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Tiger-Kampfjet der Luftwaffe bei Trainingsflug auf Melchsee-Frutt abgestürzt, Pilot rettet sich mit Fallschirm

Auf der Melchsee-Frutt ist am Mittwochmorgen ein Kampfjet der Schweizer Luftwaffe bei einem Trainingsflug abgestürzt. Der Pilot konnte sich retten und blieb unverletzt. Das Absturzgebiet war zeitweise grossräumig abgesperrt.

Stefanie Geske, Florian Pfister und Samuel Thomi
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Auf der Melchsee-Frutt ist am Mittwoch bei der Bergstation ein Kampfjet der Schweizer Luftwaffe abgestürzt. Der Absturz des Tiger F-5 hatte sich um 9 Uhr in einem nicht bewohnten Gebiet im Kanton Obwalden ereignet.

Wie ein Armeesprecher auf Anfrage von CH Media am Mittwochvormittag bestätigte, konnte sich der Pilot rechtzeitig mit dem Schleudersitz und Fallschirm retten und blieb unverletzt. Auch sonst seien keine Personen zu Schaden gekommen.

Die Absturzstelle auf der Melchsee-Frutt.
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Die Absturzstelle auf der Melchsee-Frutt.
Der Pilot löste den Schleudersitz aus.
Die Absturzstelle auf der Melchsee-Frutt.
Die Absturzstelle auf der Melchsee-Frutt
Die Absturzstelle befindet sich nur wenige hundert Meter entfernt bei der Bergstation.
Die Polizei hat die Bergstrasse vom Melchtal nach Melchsee Frutt vorübergehend gesperrt.
Nach dem Absturz eines Tiger-F5-Kampfjet auf der Melchsee-Frutt im Kanton Obwalden sperrt die Polizei die Strasse.
Angehörige der Militärpolizei zusammen mit Polizisten der Kantonspolizei Obwalden bei der Talstation der Sportbahnen Melchsee-Frutt in der Stöckalp oberhalb von Kerns.
Die Schweizer Armee fliegt Bergungsmaterial vom Melchtal zum Absturzgelände auf Melchsee-Frutt.
Zum Einsatz kommt ein Super-Puma der Armee.
Der Super Puma fliegt Bergungsmaterial vom Melchtal zum Absturzgelände.
Die Schweizer Armee fliegt am Samstag nach dem Absturz Trümmerteile des Tiger Kampfjets von der Melchsee Frutt auf die Stöckalp im Melchtal im Kanton Obwalden.
Die Teile wurden nach Buochs geflogen.
Die Armee im Einsatz in Obwalden.
Ein Superpuma der Schweizer Armee war im Einsatz.

Die Absturzstelle auf der Melchsee-Frutt.

Bild: Militärpolizei

Das Flugzeug war laut einer Armee-Mitteilung in Payerne gestartet und befand sich in einem Trainingsflug als Sparringpartner für die F/A-18 der Luftwaffe. Es handelte sich demnach zwar um eine rot-weiss gefärbte Maschine, diese war jedoch nicht im Zusammenhang mit der Patrouille Suisse unterwegs gewesen, wie ein Armee-Sprecher erklärte. Zuerst über den Flugzeugabsturz berichtet haben PilatusToday und Tele 1.

Hier stürzt der Kampfjet in die Tiefe:

Video: PilatusToday

Absturzstelle des Tiger-Kampfjets

Gegenüber PilatusToday und Tele 1 beschreibt ein Augenzeuge die Situation am Mittwochmorgen vor Ort auf der Melchsee-Frutt folgendermassen:

«Man sieht kein Feuer. Ich sah den Piloten in der Luft. Zuerst dachte ich, es sei ein normaler Gleitschirmpilot.»

Dann sei jedoch die Rega eingetroffen. «Der Pilot hat gewunken und ist etwa 100 Meter gelaufen», berichtet der Leserreporter weiter.

Den Rega-Einsatz bestätigte auch das Verteidigungsdepartement (VBS) in seiner Mitteilung. Wie es genau zum Absturz des Kampfjets kommen konnte, werde nun abgeklärt. Inzwischen hat laut VBS die Militärjustiz die Untersuchung der Unfallursache übernommen.

Laut einem Reporter von CH Media ist der Zugang auf die Melchsee-Frutt kurz nach dem Flugzeugabsturz abgesperrt worden. Diese Sperre galt zugleich für die Bergbahn wie auch für den Strassenzugang.

Kein Weg führt mehr nach oben: Die Frutt ist abgesperrt. Militär- und Zivilpolizei lassen bei der Talstation vorderhand niemanden passieren.

Kein Weg führt mehr nach oben: Die Frutt ist abgesperrt. Militär- und Zivilpolizei lassen bei der Talstation vorderhand niemanden passieren.

Bild: Florian Pfister (Kerns, 26.05.2021)

Die Sperre verhängt hat die Militärjustiz. Deren Dauer war am Abend gemäss einem Sprecher noch offen. Der Untersuchungsrichter inspizierte den Schadenplatz am Mittwochnachmittag. Üblicherweise dauern gemäss Militärjustiz-Sprecher Verfahren nach Flugzeugabstürzen Monate bis Jahre.

Hier wird Bergungsmaterial via Armee-Super-Puma auf den Berg geflogen.

Video: Florian Pfister (Kerns, 26. Mai 2021)

Armee-Sprecher Daniel Reist über den Kampfjet-Absturz auf Melchsee-Frutt.

Video: Keystone/SDA

Vom Kampfjetmodell Tiger F-5 besitzt die Schweizer Luftwaffe laut eigenen Angaben noch rund zwei Dutzend Stück. Diese Flugzeuge haben die Baujahre 1976 sowie 1983/84 und stammen alle von der US-Firma Northorp.

Vierter Absturz in der Region Zentralschweiz / Berner Oberland

Der jüngste Absturz eines Kampfjets der Schweizer Luftwaffe weckt Erinnerungen an den Absturz eines F/A-18 nur wenige Kilometer Luftlinie von der Melchsee-Frutt entfernt am 23. Oktober 2013 bei Alpnach. Dieser forderte zwei Todesopfer. Unfallursache war eine Fehlbeurteilung des Piloten des Ausbildungsflugzeugs.

Die schwersten Unfälle der Schweizer Luftwaffe

12. September 2017: Eine PC-7 der Schweizer Luftwaffe stürzt bei einem Trainingsflug von Payerne nach Locarno in den Berner Alpen am Schreckhorn ab. Der Pilot wurde noch nicht gefunden.

17. Februar 2017: Ein Flugzeug der PC-7-Fliegerstaffel der Schweizer Luftwaffe zertrennt an der WM in St. Moritz das Zugseil einer SRF-Seilbahnkamera. Die Kamera fällt in den Zielraum. Verletzt wurde niemand. Das Verfahren gegen den Piloten wurde eingestellt. Gegen den Ex-Team-Leader der Patrouille Suisse läuft noch eine Anklage.

28. September 2016: Ein Super Puma der Schweizer Luftwaffe stürzt auf dem Gotthardpass ab und gerät in Brand. Die beiden Piloten sterben, der Flughelfer wird verletzt.

29. August 2016: Ein F/A-18-Kampfjet zerschellt im Gebiet des Sustenpasses an einem Berggipfel. Der Pilot wird tot geborgen. Der Flugverkehrsleiter hatte eine zu tiefe Flughöhe angeordnet.

9. Juni 2016: Ein F5 Tiger – wie jener auf der Melchsee-Frutt – stürzt beim Training der Patrouille Suisse für eine Flugshow bei Leeuwarden in den Niederlanden ab. Der Pilot kann sich mit dem Schleudersitz retten und wird leicht verletzt. Anfang Jahr hat die Militärjustiz gegen den Piloten Anklage erhoben.

14. Oktober 2015: Eine zweisitzige F/A-18 stürzt im gemeinsamen Trainingsraum mit Frankreich südöstlich von Besançon ab. Der Pilot wird verletzt. Vergangenen Dezember wird er vom Militärgericht vom Vorwurf des Missbrauchs und Verschleuderung von Material freigesprochen.

23. Oktober 2013: Im Raum Alpnachstad OW zerschellt eine zweisitzige F/A-18 am Lopper. Der Pilot und der Passagier, ein Arzt des fliegerärztlichen Instituts, werden getötet.

30. März 2011: Ein Helikopter des Typs Super Puma stürzt im Urner Maderanertal während eines Ausbildungsflugs im Nebel ab. Der Fluglehrer und sein Schüler werden schwer verletzt.

12. November 2002: Ein PC-7 kollidiert bei Bonaduz GR mit dem Seil der Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis. Zwei Milizoffiziere kommen ums Leben.

12. Oktober 2001: Oberhalb von Crans-Montana VS touchiert ein Alouette-III-Helikopter ein Kabel und geht beim Aufprall in Flammen auf. Die vier Insassen kommen ums Leben.

25. Mai 2001: Bei einem Grenzüberwachungsflug touchiert eine Alouette III bei Delsberg JU ein Kabel und stürzt ab. Der Pilot und drei Grenzwächter werden tödlich verletzt.

14. Oktober 1998: Zwei Trainingsflugzeuge des Typs PC-9 stossen in der Luft zusammen. Während die eine Maschine landen kann, zerschellt die andere bei Oberuzwil SG. Der Pilot stirbt.

7. April 1998: Beim Absturz eines F/A-18-Doppelsitzer-Kampfjets bei Crans VS werden beide Insassen getötet.

12. November 1997: Ein Pilatus-Porter PC-6 stürzt bei schlechtem Wetter in der Nähe von Boltigen BE ab. Der Pilot und vier Soldaten sterben.

20. März 1997: Eine Mirage III RS stürzt bei einem Aufklärungsflug im Raum Ste-Croix VD ab. Der Pilot kommt ums Leben.

4. Juli 1996: Ein Kampfjet Tiger F-5E bohrt sich in Schänis SG nach einem unbeabsichtigten Schleudersitzabschuss in den Boden. Der Pilot überlebt.

22. Juni 1994: Ein ziviler Bell-Jet-Ranger-Helikopter stösst am Unteren Mönchsjoch mit dem Fahrwerk eines Super Puma der Armee zusammen und stürzt ab. Ein britisches Ehepaar und der Pilot kommen ums Leben.

15. April 1994: Beim Absturz eines PC-6-Trainingsflugzeugs am Stockhorn bei Thun BE wird ein Werkpilot des Bundes getötet.

27. April 1993: Eine Maschine des Typs PC-6 stürzt im Gebiet des Finsteraarhorns bei Grindelwald BE ab. Dabei sterben der Pilot und zwei mitfliegende Mechaniker.

22. Oktober 1991: Ein Pilot wird bei einem Helikopterabsturz auf dem Flugplatz Dübendorf ZH getötet. Die Alouette III geriet unmittelbar nach dem Start in eine Drehbewegung und schlug auf dem Boden auf.

(jwe)

Drei Jahre später kam es südlich der aktuellen Absturzstelle im Berner Oberland in der Sustenregion ebenfalls zum Absturz eines Kampfjets. Der Pilot des F/A-18 kam dabei ums Leben. Grund für die Kollision mit einer Bergflanke war mutmasslich eine fehlerhafte Höhenangabe des Flugverkehrsleiteres. Derzeit läuft dazu noch immer eine Untersuchung.

Und noch ein paar Kilometer Luftlinie weiter südlich, am Schreckhorn auf dem Gebiet von Grindelwald, ist im September 2017 ein PC-7-Trainingsflugzeug der Schweizer Luftwaffe abgestürzt. Der Pilot kam dabei ums Leben. Er war auf einem Transitflug von Payerne ins Tessin, als er bei schlechten Sichtverhältnissen in den Berg prallte.

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