Russischer Angriff
«Verkraftbar»: Zug rechnet wegen Krieg in der Ukraine mit weniger Steuereinnahmen

Wegen seiner Bedeutung im weltweiten Rohstoff- und Finanzhandel hat der Krieg in der Ukraine für Zug zwar direkte Folgen. Doch der Kanton versichert, die tieferen Steuereinnahmen seien «verkraftbar».

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Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler nimmt am Freitag mit drei weiteren Regierungsmitgliedern Stellung zu Auswirkungen des Ukraine-Kriegs.

Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler nimmt am Freitag mit drei weiteren Regierungsmitgliedern Stellung zu Auswirkungen des Ukraine-Kriegs.

Keystone

Die Regierung des Kantons Zug trat am Freitag mit einem Grossaufgebot vor die Medien. Vier von sieben Mitgliedern des Regierungsrats wollten die Folgen des Ukraine-Krieges für den Wirtschaftsstandort erläutern. Denn: Zug gilt neben Genf, Lugano und Zürich als wichtige Drehscheibe für den russischen Rohstoffhandel. Zudem sind in dem Zentralschweizer Kanton verschiedene russische Staatsangehörige wohnhaft, darunter beispielsweise der Oligarch Viktor Vekselberg.

In einer Mitteilung liess die Kantonsregierung verlauten, dass die Folgen des Kriegs auf die Weltkonjunktur vermutlich «stärker spürbar» sein werden als die internationalen Sanktionen für russische Unternehmen im Kanton. Gemäss der Steuerperiode 2020 nahm Zug von den russischen Gesellschaften und Staatsangehörigen insgesamt rund 29 Millionen Schweizer Franken ein. Davon habe der Kanton rund 21 Millionen Franken erhalten. Finanzdirektor Heinz Tännler sagte vor den Medien, dass dieser Betrag für den Kanton zwar einen substanziellen Beitrag darstelle. «Ihr Wegfall ist aber mehr als verkraftbar», unterstrich er.

Keine intransparenten Deals mit Russen

Im Kanton sollen etwa 40 Unternehmen mit Beziehungen zu Russland etwa 900 Arbeitsplätze bieten. Im Vergleich zu den insgesamt 37'000 gemeldeten Unternehmen die 117'000 Mitarbeitende beschäftigen ist das wenig. Allerdings betonte Volkswirtschaftsdirektion Silvia Thalmann, dass es sich um Schätzungen handle. Zudem seien Tochterunternehmen von russischen Firmen nicht berücksichtigt worden.

Zug steht denn auch immer wieder in der Kritik, beliebte «Briefkasten»-Heimat undurchsichtiger Firmenkonstrukte zu sein. Vereinfacht gesagt: Wo es nur eine Postadresse gibt, dürfte dies für den Arbeitsmarkt nun denn auch weniger grosse direkte Folgen haben.

Finanzdirektor Heinz Tännler wehrte sich jedoch gegen den Vorwurf, die Zuger Steuerverwaltung würde intransparente Deals mit den russischen Unternehmen abschliessen. «Wir sind keine Bananenrepublik», so Tännler. Der Kanton halte alle kantonalen, nationalen und internationalen Standards ein, betonte er.

Der Kanton Zug verurteilt weiter den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Die Regierung gibt zudem bekannt, sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem osteuropäischen Staat vorzubereiten und 250'000 Franken Soforthilfe zu sprechen.

Verwirrung um Nord Stream 2

Für Verwirrung hatte in den letzten Tagen Meldungen um die in Zug ansässige Betreibergesellschaft der russischen Gaspipeline Nord Stream 2 gesorgt. Nachdem zuerst Wirtschaftsminister Guy Parmelin am Montagabend und später auch die Zuger Volkswirtschaftsdirektion Silvia Thalmann einen Konkurs des Unternehmens verkündet hatten, dementierte Nord Stream 2 am Mittwoch, ein entsprechendes Verfahren beantragt zu haben.

Am Freitag sagte nun Thalmann, der Kanton habe Informationen erhalten, dass die Konten von Nordstream 2 gesperrt sind. «Das hat für uns geheissen, dass eine de facto Insolvenz besteht.»

Deutschland hatte – als Ankunftsland der inzwischen fertiggestellten Pipeline in Westeuropa – nach Ausbruch des Krieges die Zertifizierung von Nord Stream 2 gestoppt. Das russische Aussenministerium hatte die Bundesregierung dafür scharf kritisiert. Nord Stream 2 ist eine Tochtergesellschaft des russischen Gaskonzerns Gazprom und hat ihren Hauptsitz in Zug. Im Verwaltungsrat sitzt etwa auch Gerhard Schröder.

Der ehemalige SPD-Bundeskanzler wird dafür seit Jahren wie auch in den letzten Wochen hart kritisiert. Die USA verhängten bereits früher Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG und untersagten damit weitere Geschäfte mit dem Unternehmen. (dpo/sat/dpa)

Die Medienkonferenz zum Nachschauen

Video: Keystone-SDA