Die Höchstspannungsleitung über den Grimselpass muss erneuert werden. Eine Gelegenheit, Eisenbahn und Stromleitung in einem neuen Tunnel zu kombinieren. Nun schickt der Bund zwei Vorschläge ins Rennen.
Die Idee ist visionär. Und wird sie umgesetzt, hätte sie grosse Folgen – nicht nur für das Stromnetz in der Schweiz und in Europa, sondern auch für den öffentlichen Verkehr zwischen der Zentralschweiz, dem Bernbiet, Wallis und Graubünden.
Darum geht es: Die neue Grimselbahn soll gleichzeitig die bisherigen Schmalspurnetze der Zentralbahn und der Matterhorn-Gotthard-Bahn miteinander verbinden und im Bahntunnel Platz bieten für die neue Grimsel-Höchstspannungsleitung. Wie das Bundesamt für Energie (BFE) am Donnerstag an einer Online-Medienkonferenz informierte, ist dies nun auch für den Bund eine von zwei denkbaren Varianten bei der anstehenden Erneuerung der Stromleitung über den Grimselpass.
Denn unbestritten ist: Die 27 Kilometer lange Höchstspannungsleitung zwischen Innertkirchen (BE) und Ulrichen (VS) ist über 60 Jahre alt und muss ersetzt werden. Und sie soll neu grösstenteils unterirdisch verlaufen, dies aus Gründen des Landschaftsbildes wie auch aus Sicherheitsgründen.
Zudem soll im Rahmen der Erneuerung auch gleich eine spätere Spannungserhöhung von 220 auf 380 Kilovolt vorbereitet werden. Diese Kapazitätserhöhung ist laut dem BFE nötig, um die steigende Stromproduktion aus Wasserkraft in den Kantonen Bern, Wallis und Tessin ins Mittelland zu transportieren um damit die Versorgungssicherheit in der Schweiz langfristig zu stärken.
In den vergangenen eineinhalb Jahren hat eine vom Bundesamt für Energie eingesetzte Begleitgruppe insgesamt sechs Varianten für den Ersatz der Höchstspannungsleitung geprüft. In der Begleitgruppe waren verschiedene Bundesstellen, die Stiftung für Landschaftsschutz Schweiz sowie die Standortkantone Bern und Wallis vertreten.
Nach der Beurteilung von 39 Kriterien aus den Bereichen Raumentwicklung, Umwelt, Technik und Wirtschaftlichkeit empfiehlt die Begleitgruppe nun eine Erdverkabelung zwischen Innertkirchen und Oberwald (23 km) und eine Freileitung zwischen Oberwald und Ulrichen (4.5 km). Für den Bereich der unterirdischen Leitung stellt das Bundesamt für Energie zwei Varianten vor:
Unabhängig von den Varianten rechnet Swissgrid für die gesamte Leitung zwischen Innertkirchen und Ulrichen mit Investitionskosten zwischen 210 und 250 Millionen Franken. Wie ein Vertreter der Netzgesellschaft am Donnerstag vor den Medien sagte, würde das Erdkabel in jedem Fall das längste der Schweiz.
Als nächsten Schritt werden die beiden Varianten des Bundes im Juni nun während dreier Monate in eine Mitwirkung geschickt. Nach der Auswertung der Eingaben wird das BFE dem Bundesrat dann eine Empfehlung zur Variantenwahl abgeben. Bis Ende Jahr soll dieser dann einen Entscheid fällen, wie es am Donnerstag vor den Medien hiess.
Bund und Grimselbahn informieren Interessierte am 1. Juni in Innertkirchen und 2. Juni in Oberwald. In Visp informiert Swissgrid zudem vom 20.–25. Mai an der Oberwalliser Frühjahrsmesse über alle laufende Leitungsprojekte.