverband und Präsident des Blasmusikkreises Werdenberg.
Mit «Holiday Prelude«, einem besinnlich und doch erwartungsfroh klingenden Stück von Hans Aerts, stimmt die Bürgermusik Wildhaus, Leitung Christian Schlegel, auf das Konzerterlebnis ein. Dann geht’s zur «Geisterstunde» – und da nimmt Tobias Claudy die Zuhörenden mit auf eine Reise rund um einen Pfarrer, der statt Schäfchen vor dem Einschlafen Leichen zählt. Und der in fortgeschrittenem Alter seiner Pflegerin anvertraut, dass er am Tod der allerersten Leiche, für die er das Begräbnis gestaltete, selbst schuld war. Im Wechsel mit der teilweise geisterhaft klingenden Musik stellen sich die Nackenhaare auf und der Hinweis von Moderator Claudy, dass nach dem Konzert alle über den Friedhof gehen müssen, verstärkt das gruselige Empfinden. Doch letztendlich überwiegt die Freude an der Musik und den passenden Worten, dies zeigt der nicht enden wollende Applaus.
Sozusagen als Versuch hat die Bürgermusik Wildhaus ein Pilotprojekt gestartet, um den Nachwuchs für die Blasmusik zu begeistern. Wie erfolgreich dieser Schritt ist, dürfen die Konzertbesucher erleben. Die Kinder und Jugendlichen, die meisten spielen Block- oder Querflöte, lassen sich gerne ins Konzert einbeziehen und geben drei einstudierte Stücke zum Besten.
Wie an jedem Kirchenkonzert sind auch dieses Mal mehrere Gäste mit von der Partie: Beim Lied «Träne» von Florian Ast, arrangiert für Blasmusik von Mario Bürki, kommen zwar nicht Florian Ast und Francine Jordi, dafür aber Andrea und Jacqueline Schlegel zum Einsatz. Ihr gefühlvoller, glockenheller Gesang geht unter die Haut und begeistert sowohl die aktiv Musizierenden als auch die Zuhörerinnen und Zuhörer. Abgerundet wird dieser Konzertabend mit «Obladi Oblada» von den unvergessenen Beatles, einem Arrangement von Naohiro Iwai und dem Stück «Ein Fest für die Musik» von Thomas Rüedi.
Doch halt: So ganz vorbei ist das Blasmusikerlebnis in Wildhaus noch nicht: Mit «Auf der Jagd» von Johann Strauss kommt Wiener Neujahrskonzert-Stimmung auf, und als Zugabe gibt es den Marsch «Graf Waldersee». Und passend zur Vorweihnachtszeit – das Konzert findet einen Tag vor dem ersten Adventssonntag statt – darf das gemeinsam gesungene Lied «Tochter Zion» nicht fehlen.