Die einen freuen sich auf Halloween, die anderen ignorieren den Brauch komplett. Zeit für einen Schlagabtausch zwischen Mutter und Sohn.
An jedem 31. Oktober freute ich mich auf Freunde, Süssigkeiten und Spannung in der Dunkelheit. Logisch, jetzt bin ich älter und betreibe Halloween nicht mehr so traditionell, aber damals war es wirklich unfassbar.
Halloween gingen wir strategisch an. Wir überlegten, in welchen gut betuchten Quartieren wir die besten Süssigkeiten bekommen würden. Wir gingen in Zweiergruppen vor. Schon beim ersten Mal gab uns ein nettes Mami oder ein reicher Vater etwas. Dann kamen wir zum zweiten Mal, bei dem sie uns noch mehr Süssigkeiten gaben, was ich nie richtig kapiert habe.
Egal, Hauptsache mein Sack füllte sich. Es war Wettkampf, und ich zum Glück nie der Verlierer. Vor Älteren hatten wir Respekt, weil sie uns sonst nachrannten. Die wahren Monster des Abends waren aber die spiessigen Erwachsenen.
Einmal öffnete ein alter Mann, der uns anschrie, er habe es satt, und die Tür zuschletzte. Mein Freund fand das gar nicht lustig und holte ein 6er-Pack Eier aus seinem Sportrucksack. Beim ersten Treffer stürmte der Mann heraus und schimpfte. Wir rannten natürlich weg – unter Lachensgeschrei und voller Adrenalin.
Wenn die halbe Nation ihre orange leuchtenden Kürbisköpfe in Fenster und vor Hauseingänge stellt, fühle ich mich wie all die post Halloween vergessenen Kürbisse Mitte nächster Woche: zusammengefallene erschöpfte Fratzen.
Was für andere ein unbeschwerter Spass, ist für mich eine Tortur. Zu laut, zu düster, zu hektisch! Ich assoziiere mit Halloween die Geisterbahn. Während andere dafür bezahlen, im Dunkeln durch Trockeneislandschaften gekarrt zu werden, um minutenlang von lauter Musik, zuckenden Stroboskopstrahlern oder Gestalten, die verstörende Geräusche machen, erschreckt zu werden, kaufe ich mir lieber eine riesige Gute-Laune-Zuckerwatte.
Halloween macht mir Angst, nervt und könnte für mich gestrichen werden. Ginge es nach mir, ich würde nicht einmal die Haustür öffnen, wenn Knirpse klingeln und erwartungsvoll «Süsses oder Saures» schreien. Aber so weit gehe ich dann doch nicht. Denn sicher lauern da draussen ein paar übermotivierte Halloween-Mami, die ihre Kinder begleiten und alles aus sicherer Distanz beobachten. Die fänden mich sicher eine böse Hexe.