Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Monza rollen die Wagen hinter dem Safety Car ins Ziel. Mit dem schlechten Ende für Ferrari. Kein Sieg, den holt sich der Dominator aus den Niederlanden. Der Titel winkt im nächsten Rennen.
Max Verstappen hat mit seinem Premieren-Sieg in Monza den Tifosi die rote Ferrari-Party verdorben und sich unter Pfiffen von den Rängen bereits für das nächste Rennen in Titelposition gebracht. Der 24 Jahre alte Formel-1-Weltmeister und WM-Spitzenreiter fuhr am Sonntag beim Grossen Preis von Italien im Red Bull von Startrang sieben zum Sieg - hinter dem Safety Car.
Vor weit über 100 000 enttäuschten Fans sowie auch Italiens Präsident Sergio Mattarella und Monacos Fürst Albert musste sich Charles Leclerc in seinem Ferrari trotz Pole am Ende hilflos mit dem zweiten Platz abfinden. Dritter wurde George Russell im Mercedes. Zu überzeugen wusste auch Guanyu Zhou im Alfa Romeo Sauber. Der Chinese profitierte vom späten Ausfall Daniel Ricciardos und erbte den zehnten Rang, der ihm einen Saisonpunkt einbrachte. Teamkollege Valtteri Bottas musste sich mit dem 13. Platz zufriedengeben.
Der Druck auf Leclerc und Ferrari war enorm, die Begeisterung der Tifosi grenzenlos, die Stimmung gigantisch. Endlich wieder vor vollen Rängen ohne Einschränkungen der Corona-Pandemie wurden schon die Installationsrunden zum Fest auf den Tribünen. Strahlender Sonnenschein liess auch das Gelb am SF-75 zu Ehren der Heimat von Firmengründer Enzo Ferrari so richtig strahlen.
Leclerc hatt sich die Pole mit einer famosen finalen Runde am Samstag gesichert, dahinter hatte die Rechnerei nach einem Reigen an Startplatzstrafen begonnen. Betroffen war davon auch Verstappen, der von zwei auf sieben in der Startposition zurückfiel und Sainz, der von drei auf 18 musste.
Die grosse Gefahr für alle auf dem vor 100 Jahren erbauten Autodromo Nazionale di Monza: Kurve eins. Doch alles ging gut. Leclerc verteidigte seine Pole, die Zuschauer flippten wieder aus, Russells Attacke blieb ohne Folgen. Gleich zwei Plätze gut machte Verstappen. «Wir schmeissen vielleicht nicht die Party, aber ganz so schnell sollte man nicht mit dem Feiern beginnen», hatte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko vor dem Start bereits betont. Und Verstappen, nach der Sommerpause Sieger zuletzt in Spa-Francorchamps und den Niederlanden, holte weiter auf. In der fünften Runde überholte er schliesslich unmittelbar vor der Schikane schon Russell.
Nun wurde es zum erhofften und spannenden Duell des Titelverteidigers, der noch nie bis dahin in Monza gewinnen konnte und vor einem Jahr bei einem bösen Crash auf Lewis Hamiltons Wagen gelandet war, und Leclerc, dem in der WM bereits hoffnungslos zurückliegenden gleichaltrigen Ferrari-Star. 109 Punkte trennten die beiden vor dem 16. von 22 Saisonrennen.
Verstappen beliess es erstmal bei einem Rückstand von anderthalb bis knapp zwei Sekunden. Anders als noch in seinen wilderen Jahren agierte der hochbegabte Niederländer kontrollierter, kalkulierender. Auf Ferrari lastete vor allem nach reichlich Patzern und Strategiefehlern beim Heimspiel der Druck, Ferrari-Boss John Elkann verfolgte das Geschehen auch an Ort und Stelle.
«Wenn Verstappen zu Plan C wechselt, machen wir Plan B, einverstanden», funkte der Kommandostand der Scuderia an Leclerc. Der abgestellte Aston Martin löste dann aber eine virtuelle Safety-Car-Phase aus. Plan A nun bei Ferrari: Leclerc kam an die Box für neue, mittelharte Reifen und reihte sich hinter Verstappen und Russell wieder ein.
Verstappen blieb draussen, er und seine Crew wussten: Leclercs Gummi müssten lange durchhalten. Knapp zur Hälfte der 53 Runden wurden an Verstappens Wagen die Medium-Reifen aufgezogen. Die zwei entscheidenden Fragen: Würde er Leclerc bei nun über zehn Sekunden Rückstand einholen können oder würde Leclerc noch einmal an die Box müssen?
Dann der Funkspruch an den Monegassen: «Box, Box.» Leclerc bekam die schnellste Mischung. 20 Runden waren noch zu fahren, 20 Sekunden betrug etwa der Rückstand. Sechs Runden vor dem Ende blieb dann der McLaren von Daniel Ricciardo stehen. Das Safety Car musste raus, Verstappens Vorsprung war dahin. Die Duellanten bekamen für den Showdown noch mal neue Reifen. Doch es dauerte, bis der Wagen abgeschleppt war. Zu lange, das Rennen endete hinter dem Safety Car. (dpa/ldm)