Einmal mit Huskies durch die Wildnis Lapplands – diesen Wunsch erfüllte sich Walter Kürsteiner vor einigen Jahren mit zwei Touren in Skandinavien. Heute hält der Bühlerer Vorträge über die Reisen, die ihn nachhaltig beeindruckt haben.
BÜHLER. Mit dem Fotobuch in der Hand sitzt Walter Kürsteiner auf seiner Terrasse in Bühler. Es ist warm – fast schon zu warm für den 68-Jährigen, der unter anderem als Langlauflehrer im Langlaufzentrum Gais unterrichtet. «In einigen Tagen muss ich nach Davos, deshalb hoffe ich auf etwas Schnee», sagt er. Schnee gab es auf seinen Reisen durch Lappland mehr als genug.
Es sei bereits einige Jahre her, als er zum Langlaufen nach Skandinavien gefahren sei. «Wir sind von der russischen Grenze quer durch Finnland bis zur schwedischen Grenze gelaufen», erzählt Walter Kürsteiner. «Damit hat alles angefangen.» Von der Weite und der Stille Lapplands beeindruckt, entwickelte er einen Traum: Einmal mit Schlittenhunden die Wildnis durchqueren – fernab von Luxus und Zivilisation. «Ich habe immer davon gesprochen, umgesetzt habe ich es aber nie», sagt er. Erst als seine Familie ihn mit einer Schlittenhundreise beschenkte, packte er seine Sachen und flog 2008 erneut nach Finnland.
Im kalten Lappland angekommen, lernte Walter Kürsteiner schnell, dass normale Winterkleidung nicht ausreicht. «Wir haben spezielle Stiefel und Jacken bekommen, schliesslich betragen die Temperaturen oberhalb des Polarkreises –10 bis –30 Grad», so der Bühlerer. Warm eingepackt ging es zu den Schlittenhunden. Vier bis fünf wurden auf jeden Musher, die sogenannten Hundeschlittenfahrer, aufgeteilt. «Bis dahin hatte ich nie etwas mit Hunden am Hut.» Nach einem Einführungstag hiess es für die wenig erfahrene Truppe von sieben Leuten: Ab in die Wildnis. «In den Hütten, in denen wir nach den Touren übernachtet haben, gab es weder Strom noch Wasser», erzählt Walter Kürsteiner. Letzteres hätten sie jeweils aus gefrorenen Seen mit Hilfe eines Eisbohrers holen müssen. «Wasser holen und Feuer machen war stets der erste Akt nach der Ankunft. Ersteres haben wir gewärmt und gefrorene Fischbrocken für die Hunde darin aufgeweicht.»
Überwältigt von der neuen Erfahrung kehrte Walter Kürsteiner nach einer Woche zurück nach Bühler. Fortan traf er sich regelmässig mit seinen neugewonnenen Reisefreunden aus Deutschland und der Schweiz. «Wir haben direkt eine weitere Tour geplant», sagt er. So brach die Gruppe im März 2010 erneut nach Skandinavien auf – diesmal nach Schweden. «Wir wollten eine schwierigere Route machen und haben uns für den <Kungsleden>, den Königspfad im Gebirge, entschieden.»
«Der Leiter kündete schon am ersten Tag an, dass es keine Kaffeefahrt werden würde», sagt der 68-Jährige. Die Ansage des Gruppenführers bestätigte sich schnell: Die Schlittenhunde und ihre Fahrer wurden nicht nur mit anspruchsvollem Gelände, sondern auch mit Schneestürmen konfrontiert. «Die Hunde halten der Kälte gut stand, Wind mögen sie hingegen nicht», so Kürsteiner, der sich mehr und mehr für die Tiere begeisterte. Man habe ihnen jeweils Löcher gegraben, damit sie sich, geschützt gegen Wind, hineinlegen konnten. Den höchsten Punkt der Gebirgstour erreichte die Gruppe auf 1250 Metern über Meer. «Gestartet sind wir auf 380 Meter über Meer», sagt er stolz.
Mit leuchtenden Augen erzählt der Bühlerer von den Abenteuern nördlich des Polarkreises, vom eindrücklichen Nordlicht und der mystischen Stille Lapplands. Die Reisen, insbesondere die zweite Tour, haben den 68-Jährigen geprägt. Noch heute hält er Vorträge über seine Erfahrungen im hohen Norden. Doch auf die Frage, wann er das nächstemal als Musher unterwegs sei, schüttelt er den Kopf. «Diese zwei Touren sind nicht mehr zu übertreffen. Ich glaube, ich träume wieder einen neuen Traum.»