Gesamtweltcup-Sieger, Olympiasieger und Gewinner der Disziplinenwertung im Riesenslalom: Marco Odermatt war der beste Skifahrer des Winters. Der 24-jährige Nidwaldner sprach am Hauptsitz seines Ausrüsters Stöckli über seine unheimlich erfolgreiche Saison.
Dienstagnachmittag am Hauptsitz der Skifirma Stöckli in Malters: Marco Odermatt trifft die Belegschaft des Luzerner Skiherstellers zum Apéro. Stöckli-CEO Marc Gläser spricht von einem «denkwürdigen Winter». Mit Odermatt hat man den offiziell besten Skirennfahrer als Markenbotschafter. Welchen wirtschaftlichen Wert die Erfolge des 24-jährigen Nidwaldners für die Firma haben, werde man aber erst in den kommenden Jahren sehen, sagt Gläser.
Am Sonntagnachmittag bekamen Sie die grosse Kristallkugel überreicht. Was ist seither passiert?
Eigentlich renne ich von Termin zu Termin, die Füsse konnte ich jedenfalls noch nicht hochlagern. Am Sonntag bin ich zu meinem Hauptsponsor Red Bull nach Salzburg geflogen, am Montag kehrte ich zurück. Heute steht der Anlass bei Stöckli an. Ich war noch nicht zuhause seit dem Weltcupfinal.
Konnten Sie den Erfolg etwas einordnen?
So richtig realisiert habe ich es noch nicht. Das braucht sicher ein paar Wochen. Aber es sind spezielle Gefühle. Ich spüre Erleichterung, aber auch Genugtuung. Die grossen Emotionen, wie etwa nach dem Sieg in Adelboden, waren es aber nicht.
Sie fahren seit 14 Jahren mit Ski der Firma Stöckli. Wie kam es eigentlich dazu?
Ich war einmal so langsam im Training, dass ich meinen Kollegen fragte, ob ich seine Stöckli-Ski nehmen dürfe. Mit seinem Material war ich direkt eineinhalb Sekunden schneller. Ein paar Tage später habe ich mit diesen Ski auf Anhieb ein Rennen gewonnen. Danach wollte ich zu Stöckli.
Sie haben den Vertrag im letzten Jahr verlängert. Gab es nie die Verlockung, beispielsweise zu Head zu wechseln?
Nein, es gibt keinen Grund, etwas zu ändern. Es ging in den vergangenen Jahren immer aufwärts. Wir wissen bereits, was wir nächste Woche bei den Skitests ausprobieren wollen.
In dieser Woche finden die Schweizer Meisterschaften statt. Werden Sie in St. Moritz dabei sein?
Ich werde den Super-G und den Riesenslalom bestreiten. Ich freue mich auf zwei lockere Skitage. Ich habe viele Kollegen, die auf der FIS-Stufe oder im Europacup fahren. Es wird schön, sie alle wieder einmal zu sehen.
Welche Tipps würden Sie Athletinnen und Athleten aus dem Nachwuchs geben?
Wichtig ist der Spassfaktor. Und man muss ein Teamplayer sein. Für mich ist deshalb ein Privatteam keine Option. Es ist zwar ein Einzelsport, aber abgesehen von den Rennen ist man ein Kollektiv.
Ihre körperliche Verfassung wird immer wieder hervorgehoben. Es heisst, sie seien der kompletteste Athlet bei Red Bull.
Das habe ich jetzt noch nie gehört (lacht). Mein Konditionstrainer ist natürlich sehr gut. Die Grundlagen dafür wurden aber schon beim Nidwaldner Skiverband, bei der Talentförderung in Hergiswil oder der Sportmittelschule in Engelberg geschaffen. In den letzten drei Jahren haben wir im körperlichen Bereich sicher nochmals Gas gegeben.
Wie war es bei Olympia rückblickend möglich, nach zwei verpatzten Speedeinsätzen den Riesenslalom zu gewinnen?
Das war nicht einfach. Ich habe mir bei den Speedrennen Medaillenchancen ausgerechnet, doch es ging in die Hose. Ich hatte dann gute Gespräche mit meinem Konditionstrainer, der immer sehr gut beobachtet. Ich versuchte, den Riesenslalom als einzelnes Ereignis anzuschauen, getrennt von Abfahrt und Super-G. Ich hatte zwei sehr schlechte Nächte, aber am Tag des Riesenslaloms fühlte ich mich gut.
Welche Festivitäten sind noch geplant?
Am 10. April wird es in Nidwalden noch einen grossen Empfang geben. Die inoffiziellen Dinge behalten wir inoffiziell (lacht).